Der Rentenberater Walter Vogts aus Karlsruhe (er wohnt in Ilbesheim, Südliche Weinstraße) ist nicht nur unser 3.000stes Mitglied, sondern mit 82 Jahren wahrscheinlich auch unser Ältestes. Er wurde vor 50 Jahren Rentenberater und bringt in den VGSD seine Erfahrung und Leidenschaft für ein Thema ein, das für uns alle von großer Bedeutung ist.
Im Gespräch mit Walter Vogts
Wir haben unser 3.000 Mitglied gerade angerufen, gratuliert und das folgende Interview aufgezeichnet.
VGSD: Wo erreiche ich dich gerade?
Walter Vogts: Vor meinem Mac, ich arbeite an der Verfeinerung eines Textes, der in den nächsten Tagen veröffentlicht wird.
VGSD: Wie bist Du denn auf den VGSD aufmerksam geworden?
Walter Vogts: Durch einen deiner Newsletter! Wir sind ja auf XING vernetzt, ich hatte dir dort eine positive Rezension zu deinem Buch "XING optimal nutzen" geschrieben. Als du den VGSD gegründet hast, wurde ich Interessent und kriege seitdem regelmäßig eure Mitteilungen.
VGSD: Und was hat Dich veranlasst, gerade jetzt Vereinsmitglied zu werden?
Walter Vogts: Das war eine Augenblicks-Entscheidung, als ich heute morgen eure E-Mail sah mit dem Hinweis auf eure Erfolge, aber auch auf das, was jetzt in Hinblick auf die Koalitionsbeschlüsse alles an Arbeit ansteht.
Unser wahrscheinlich dienstältestes Mitglied: Seit 56 Jahren selbstständig, seit 50 Jahren als Rentenberater
VGSD: Seit wann bist du selbstständig und was machst Du genau?
Walter Vogts: Im Mai 1968 wurde ich als Rentenberater zugelassen und war dann in einer von mir gegründeten Partnerschaftsgesellschaft tätig, jetzt führen mein Sohn und meine Tochter die Beratungspraxis fort, gewissermaßen in zweiter Generation. In wenigen Monaten feiere ich also das 50-jährige Jubiläum als Rentenberater!
Selbstständig bin ich sogar schon etwas länger. 1962 wurde ich Steuerberater, das hieß anfangs noch Steuerbevollmächtigter. Bis 1972 habe ich dann Renten- und Steuerberatung parallel betrieben, seitdem bin ich ausschließlich Rentenberater. Noch heute kooperiere ich für einzelne Mandate mit Steuerberatern. Da ist es hilfreich, wenn man die gleiche Sprache spricht.
VGSD: Warum hast du dich auf die Rentenberatung spezialisiert?
Walter Vogts: Ich habe damals, in der Zeit um 1968 gesehen, wie viele unbedarfte Renten-Entscheidungen getroffen wurden. Ich wollte das für die Mandanten besser gestalten. Damals bestand zum Beispiel für Angestellte und Ehegatten die Möglichkeit zur Befreiung von der Rentenversicherung. Jeder, der auf sich hielt, ließ sich befreien und schloss eine private Lebensversicherung ab. Zugleich gab es aber sehr lukrative Nachzahlungsmöglichkeiten. Der Gang zum Rentenberater war ein Geheimtipp. Heute ist es immer noch ein Geheimtipp, wobei es für Leute, die auf die 60 zugehen, fast noch interessanter ist als damals.
Ich werde für Gehirnjogging bezahlt
VGSD: Du bist jetzt 82 Jahre und immer noch selbstständig. Was sagst du zu denen, die am liebsten mit 50 mit dem Arbeiten aufhören wollen?
Walter Vogts: Ich würde ihnen empfehlen, ihren Arzt zu fragen, ob ihnen der frühe Ruhestand bekommt. Andere in meinem Alter bezahlen für das Gehirnjogging, ich werde noch dafür bezahlt, dass ich mein Gehirn bewege. Selbstständige, denen ihr Beruf Spaß macht und die den Umfang ihrer Tätigkeit selbst steuern können, hätten wahrscheinlich die geringsten Probleme mit einem späteren Renteneintrittsalter.
Ich mache mich aber auch sehr, sehr rar und befasse mich nur noch mit wenigen Spezialfällen, die interessant und für die Betroffenen wichtig sind. Mein Angebot heißt "Zweitmeinung Rentenberater" und ich beschäftige mich mit kniffligen Fällen, wo schon was schiefgelaufen ist oder wo man fragt: 'Soll man das wirklich tun? Soll man dazu wirklich einen Prozess führen?'
Zu mir kommen die Leute direkt, meist auf Empfehlung von Rechtsanwälten und Steuerberatern, aber auch aufgrund von Fachveröffentlichungen und Suchen im Internet, mit einem Bündel Unterlagen oder mit einer Idee, die man dann gemeinsam weiterentwickelt. Es ist inhaltlich nach wie vor die typische Berufstätigkeit eines Rentenberaters, aber bewusst spezialisiert und auf die Spitze getrieben.
Ich hole während meiner aktiven Zeit nicht immer möglichen Urlaub jetzt nach und verreise oft und gerne zusammen mit meiner Frau. Wir lieben Kreuzfahrten und Inseln wie Helgoland und Teneriffa. Hauptsache es ist Wasser in der Nähe!
"Rentenberater sind nun mal so"
VGSD: Du warst sechs Jahre lang Chefredakteur der Verbandszeitschrift "Die Rentenversicherung" und hast nun ein Buch veröffentlicht: "Rentenberater sind nun mal so". Was ist denn so eine typische Marotte, an der man einen Rentenberater erkennen kann?
Walter Vogts: Oh, da muss ich aber vorsichtig sein. Wir sind ... (er lacht...), oh, da kriegst du jetzt spontan keine Antwort, das ist mir zu gefährlich. Das Buch habe ich aus 60 Editorials zusammengestellt. Nun, ich bin gebürtiger Rheinländer, ich kann auch mal lachen. Das merkt man dem Buch an und entsprechend sind auch die Reaktionen der Leser.
VGSD: Du warst also in Verbänden aktiv?
Walter Vogts: Ja, ich habe zwei Berufsverbände mitgegründet und bin dort auch Ehrenmitglied: Den Bundesverband der Rentenberater sowie den Bundesverband der Versicherungsberater. Für den Rentenberaterverband habe ich die eben erwähnte Zeitschrift gemacht. Heute habe ich keine Ämter mehr, nehme aber immer noch gerne an Verbandstreffen und insbesondere den Fortbildungsveranstaltungen teil.
Wir stehen vor einer Neuregelung der sozialen Sicherung von Selbstständigen, ihr habt da eine Menge Arbeit vor euch
VGSD: Was beschäftigt Dich in Hinblick auf das Thema Selbstständigkeit am meisten?
Walter Vogts: Ich bin fachlich nach wie vor sehr interessiert nicht nur am Thema Rentenversicherung und anderen Formen der Altersvorsorge, sondern auch an der Kranken- und Pflegeversicherung. Darüber hinaus habe ich mir ein oft verdrängtes, aber wichtiges Thema auf die Fahnen geschrieben: die gesetzliche Unfallversicherung für Selbstständige.
VGSD: Was wünscht Du Dir vom VGSD? Was sollten wir in den nächsten sechs Monaten unbedingt machen?
Walter Vogts: Wir stehen vor einer Neuregelung der sozialen Sicherung von Selbstständigen. Ich wünsche mir, dass ihr vordenkt und vorarbeitet, die nötige Kärrnerarbeit zur Vorbereitung der Dinge macht, die im Koalitionsvertrag in Bezug auf die Selbstständigen stehen. Um die Vorstellungen der VGSD-Mitglieder einzubringen und durchzusetzen, ist eine gute Pressearbeit wichtig und dass ihr den Kontakt zu den zuständigen Ministerien und Entscheidern sucht und findet. Ihr habt da eine Menge Arbeit vor euch. Wenn ich euch dabei mit meiner Erfahrung unterstützen kann, mache ich das gerne.
Du möchtest Kommentare bearbeiten, voten und über Antworten benachrichtigt werden?
Jetzt kostenlos Community-Mitglied werden