Der Experte teilt seine Erfahrungen zur Corona-Krise:
“Während des Kursverfalls in der Coronakrise schrumpfte das Nettoververmögen von mir, binnen weniger Tage, um mehrere Zehntausend Euro, denn das Wertpapierdepot wurde entsprechend in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch konnte ich ruhig schlafen. Denn erstens musste ich im betreffenden Zeitraum kein Geld entnehmen, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren – es wäre ein schlechtes Timing gewesen (das sich durch eine Geldreserve auf dem Konto verringern lässt). Zweitens wusste ich, dass die Kurse auch wieder steigen würden. Dass es so schnell gehen würde, hat mich überrascht – ich hatte eher mit Jahren als mit Monaten gerechnet. Auch in der Phase der Börsenkrise habe ich stur weiter investiert.
Effekt: Das frisch investierte Geld hat von der Kurserholung entsprechend profitiert.
Anfang der 1990er-Jahre kaufte ich die ersten Wertpapiere (gut verzinste Bundesschatzbriefe). 1998 kaufte ich die ersten Einzelaktien. Seitdem habe ich viel Auf und Ab erlebt. So konnte ich verstehen: Dieses Auf und Ab gehört dazu. Daher hat mich der Corona-Kurssturz nicht mehr stark beunruhigt, obwohl ich vom Naturell her eher ein sensibler Mensch bin.”
Nun stehen wir aktuell schon in oder vor der nächsten Krise. Die Konjunkturaussichten sind trüb. Die Ära des billigen Geldes ist vorbei. Wir haben derzeit eine Mischung aus hoher Inflation, rasch steigenden US-Zinsen und schwachem Wirtschaftswachstum. Diese Mischung zieht die Kurse derzeit nach unten und wird vermutlich noch eine Weile so weitergehen.
Lohnt sich das Investieren in ETFs auch in diesen Zeiten? In Zeiten der Inflation? Wichtig ist es zunächst einmal, Nominal- und Realrendite zu unterscheiden. Entscheidend ist die reale Rendite deines Portfolios. Das ist das, was nach Abzug der Inflation übrig bleibt.
Wenn es zum Beispiel heißt, dass der MCSI World Index von 1970 bis 2016 eine Durchschnittsrendite von 7,8 % pro Jahr erwirtschaftet hat, ist hier die Nominalerendite gemeint. Real ist sie niedriger. Berücksichtigen wir die Inflation, hat der MSCI World Index von 1970 bis 2016 eine durchschnittliche Realrendite von 5% p.a. erwirtschaftet. Sie ist entscheidend, da sie dem Kaufkraftgewinn entspricht.
Blicken wir zurück, zeigt sich, dass Inflation und Rendite oft negativ korrelierten. Das heißt: In Phasen steigender Inflation weisen die Renditen eine fallende Tendenz auf. Die Inflationsrate steigt, die Börsenkurse sinken.
Das Übereinanderlegen der Rendite vom MSCI World mit der Inflation zeigt, warum Aktien kurz- und mittelfristig keinen zuverlässigen Inflationsschutz bieten. Denn es gibt immer wieder Zeiträume (z.B. 1972 – 1975, 2001 – 2003) von mehreren Jahren mit hohen Inflationsraten und gleichzeitig negativen Aktienrenditen. Das bedeutet: Für diese Zeiträume haben die Anleger durch ihre Aktienanlage einen Werteverlust zusätzlich zur Inflation erlitten.
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