Phase 1: Rausfinden, wie viel ich überhaupt brauche (Eine – finanzmathematisch gut untersuchte – Daumenregel lautet: Das 25-fache dessen, was Du pro Jahr brauchst.)
Phase 2: Sparen und Investieren. Wenn ich eine Rentenlücke von 1.000 Euro habe, kann ich diese mit 300.000 Euro schließen, wenn diese in breit streuende ETFs investiert sind (Grafik: Lückenwaage)
Phase 3: Stoppen der Einzahlungen:
Zunächst gilt: Ist Dein Anlageziel erreicht, brauchst Du kein weiteres Geld mehr zu investieren. Je nachdem, wann Du mit dem Investieren begonnen und welche Ziele Du verfolgt hast kann dies schon deutlich vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter der Fall sein.
Kein weiteres Geld mehr investieren zu müssen, wird bereits eine spürbare Entlastung sein. Hast Du bisher beispielsweise durchschnittlich 40 Prozent Deines verfügbaren Haushaltseinkommens investiert, ist dies jetzt nicht mehr nötig. Das heißt zugleich: Du kannst Deine Arbeitszeit entsprechend zurückfahren, ohne dass dies zu Einbußen beim Decken der Lebenshaltungskosten führen würde – weder jetzt noch später. Das bringt bereits einen deutlichen Freiheitszuwachs.
Du kannst freilich auch weiter arbeiten wie bisher und auch weiter investieren – doch dann würdest Du über das Genug hinausschießen. Prüfe, ob Du dies wirklich willst. Oder ob Du die gewonnene Zeit lieber dazu nutzen magst, um Dich stärker anderen Themen zu widmen, die Dir wichtig sind.
Phase 4: Decken der Lebenshaltungskosten aus dem Vermögen.
Ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Du Deine Lebenshaltungskosten komplett aus arbeitsunabhängigen Einnahmen decken willst, stellt sich die Frage, wie Du das nun konkret machst.
Ein Weg besteht darin, die ETFs im Depot zu lassen und von Hand ETFs in der Höhe zu verkaufen, wie sie benötigt werden (zum Beispiel einmal pro Quartal für drei Monate oder einmal im Jahr für zwölf Monate).
Du entnimmst dabei im Jahr maximal 4 Prozent Deines Depotwertes, den es bei Beginn der Entnahme hatte. Beispiel: Das Portfolio ist zu Rentenbeginn 100.000 Euro wert. Eine Entnahmerate von 4 Prozent bedeutet, dass Jahr für Jahr (inflationsbereinigte) 4.000 Euro daraus entnommen werden.
Das wurde finanzmathematisch intensiv untersucht. Das hier etwas vereinfachte Ergebnis: Betrug die Entnahmerate der untersuchten Portfolios nicht mehr als 4 Prozent, überlebte das Portfolio in allen getesteten Zeiträume mindestens 30 Jahre lang – ohne komplett aufgebraucht zu werden.
Heißt: Wer mit 65 in Rente ging, wäre also bis zum 95. Lebensjahr in keiner der getesteten 30-Jahres-Zeitspannen bankrott gegangen.
Daher wird die Entnahmerate von 4 Prozent als Safe Withdrawal Rate (SWR) bezeichnet, also als „sichere Entnahmerate“. Das Wort „sicher“ bezieht sich dabei nur auf die untersuchte Vergangenheit. Über die Zukunft können auch finanzmathematische Studien keine verlässlichen Aussagen machen. Würde eine Revolution kommen wie 1917 in Russland – mit Enteignungen und Abschaffung des Privateigentums – nützte einem auch das schönste Depot nichts. In solchen geschichtlichen Phasen ist froh, wer mit dem Leben davon kommt.
Doch für den Fall, dass sich unsere Gesellschaft weiter so entwickelt wie in den vergangenen Jahrzehnten (selbst einschließlich so großer Krisen wie dem Zweiten Weltkrieg), ist die 4-Prozent-Regel ein erster Richtwert.
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