Das Geschäftsklima für Selbstständige hat sich im April überraschend verschlechtert. Auch die Lücke zur Gesamtwirtschaft ist wieder größer geworden. Die wirtschaftliche Situation bleibt fragil.
"Das Geschäftsklima bei den Selbständigen hat sich im April wieder etwas eingetrübt. Zum einen wurde die aktuelle Lage nur noch punktuell positiv bewertet, zum anderen fielen die Geschäftserwartungen wieder öfter pessimistisch aus", sagt Katrin Demmelhuber vom ifo-Institut. Der Aufwärtstrend der vergangenen Monate ist damit fürs Erste gestoppt.
Das Geschäftsklima setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten über ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen. Im Vergleich zum Vormonat hat sich das Geschäftsklima bei den Selbstständigen überraschend stark um 5,0 Punkte verschlechtert; bei der Gesamtwirtschaft hingegen leicht verbessert (plus 0,7 Punkte).
Solo-und Kleinstunternehmer/innen bewerteten insbesondere ihre Geschäftslage deutlich schlechter als die Gesamtwirtschaft. Im Vergleich zum März verschlechterte sich der Indikator um 6,6 Punkte – das ist der stärkste Rückgang seit Dezember 2021. "Die Entwicklung in der Gesamtwirtschaft fällt gegenläufig aus, hier nahm der Pessimismus bei den Erwartungen nochmals ab und das Klima klarte weiter auf", sagt Demmelhuber. Insgesamt hat sich dadurch die Lücke bei der Geschäftslage zwischen Selbstständigen und Gesamtwirtschaft auf 15,1 Punkte vergrößert.
Ist der Aufschwung gestoppt?
Die Jimdo-ifo-Befragung zeigt darüber hinaus, dass sich das Geschäftsklima bei Solo- und Kleinstunternehmer/innen in allen Sektoren (Verarbeitendes Gewerbe, Dienstleister, Bau und Einzelhandel) verschlechtert hat. Auch bei den Geschäftsaussichten überwogen diesmal die negativen Einschätzungen. Zudem nimmt die Unzufriedenheit mit der Auftragslage zu. Die Umsatzerwartungen bleiben immerhin zuversichtlich, wurden allerdings von einem hohen Niveau nach unten korrigiert. Dies zeigt: Die Realität kann mit den Hoffnungen auf eine verbesserte Geschäftssituation nicht Schritt halten; der Aufschwung bleibt fragil.
"Gegenüber März nahm die Unsicherheit fast überall leicht zu. Eine Ausnahme stellt der Einzelhandel dar, hier geht sie diesmal etwas zurück. Diese Entwicklungen sind bei den Selbstständigen wie in der Gesamtwirtschaft zu beobachten", fasst Expertin Demmelhuber zusammen. Eine erfreuliche Erkenntnis der Befragung: Die Preiserwartungen scheinen sich (endlich) zu beruhigen: der Indikator notiert auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im August 2021. Damals lag die Inflation "nur" bei 3,8 Prozent.
"Der Aufschwung ist kein Selbstläufer"
"Der aktuelle Dämpfer zeigt, dass der Aufschwung der vergangenen Monate kein Selbstläufer ist", sagt VGSD-Vorstand Andreas Lutz. "Es ist für die Politik jetzt endlich an der Zeit, konkrete Maßnahmen zu beschließen, um die Lage von Selbstständigen zu verbessern und ihnen Planungssicherheit zu bieten." Die Liste an Projekten und Vorschlägen hierfür ist lang: Der VGSD fordert etwa schon seit Langem die Mindestbeiträge für die Gesetzliche Krankenversicherung zu senken und für Rechtssicherheit bei der Statusfeststellung zu sorgen.
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Dass das ifo Institut gemeinsam mit Jimdo und VGSD seit mehr als einem Jahr jeden Monat differenziert nach kleinen und großen Unternehmen über Geschäftslage, -erwartungen, -klima und andere wichtige Entwicklungen berichten kann, verdanken wir dem Engagement vieler Vereinsmitglieder, die sich für das ifo Panel registriert haben und regelmäßig online einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Willst auch du mitmachen und zu mehr Transparenz über die wirtschaftliche Situation von Solo- und Kleinstunternehmer/innen beitragen? Hier erfährst du, wie das geht!
Mehr Infos zum Jimdo-ifo-Index findest du in diesem Aufsatz: er enthält eine sehr nützliche Zusammenfassung über die Lage der Selbstständigen in Deutschland und beschreibt die aktuelle Datenlage.
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