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Hebamme aus Ingolstadt mit guten Chancen auf den bürokratiekritischen „Werner-Bonhoff-Preis“ 2015

Den heutigen internationalen Hebammentag hat die Werner-Bonhoff-Stiftung genutzt, um auf eine aussichtsreiche Kandidatin für ihren mit 50.000 Euro dotierten „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§-Dschungel aufmerksam zu machen.

Für den Preis nominiert wurde die Hebamme und Inhaberin des Geburtshauses Ingolstadt Sabine Schmuck. Sie kritisiert seit langem die prekäre wirtschaftliche Situation von freiberuflichen, Geburtshilfe leistenden Hebammen in Deutschland. Viele ihrer Kolleginnen geben die Geburtshilfe auf, da sie die hohen und stetig steigenden Prämien der Berufshaftpflichtversicherung für Geburtshilfe nicht mehr erwirtschaften können.

Mit einer erfolgreichen Online-Petition beim Deutschen Bundestag (52.478 Mitzeichner) hat Sabine Schmuck auf die Gefahren dieser Entwicklung hingewiesen.

Kosten verfünffachen sich - Honorar bleibt unverändert

Zum Hintergrund: Hebammen sind verpflichtet, eine Berufshaftpflichtversicherung abzuschließen. Für Hebammen, die Geburtshilfe leisten, stieg die Jahresversicherungsprämie in den letzten 10 Jahren um ca. 400 Prozent und wird ab Juli 2015 bei 6.274,32 Euro liegen. Ohne Geburtshilfe liegen die Prämien deutlich niedriger, nämlich bei 457,20 Euro.

Das Problem ist, dass das hohe Berufsrisiko ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit, das sich in der hohen Haftpflichtversicherungsprämie widerspiegelt, bis heute keine entsprechende Berücksichtigung in der Vergütung der freiberuflich Geburtshilfe leistenden Hebammen findet. Die Kosten sind also deutlich gestiegen, das Einkommen gleich geblieben - und zwar auf sehr niedrigem Niveau.

Die Höhe der Vergütung pro Geburt verantworten die gesetzlichen Krankenkassen. Nach Auskunft des Deutschen Hebammenverbandes liegt der Nettoverdienst einer Hebamme durchschnittlich bei 8,50 Euro pro Stunde. Untersuchungen bestätigen den Trend, dass immer mehr freiberufliche Hebammen die Geburtshilfe als Tätigkeitsbereich aufgegeben. Sabine Schmuck sagt: „Auch ich denke inzwischen über eine Beendigung meiner Tätigkeit nach, weil ich am Ende meiner Kraft bin, resigniert wie viele meiner Kolleginnen. Die freie Wahl des Geburtsortes gibt es schon lange nur noch auf dem Papier.“

Die "Lösung": Mal wieder kompliziert und bürokratisch

Der Gesetzgeber hat das Problem zwar teilweise erkannt, aber nur halbherzig reagiert. Ab 01.07.2015 können betroffene Hebammen in einem aufwendigen bürokratischen Antragsverfahren bei den gesetzlichen Krankenkassen einen „Sicherstellungszuschlag“ erhalten, wenn „ihre wirtschaftlichen Interessen wegen zu geringer Geburtenzahlen bei der Vereinbarung über die Höhe der Vergütung nach Absatz 1 nicht ausreichend berücksichtigt sind.“ Damit bleibt es jedoch bei der Problematik, dass insbesondere freiberufliche Hebammen in der Geburtshilfe von ihrem Verdienst nicht leben können. Wird die selbstständige Hebamme also nur noch als „Aufstocker“-Beruf überleben können?

Für ihr Engagement, die aktuelle Regelungsproblematik ihres Berufsstandes sichtbar zu machen, ist Sabine Schmuck für den Bonhoff-Preis und damit einen der höchstdotierten deutschen Wirtschaftspreise nominiert. Die Preisverleihung erfolgt am Mittwoch, den 20. Mai in der Landesvertretung von Hamburg in Berlin. Tim Wessels und ich (Andreas Lutz) werden als Gäste teilnehmen.

Die Werner Bonhoff Stiftung vergibt im Rahmen ihres Projekts „bureaucratic transparency“ seit 2006 den Bonhoff-Preis. Ausgezeichnet werden unternehmerische Menschen, die Bürokratismus nicht einfach hinnehmen und damit Verbesserungen „von unten nach oben“ anregen. Die Stiftung will damit unternehmerische Menschen ermutigen, einen Beitrag zur notwendigen Kontrolle und Motivation der Verwaltung von außen zu leisten. 2013 war VGSD-Vorstand Tim Wessels Preisträger.

Der Internationale Hebammentag übrigens wird seit 1991 jeweils am 5. Mai in mittlerweile mehr als 50 Ländern begangen, um Hebammen und ihre Arbeit zu ehren und auf die Bedeutung der Hebammen für die Gesellschaft hinzuweisen. In Deutschland wurde der Internationale Hebammentag 2010 zur Einreichung einer ersten Online-Petition beim Deutschen Bundestag (damals mit 105.386 Mitzeichnern, initiiert von Martina Klenk) genutzt.

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