Vor einem Monat hatten wir über eine kleine Revolution bei den IHK-Wahlen in Stuttgart berichtet: Eine bunte Mischung von Kleinunternehmern stellte sich zur Wahl, die sich auf ihren Wahlfotos allesamt mit einem Kaktus fotografieren ließen. Wir befragten Bündnis-Mitglied Clemens Morlok ebenso wie IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter . Unser Ziel dabei: für eine höhere Wahlbeteiligung werben und eine bessere Vertretung der Interessen von Kleinunternehmern im IHK-Parlament erreichen.
Für das Kaktus-Bündnis war die Wahl ein großer Erfolg. Auf Anhieb erhielt es 22 von 100 Sitzen in der Vollversammlung. In den Bezirksversammlungen, die die Unternehmen in den Landkreisen rund um Stuttgart vertreten sollen, ergatterten sie 25 Sitze. Insgesamt wurden 33 der 57 Kandidaten des Bündnisses gewählt (viele wurden zugleich in die Bezirks- und die Vollversammlung gewählt).
Das Kaktus-Bündnis war damit noch erfolgreicher als die Kleinunternehmer-Liste “Pro KMU”, die bei der IHK-Wahl in Berlin im Juni 2012 14 von 100 Sitzen erhalten hatte. Und das obwohl “die Kakteen” viel weniger in den Medien präsent waren und mehr auf Mundpropaganda setzten.
Auch bei den etablierten Mitgliedern des IHK-Parlaments kam es zu erheblichen Veränderungen: Von denjenigen, die vor vier Jahren aus dem Kreis der Vollversammlung in das 19-köpfige Präsidium der IHK gewählt worden waren, verpassten zwölf die Wiederwahl. Und: Der bisherige IHK-Präsident Dr. Herbert Müller wurde offenbar ebenfalls nicht wiedergewählt.
Die Wahlbeteiligung in Stuttgart erhöhte sich auf 10,7 Prozent – von 8,5 Prozent bei der letzten Wahl vor vier Jahren. Was auf den ersten Blick lediglich eine Differenz von wenig mehr als zwei Prozent darstellt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als dramatischer Zuwachs der Wahlbeteiligung um 25 Prozent. Das bedeutet, dass 25 Prozent mehr Wahlberechtigte ihre Stimme abgegeben haben.
Und: Die neuen Wähler waren unter dem Strich fast ausschließlich Kleingewerbetreibende. Die IHK Stuttgart unterscheidet zwischen größeren, ins Handelsregister (HR) eingetragenen Unternehmen. Bei diesen nahm die Wahlbeteiligung von 24,5 Prozent vor vier Jahren auf 14,3 Prozent ab. Bei den kleineren Unternehmen ohne HR-Eintrag stieg die Wahlbeteiligung dagegen von vermutlich weniger als zwei Prozent vor vier Jahren auf 7,9 Prozent, was mindestens eine Vervierfachung darstellt. Die tatsächliche Wahlbeteiligung der Kleingewerbetreibenden wurde von der IHK nicht veröffentlicht, wir haben sie jedoch aus anderen bekannten Größen berechnet.
Der Erfolg von Kleinunternehmer-Bündnissen in Berlin und Stuttgart wird sicherlich dafür sorgen, dass sich auch andernorts solche Listen zur Wahl stellen. Falls Sie sich mit dem Gedanken tragen: Hier finden Sie eine Liste der IHKs, bei denen im nächsten Jahr Wahlen stattfinden.
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