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Nochmals deutlich schlechtere ifo Zahlen Geschäftslage und -erwartungen von Solo- und Kleinstunternehmen trübten sich im Oktober weiter ein

"So viel Pessimismus war noch nie" fassten wir vor einem Monat die in der ersten Septemberhälfte abgefragten Geschäftserwartungen von kleinen Unternehmen zusammen. Leider haben sich bei der Oktober-Umfrage, über die wir heute berichten, nun aber sowohl die Lage (von +2,8 auf -2,8) als auch die Erwartungen (von -31,8 auf -44,7) noch einmal deutlich eingetrübt. 

Geschäftslage und -erwartungen von Solo- und Kleinstunternehmen versus Gesamtwirtschaft

Gesamtwirtschaft bleibt im Oktober dagegen stabil – Abstand wächst

Geschäftsklima von Solo- und Kleinstunternehmen versus Gesamtwirtschaft

In der Gesamtwirtschaft verschlechterte sich die Lageeinschätzung demgegenüber nur geringfügig (von 15,4 auf 14,6, was zudem durch eine leichte Verbesserung der Erwartungen (von -42,2 auf -41,6) kompensiert wurde, so dass das aus diesen beiden Werten berechnete Geschäftsklima unverändert den Wert -15,6 aufweist.

Zum Vergleich: Der Geschäftsklimaindex für die Solo- und Kleinstunternehmer verschlechterte sich im Oktober von -20,9 auf -25,0. Damit vergrößert sich der Abstand der kleinen Unternehmen zur Gesamtwirtschaft erheblich, die Schere geht weiter auf. Bezogen auf die aktuelle Lage liegen Solo- und Kleinstunternehmen sogar 17,4 Punkte zurück. Die Daten zeigen, dass die kleinen Unternehmen von der aktuellen Krise inzwischen stärker betroffen sind als die größeren.

Kauf-Zurückhaltung als Ursache

Das liegt an einer zunehmenden Kaufzurückhaltung, über die unsere Mitglieder bereits bei einer Befragung Ende September hier auf der VGSD-Website berichteten: Ein Großteil der mehr als 400 Kommentatoren schilderte dabei eine erhebliche Auftragszurückhaltung sowohl unter Geschäfts- als auch Privatkunden. Besonders betroffen waren dabei die Branchen, die schon unter der Corona-Krise in den letzten beiden Jahren besonders gelitten haben und nun fürchten, dass sich im Winter die Effekte von Covid- und Ukrainekrise kumulieren könnten – ergänzt um die Auswirkungen steigender Preise.

Die ifo Zahlen bestätigen diese Berichte unserer Mitglieder und auch deren Beobachtung, dass die Zurückhaltung bei der Auftragsvergabe bereits im Sommer diesen Jahres begonnen hat: Seit Juli 2022 geht der vom ifo erfragte Auftragsbestand im Dienstleistungsbereich Monat für Monat zurück.

Deutlich mehr "Kleine" in Existenz bedroht

In Existenz bedrohte Solo- und Kleinstunternehmen versus Gesamtwirtschaft

Erstmals seit April 2022 fragte das ifo seine Panel-Teilnehmer/innen auch wieder danach, ob sie ihr Unternehmen in seiner Existenz bedroht sehen. Jede/r fünfte Solo- und Kleinstunternehmer/in (19,7 Prozent) bejahte die Frage – in der Gesamtwirtschaft waren es dagegen nur 7,5 Prozent. Kleine Unternehmen sind also 2,6 Mal so häufig existenziell bedroht. Gegenüber dem letzten Corona-Winter 2021/22 vergrößerte sich der Unterschied: Im Januar 2022 fürchteten 26 bzw. 14 Prozent um ihre Existenz, ein Faktor von 1,9. Auch hier zeigt sich: Solo- und Kleinstunternehmer/innen sind in einer deutlich schwierigeren Situation als größere Unternehmen.

Lage und Erwartungen nach Sektoren

Geschäftslage und -erwartungen im Oktober 2022 nach Sektoren

Die Verschlechterung sowohl von Lage als auch Erwartungen beobachtet das ifo in allen Wirtschaftsbereichen. Der einzige Sektor, dessen Geschäftslage noch im positiven Bereich liegt, ist die Dienstleistungsbranche (+9,0). Aber auch hier hat sich die Lageeinschätzung seit Juni (+24,0) kontinuierlich verschlechtert. Die Geschäftsaussichten bewerten auch die Dienstleister mittlerweile mit -34,3 sehr pessimistisch.

Die anderen Sektoren schauen allerdings noch sehr viel pessimistischer in die Zukunft als die Dienstleister/innen: Das verarbeitende Gewerbe mit -52,5, der Einzelhandel mit -59,8 und das Baugewerbe mit -61,4 Punkten. Noch profitiert das Baugewerbe von bestehenden Aufträge (Lage: -3,8) und es geht ihm aktuell deshalb noch besser als dem Einzelhandel (Lage: -12,0) und dem verarbeitenden Gewerbe (Lage: -18,0).

Was ist zu tun?

Die Lage ist schwierig. Was kann der Staat tun, um Solo- und Kleinstunternehmer/innen zu helfen? VGSD-Vorstand Andreas Lutz fordert: "Es ist wichtig, dass die Strom- und Gaspreisbremse schnell kommt, um für Beruhigung zu sorgen – auch bei unseren Auftraggebern. Für die besonders hart von der Covidkrise betroffenen Branchen sollte die Neustarthilfe verlängert oder auf eine Rückzahlung verzichtet werden. Ein wichtiges Signal wäre eine Gleichbehandlung der Selbstständigen in Hinblick auf die bis zu 3.000 Euro, die Angestellte und Beamte im Zeitraum bis Ende 2024 steuer- und sozialversicherungsfrei erhalten können. Vor allem sollte ein Jahr nach der Bundestagswahl entschlossen die Umsetzung des Koalitionsvertrags in Angriff genommen werden, z.B. eine faire Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge und eine wirksame Reform des Statusfeststellungsverfahrens. Es darf nicht sein, dass unsere Auftraggeber in der aktuellen Situation durch die bestehende Rechtsunsicherheit noch zusätzlich verunsichert werden." 

Werde Teil des ifo-Befragungs-Panels!

Dass das ifo Institut gemeinsam mit Jimdo und VGSD seit einem Jahr jeden Monat differenziert nach kleinen und großen Unternehmen über Geschäftslage, -erwartungen, -klima und andere wichtige Entwicklungen berichten kann, verdanken wir dem Engagement vieler Vereinsmitglieder, die sich für das ifo Panel registriert haben und regelmäßig online einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Willst auch du mitmachen und zu mehr Transparenz über die wirtschaftliche Situation von Solo- und Kleinstunternehmer/innen beitragen? – Hier erfährst du, wie das geht!

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