Immer wieder kommen Forderungen auf, hohe Gehälter stärker zu besteuern. Doch die oberen Einkommensschichten leisten in Deutschland bereits sehr hohe Abgaben.
Und die Belastung durch Steuern und Sozialabgaben sind auch schon bei durchschnittlichem Einkommensbeziehern sehr hoch.
Das zeigt jetzt eine Studie des wirtschaftsnahen Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln. Erst vor kurzem hatte die OECD in einer Studie festgestellt, dass Deutschland die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast aller Industrienationen hat. Nur in Belgien ist die Belastung höher.
30 Prozent zahlen zwei Drittel der Einkommens- und Mehrwertsteuer
So erzielen die bestverdienenden 10 Prozent der Deutschen rund 27 Prozent des Einkommens, tragen aber mehr als 37 Prozent der Steuerlast. Die bestverdienenden 30 Prozent tragen rund zwei Drittel der Summe aus Einkommensteuer und Mehrwertsteuer.
Zusammen machen diese beiden Steuerarten etwa zwei Drittel der öffentlichen Einnahmen in Deutschland aus. Während der Einkommensteuertarif progressiv ist – Besserverdienende also überproportional belastet –, wird der Konsum unabhängig vom Gehalt mit 19 beziehungsweise 7 Prozent besteuert.
Untere Einkommensschichten sind deshalb besonders stark von der Mehrwertsteuer betroffen, wie die Studie zeigt: Erst ab einem durchschnittlichen Bruttogehalt von 2700 Euro im Monat übersteigt die Einkommensteuer die Mehrwertsteuerbelastung.
Beispiele | Brutto (Median des Haushalts-einkommens) | Netto | So viel bleibt in Prozent vom Brutto |
Singles | 1.940 Euro | 1.044 Euro | 53,8% |
Alleinerziehend mit einem Kind | 2.187 Euro | 1.288 Euro | 58,9% |
Ehepaar ohne Kinder | 4.040 Euro | 2.136 Euro | 52,9% |
Ehepaar mit zwei Kindern | 6.170 Euro | 3.447 Euro | 55,9% |
Generell ist die Belastung in Deutschland hoch: Bei einem Bruttoeinkommen von knapp 2000 Euro zahlen Alleinstehende bereits gut 46 Prozent Steuern und Sozialabgaben, wenn die Mehrwertsteuer berücksichtigt wird. Auch Ehepaare und Familien geben fast die Hälfte ihres Einkommens an den Staat ab.
Umverteilung funktioniert, Entlastungen bei mittleren Einkommen nötig
Insgesamt erzielt das Steuersystem jedoch die geplante Wirkung. „Starke Schultern tragen nicht nur bei der Einkommensteuer deutlich mehr als schwache – die gewünschte Umverteilung funktioniert also“, sagt IW-Finanzexperte und Studienautor Tobias Hentze.
Trotzdem seien Reformen notwendig: Weitgehend unabhängig vom Haushaltstyp müssen die Haushalte mit mittleren Einkommen fast die Hälfte ihrer Einkünfte in Form von Einkommensteuer, Mehrwertsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen abführen.
Ein Absenken des Einkommensteuertarifs speziell im unteren Verlauf hätte nicht nur den Vorteil einer Entlastung der Bürger, sondern dies würde auch die Anreize verbessern, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufzunehmen oder die Arbeitszeit zu erhöhen.
Leider enthält die Studie keine gesonderten Aussagen zu Selbstständigen und ihrer Abgabenlast und Beitrag zum Steueraufkommen. Interessante Zahlen und Grafiken enthält sie aber allemal.
Studie (PDF, 20 Seiten)
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