Dünne Auftragslage, steigende Kosten: Das Geschäftsklima bei Solo- und Kleinstunternehmer/innen verschlechtert sich weiter. Das betrifft auch immer stärker den Dienstleistungssektor – mit besonders deutlichen Einbrüchen bei den freien Berufen.
Zum fünften Mal in Folge hat sich im August das Geschäftsklima bei den Solo- und Kleinstunternehmer/innen verschlechtert. Diesem Trend folgte auch die Gesamtwirtschaft. Hier sanken die Werte zum vierten Mal in Folge, liegen allerdings noch deutlich über denen der "Kleinen". "Ein Hauptunterschied zwischen großen und kleinen Unternehmen besteht darin, dass die kleinen ihre aktuelle Lage durchgängig negativer bewerten als die Gesamtwirtschaft", sagt Katrin Demmelhuber vom ifo-Institut.
Viel zu tun nach der Sommerpause
Bei den Solo- und Kleinstunternehmer/innen sank der Wert beim Geschäftsklima von minus 16,4 auf minus 19,9; in der Gesamtwirtschaft von minus 9,0 auf minus 12,6. Das Geschäftsklima setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten über ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen. "Vor allem die Unzufriedenheit mit den laufenden Geschäften nahm gegenüber Juli deutlich zu", erläutert ifo-Expertin Demmelhuber. Die Selbstständigen beurteilten die Geschäftslage im August mit minus 11,6, nach minus 4,6 im Juli. In der Gesamtwirtschaft sank der Wert von 8,1 auf 2,7. Die Geschäftserwartungen veränderten sich kaum: Von minus 27,4 auf minus 27,8 bei den Selbstständigen und von minus 24,8 auf minus 26,8 in der Gesamtwirtschaft.
"Selbstständige sind von der Rezession besonders betroffen, ihre Lage ist deutlich schlechter als die der Gesamtwirtschaft. Für die Abgeordneten ist deshalb viel zu tun, jetzt wo sie aus den Sommerferien zurückgekehrt sind", sagt Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des VGSD. "Es ist wichtig, positive Impulse zu setzen. Also: Faire Sozialversicherungsbeiträge und mehr Rechtssicherheit statt immer noch mehr Belastungen und Bürokratie. Dazu haben wir als VGSD ganz konkrete Vorschläge gemacht."
Nun auch im Dienstleistungssektor negatives Klima
Selbstständige leiden besonders unter der schwachen Nachfrage. „Die Auftragslage ist einfach zu dünn, um die gleichzeitig steigenden Kosten auszugleichen”, sagt Matthias Henze, CEO und Mitgründer von Jimdo. Inzwischen ist selbst im Dienstleistungssektor, in dem viele Solo-Selbstständige tätig sind und der deutlich besser dasteht als die Sektoren Einzelhandel, Baugewerbe und verarbeitendes Gewerbe, das Geschäftsklima in den negativen Bereich abgesackt. Es liegt dort nun bei minus 2,6.
Am besten geht es dort noch den Ingenieur- und Architekturbüros, wobei diese eine deutliche Verschlechterung ihrer Lage erwarten. Auch IT- und Immobilienexperten sowie Unternehmensberater/innen geht es noch vergleichsweise gut. Einen starken Einbruch erlebten dagegen Selbstständige in freien, wissenschaftlichen und technischen Berufen, wie beispielsweise Übersetzer, Dolmetscherinnen, Fotografen und Buchhalterinnen. Hier sank der Wert beim Geschäftsklima von plus 3,8 auf minus 9,3, bei der Geschäftslage von 17,5 auf 1,3 und bei den Erwartungen von minus 9,1 auf minus 19,3.
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