Das Geschäftsklima bei Solo- und Kleinstunternehmen verbessert sich leicht, die Wirtschaft steckt aber weiter in der Krise fest. 44 Prozent der Selbstständigen fehlt es an Aufträgen – und die Ampel verpasst einmal mehr die Chance zum Handeln.
Das vom ifo Institut gemeinsam mit VGSD und Jimdo monatlich ermittelte Geschäftsklima hat sich im Juli bei den Selbstständigen geringfügig verbessert, von minus 14 Punkten auf minus 13,4 Punkte. Zum einen waren sie etwas weniger unzufrieden mit ihren laufenden Geschäften, und zum anderen hat die Skepsis bezüglich der zukünftigen Entwicklung minimal nachgelassen:
Dennoch bleibt das Geschäftsklima insgesamt auf einem sehr niedrigen Niveau. „Die Geschäfte von Selbstständigen und Kleinstunternehmen werden zu Beginn des dritten Quartals weiterhin durch Auftragsmangel ausgebremst, der im Vergleich zum letzten Quartal leicht zugenommen hat", erklärt Katrin Demmelhuber vom ifo Institut. Derzeit leiden 44,4 Prozent der befragten Selbstständigen unter mangelnder Nachfrage, ein leichter Anstieg im Vergleich zu 44 Prozent im 2. Quartal 2024.
Arbeitskräftemangel hat etwas nachgelassen
Angebotsseitige Einschränkungen, wie Arbeitskräftemangel oder fehlende Kapazitäten, haben etwas nachgelassen, während Finanzierungsengpässe merklich häufiger auftreten als in den vergangenen Quartalen. Die Differenz zwischen Selbstständigen und der Gesamtwirtschaft hat sich zwar verringert, aber das liegt vor allem daran, dass der Saldo des Geschäftsklimas bei den großen Unternehmen gesunken ist, auf minus 9,8 Punkte. Laut ifo Institut steckt die deutsche Wirtschaft in einer Krise fest.
Jimdo-CEO Matthias Henze sagt angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation: „Die Lage der Selbstständigen bleibt herausfordernd. Da kurzfristige Verbesserungen nicht in Sicht sind, müssen wir daher aufpassen, nicht eine ganze Reihe von ihnen zu verlieren. In Kombination mit historisch niedrigen Gründungszahlen könnte dieser bedeutende Wirtschaftsbereich ansonsten erheblich schrumpfen.”
Wachstumsinitiative der Bundesregierung spart Solo- und Kleinstunternehmen aus
VGSD-Vorstand Andreas Lutz zeigt sich angesichts der niedrigen Indizes enttäuscht über eine weitere verpasste politische Chance für den Wirtschaftsbereich der Selbstständigkeit: „Keine der 49 Maßnahmen, die Mitte Juli unter dem Titel "Wachstumsinitiative" von der Bundesregierung beschlossenen wurden, richtet sich speziell an Solo- und Kleinstunternehmen – und damit an die Masse der Unternehmen in Deutschland. Auf keinen Fall darf es nun weitere Belastungen für Selbstständige geben, ohne gleichzeitige Entlastungen."
Branchen-Ranking: Krisen-Profiteur Unternehmensberatung
Zwischen den einzelnen Branchen des Dienstleistungssektors bestehen große Unterschiede: Nur bei den Unternehmensberater/innen sind Lage, Klima und Erwartungen im positiven Bereich, nur bei ihnen ist also eine Mehrheit der Befragten (leicht) positiv gestimmt. In wirtschaftlich schweren Zeiten sind viele andere Selbstständige auf ihren Rat angewiesen. Sie sind die einzige Branche mit positiven Erwartungen!
Ingenieur- und Architekturbüros sowie Grundstücks- und Wohnungswesen (z.B. Hausverwaltungen) schätzen Lage und Klima positiv ein, sehen die nächsten Monate aber kritisch.
Reisebüros, Werber, IT-Experten sowie Freiberufler im Bereich Übersetzung, Design, Fotografie, Buchhaltung usw. schätzen ihre aktuelle Lage zwar noch halbwegs positiv ein, ihre Erwartungen sind aber so negativ, dass sich insgesamt eine negative Bewertung des Klimas ergibt.
Schwierige Situation für Kreative
Lage, Erwartungen und damit auch Klima durchweg negativ bewerten dagegen die Selbstständigen aus der Kreativbranche (künstlerische und unterhaltende Tätigkeiten) – zusammen mit denen aus Einzelhandel, Gastronomie, verarbeitendem und Baugewerbe.
Als Vereinsmitglied kannst du in der folgenden Präsentation für jede Branche die Entwicklung von Klima, Lage und Erwartungen über die letzten 24 Monate verfolgen. Für diesen Zeitraum findest du auch die Entwicklung der Preiserwartungen, der Umsätze, des Auftragsbestands, der wahrgenommenen Unsicherheit sowie der Kreditnachfrage und als wie restriktiv die in den letzten drei Monaten geführten Kreditgespräche wahrgenommen wurden.
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Dass das ifo Institut gemeinsam mit Jimdo und VGSD jeden Monat differenziert nach kleinen und großen Unternehmen über Geschäftslage, -erwartungen, -klima und andere wichtige Entwicklungen berichten kann, verdanken wir dem Engagement vieler Vereinsmitglieder, die sich für das ifo-Panel registriert haben und regelmäßig online einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Willst auch du mitmachen und zu mehr Transparenz über die wirtschaftliche Situation von Solo- und Kleinstunternehmer/innen beitragen?
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