"Nur ein kleiner Dämpfer?", fragten wir im April und müssen nun feststellen: Nein, das Geschäftsklima für Selbstständige trübt sich immer weiter ein. Die Zahlen sollten die Regierung zum Handeln veranlassen.
"Das Geschäftsklima bei den Selbständigen hat sich im Juni zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Zum einen wurde die aktuelle Lage anders als in den vorhergehenden Monaten nun mehrheitlich negativ beurteilt. Zum anderen fiel die Einschätzung der weiteren Geschäftsentwicklung nochmal spürbar pessimistischer aus als im bisherigen Jahresverlauf", sagt Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber. Das Geschäftsklima hatte sich seit einem durch die Energiekrise verursachten Tiefstand im Oktober 2022 über mehrere Monate hinweg verbessert. Die Hoffnung, dass es sich bei der Verschlechterung im April nur um einen "kleinen Dämpfer" handeln könnte, hat sich nun definitiv zerschlagen. Der Abwärtstrend setzte sich im Mai fort und geht nun weiter.
Bei den Selbstständigen verschlechterte sich das Geschäftsklima im Juni um weitere 4,0 Punkte und liegt nun bei minus 12,6 Punkten. In der Gesamtwirtschaft sank der Wert noch stärker, nämlich um 5,5 Punkte, und liegt nun bei minus 6,6 Punkten. "In der Gesamtwirtschaft sanken die Indikatoren zu Klima und Erwartungen in diesem Monat ebenfalls deutlich, allerdings wurde hier die Geschäftslage noch als günstig beurteilt", erläutert Demmelhuber.
Schlechtes Klima – stetig sinkende Zahl von Solo-Selbstständigen
Das Geschäftsklima setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten über ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen. Die Geschäftserwartungen von Selbstständigen und Gesamtwirtschaft decken sich weitgehend – im Negativen: Der Wert notiert mit minus 24,7 Punkten in der Gesamtwirtschaft noch niedriger als bei den Selbstständigen, wo er minus 22,1 Punkte beträgt. Die Zahlen besagen, dass es 24,7 bzw. 22,1 Prozent mehr Befragte gab, die die weitere Entwicklung negativ bewerten als solche, die sie positiv sehen.
Zum ersten Mal in diesem Jahr beurteilten Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmer/innen ihre Geschäftslage eindeutig negativ. Der Wert liegt bei minus 2,6 Punkten, gegenüber minus 0,4 Punkten im Vormonat. Dies liegt weiterhin deutlich unter dem Wert in der Gesamtwirtschaft, der mit 13,5 Punkten noch weit im positiven Bereich liegt, aber um 2,5 Punkte von 16,0 Punkten im Mai stark sank.
Zumindest die langsam abflauende Inflation macht sich mutmaßlich bemerkbar als sinkender Preisdruck: Die Preiserwartung sinkt seit Monaten kontinuierlich. Der Wert, der den Anteil der Befragten angibt, die ihre Preise erhöhen wollen, liegt nun bei den Selbstständigen bei 15,6, in der Gesamtwirtschaft bei 16,3. Im Frühjahr 2022 hatte sie Höchstwerte von 61,4 (Gesamtwirtschaft) und 54,7 (Selbstständige) erreicht.
Das wieder zunehmend schlechter beurteilte Geschäftsklima ist vor dem Hintergrund seit Jahren sinkender Gründer- und Selbstständigenzahlen zu sehen. "Seit 2002 ist die Zahl der Gründungen in Deutschland um zwei Drittel gesunken, der Anteil der Solo-Selbstständigen an den Erwerbstätigen allein seit 2012 um mehr als 30 Prozent. Wir sehen bei der Bundesregierung aktuell keinerlei Aktivität, um diese Entwicklung umzukehren. Als ersten Schritt braucht es Ansprechpartner in Parteien und Ministerien, die sich speziell mit Solo-Selbstständigen beschäftigen und Zeit haben, das nötige Wissen aufzubauen, um gute Entscheidungen zu treffen", kommentiert VGSD-Vorstand Andreas Lutz die Entwicklung.
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Dass das ifo Institut gemeinsam mit Jimdo und VGSD jeden Monat differenziert nach kleinen und großen Unternehmen über Geschäftslage, -erwartungen, -klima und andere wichtige Entwicklungen berichten kann, verdanken wir dem Engagement vieler Vereinsmitglieder, die sich für das ifo Panel registriert haben und regelmäßig online einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Willst auch du mitmachen und zu mehr Transparenz über die wirtschaftliche Situation von Solo- und Kleinstunternehmer/innen beitragen? Hier erfährst du, wie das geht!
Mehr Infos zum Jimdo-ifo-Index findest du in diesem Aufsatz: er enthält eine sehr nützliche Zusammenfassung über die Lage der Selbstständigen in Deutschland und beschreibt die aktuelle Datenlage.
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