Das Geschäftsklima für Selbstständige hellt sich weiter auf. Erstmals seit Februar 2022 beurteilen mehr Befragte die Situation positiv als negativ. Anlass zur Euphorie ist das aber noch nicht.
Auch im März hat sich das Geschäftsklima für Solo- und Kleinstunternehmer/innen verbessert. Erstmals seit Februar 2022 notiert der Indikator im positiven Bereich (1,8 Punkte). Der Abstand zur Gesamtwirtschaft ist marginal (2,0 Punkte). Hauptursache für diese positive Entwicklung ist eine merklich verbesserte Geschäftslage, betont Kerstin Demmelhuber vom ifo Institut. Auch die Geschäftserwartungen ziehen an. Lage und Erwartungen ergeben zusammen das Geschäftsklima.
Der Aufwärtstrend der vergangenen Monate setzt sich damit fort. Im Februar notierte der Geschäftsklimaindex noch bei minus 1,1, im Oktober 2022 sogar bei minus 25,0.
Endlich verbessert sich auch die Lage, nicht nur die Erwartung
Hervorzuheben ist, dass sich erstmals seit langem die tatsächliche Geschäftslage deutlich gebessert hat (von 3,0 Punkten im Februar auf nun 7,9). In der Vergangenheit war es häufig so, dass Selbstständige, verglichen mit der Gesamtwirtschaft, deutlich zuversichtlicher nach vorn blickten – ihre Geschäftslage aber deutlich schlechter notierte. Nun scheint sich diese Lücke zumindest zu verkleinern. Der Abstand bleibt mit 9,5 Punkten aber beträchtlich.
Kein Grund für Euphorie
Trotz der erwähnten Verbesserungen bleibt die Lage für viele Solo- und Kleinstunternehmer/ innen angespannt. Das zeigt ein Blick in die statistischen Details: Während vor allem Dienstleister den Aufwärtstrend vorantreiben (plus 4,9 Punkte), haben sich die Erwartungen und die Lage im Einzelhandel im Vergleich zum Vormonat leicht eingetrübt. Immerhin scheint sich aber die Lage am Bau besser zu entwickeln als befürchtet. Die Erwartungen sind zwar noch immer im negativen Bereich, verbessern sich aber um 17,2 Punkte! Auch die Lage hat sich stark verbessert.
Inflationsdruck ebbt ab
Die gefährliche Dynamik stark steigender Preise scheint sowohl in der Gesamtwirtschaft als auch bei Solo-und Kleinstunternehmer/innen gebrochen: Die Preiserwartungen gehen immer mehr zurück. Der Höhepunkt war vor genau einem Jahr erreicht, also kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine.
Jedes Quartal fragt das ifo-Institut zudem nach Auffälligkeiten bei der Kreditvergabe: Hier ist im Vergleich zum vierten Quartal 2022 weiterhin erkennbar, dass Selbstständige deutlich schwieriger an einen Kredit kommen als Unternehmen aus der Gesamtwirtschaft. 39 Prozent der Selbstständigen empfinden die Kreditvergabe als restriktiv, Unternehmen aus der Gesamtwirtschaft lediglich zu 22,7 Prozent. Allerdings ist glücklicherweise auch nur jeder zehnte Selbstständige auf einen Kredit angewiesen.
Das sagt der VGSD
"Mit Frühlingsanfang hat sich die Lage der Soloselbstständigen verbessert. Auch der Rückstand zur Gesamtwirtschaft ist kleiner geworden, aber mit 9,5 Punkten immer noch erheblich. Die Regierung sollte nun, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, endlich auch die GKV-Mindestbeiträge senken und für Rechtssicherheit bei der Statusfeststellung sorgen. Das sind die Mindestvoraussetzungen für die Einführung einer Altersvorsorgepflicht für Selbstständige. Außerdem wünschen wir uns als Lehre aus der Corona-Krise die Einführung eines insolvenzgeschützten Altersvorsorgedepots", sagt VGSD-Vorstand Andreas Lutz.
Werde Teil des ifo-Befragungs-Panels!
Dass das ifo Institut gemeinsam mit Jimdo und VGSD seit mehr als einem Jahr jeden Monat differenziert nach kleinen und großen Unternehmen über Geschäftslage, -erwartungen, -klima und andere wichtige Entwicklungen berichten kann, verdanken wir dem Engagement vieler Vereinsmitglieder, die sich für das ifo Panel registriert haben und regelmäßig online einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Willst auch du mitmachen und zu mehr Transparenz über die wirtschaftliche Situation von Solo- und Kleinstunternehmer/innen beitragen? Hier erfährst du, wie das geht!
Mehr Infos zum Jimdo-ifo-Index findest du in diesem Aufsatz: er enthält eine sehr nützliche Zusammenfassung über die Lage der Selbstständigen in Deutschland und beschreibt die aktuelle Datenlage.
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