Viel Skepsis vor dem Jahreswechsel: Fast jeder zweite Selbstständige rechnet mit einer Verschlechterung der Geschäftslage – von einem ohnehin schon niedrigen Niveau aus. Klar ist: Es besteht politischer Handlungsbedarf.
Trotz eines leichten Anstiegs des Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex um 0,7 Punkte auf minus 21,3 Punkte blicken Selbstständige und Kleinstunternehmen mit Sorge auf das kommende Jahr. "Das ist der erste, leichte Anstieg des Klimaindikators nach drei Rückgängen in Folge", sagt Katrin Demmelhuber vom ifo-Institut. Das Geschäftsklima setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten über ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen.
Die Erwartungen der Selbstständigen sind deutlich pessimistischer als die in der Gesamtwirtschaft, wie eine Sonderbefragung des Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex vom November zeigt. Rund 40 Prozent der Befragten rechnen für 2025 mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage, während etwa die Hälfte von keiner Veränderung ihrer Situation ausgeht.
Gezielte Strategie für Solo-Selbstständige notwendig
Ein weiterer Krisenindikator ist die geplante Investitionszurückhaltung der Selbstständigen für 2025. Mehr als ein Drittel plant, die Investitionen zu reduzieren, während etwa die Hälfte ein ähnliches Investitionsniveau wie 2024 anstrebt. Lediglich jeder Siebte beabsichtigt, die Investitionen auszuweiten.
Eine aktuelle Umfrage des VGSD veranschaulicht, dass es sich nicht allein um eine wirtschaftliche Krise handelt, sondern auch um eine von der Politik gemachte. Der Selbstständigen-Report 2024 zeigt: 87 Prozent der Solo- und Kleinstunternehmen fühlen sich von der aktuellen Regierung wenig bis gar nicht respektiert. "Das wird sich nur ändern, wenn die nächste Wirtschaftsministerin oder der nächste Wirtschaftsminister eine gezielte Strategie nicht nur für Start-ups, sondern auch speziell für Solo-Selbstständige entwickelt", erklärt VGSD-Vorstand Andreas Lutz. Zudem fordert er eigens zuständige Beamte, die sich in der Tiefe mit den Anliegen der Selbstständigen beschäftigen.
Selbstständige als treibende Kraft des Wandels anerkennen
Matthias Henze, Co-Gründer und CEO von Jimdo, sieht die Ergebnisse als klaren Auftrag an die neue Regierung: "Wir brauchen jetzt kluge wirtschaftspolitische Konzepte von den Parteien im Wahlkampf, die Selbstständige als treibende Kraft des Wandels anerkennen. Nur so können die rund 90 Prozent der deutschen Unternehmen – die Kleinstunternehmen – mit mehr Optimismus und Dynamik ins neue Jahr starten. Das Potenzial ist da – jetzt gilt es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um die wirtschaftliche Stagnation zu überwinden!"
Im Dienstleistungssektor stoppte der Klimaindikator seine Abwärtsbewegung. Auch bei der Lage und den Erwartungen war je ein geringfügiger Anstieg des Saldenwerts zu beobachten. Die Umsatzentwicklung war im November wieder öfter rückläufig. Die Auftragsbestände schrumpften weiter. Die Umsatzerwartungen fielen erneut pessimistischer aus. Auf Branchenebene gab es eine deutliche Verbesserung in der Reisebranche und bei den Kreativen. Auch in der Gastronomie verbesserten sich die Werte, dies allerdings auf niedrigem Niveau.
Als Vereinsmitglied kannst du in der folgenden Präsentation für jede Branche die Entwicklung von Klima, Lage und Erwartungen über die letzten 24 Monate verfolgen. Für diesen Zeitraum findest du auch die Entwicklung der Preiserwartungen, der Umsätze, des Auftragsbestands, der wahrgenommenen Unsicherheit sowie der Kreditnachfrage und als wie restriktiv die in den letzten drei Monaten geführten Kreditgespräche wahrgenommen wurden.
Ergebnisse im Detail (23 Grafiken):
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