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Konflikte im Team, was tun? - Min von Cramer antwortet

Seit 5 Jahren betreibt Wiebke in Oldenburg ein kleines Einzelhandelsgeschäft und beschäftigt mittlerweile 5 Mitarbeiterinnen.

Ihre Frage: "Mein Geschäft läuft ganz gut und die Zahlen stimmen. Aber im Team gibt es immer wieder Konflikte und Streitigkeiten untereinander und das kostet viel Zeit und Nerven, zum Beispiel wenn es um die gegenseitige Vertretung im Krankheitsfall geht. Was kann ich tun?"

VGSD-Mitglied Min von Cramer

Die Gründungs- und Unternehmensberaterin Min von Cramer antwortet

Mit diesem Problem bist du in guter Gesellschaft. In Deutschland wird rund 15 Prozent der Arbeitszeit mit dem Austragen von Konflikten verbracht. Zeit, die wir meist lieber in wichtigere Dinge investiert wüssten.

Wobei es sehr wichtig ist, Konflikte auszutragen, es ist also keine verlorene Zeit. Ruth Cohn prägte die Regel: „Störungen haben Vorrang“. Denn nichts schürt Konflikte mehr, als sie zu ignorieren. Teams bestehen aus sozialen Wesen, die sehr unterschiedlich denken, handeln und fühlen und die unterschiedliche Erfahrungen mitbringen, eben aus Menschen. Lösungen lassen sich nur im Kontakt und im Gespräch finden. Und oft sind Konflikte auch Chancen für Veränderung und der „Dünger für den Entwicklungsprozess“ des Teams. Wenn ihr schwierige Situationen gemeinsam besteht, schweißt das das Team zusammen.

Harmloser Streit versus Konflikt mit Handlungsbedarf

Ein Konflikt kann sich als Auseinandersetzung, als Streit oder gar als Zerwürfnis darstellen. Unterschiedliche Ziele, Wünsche, Werte oder Gefühlslagen der Teammitglieder treffen aufeinander, was ganz normal ist und uns täglich dutzendfach begegnet. Meist finden sie dann rechtzeitig undramatische Lösungen und handeln einen tragbareren Kompromiss untereinander aus.

Wenn aber beispielsweise die Frage - wer springt am Samstag für die kranke Kollegin ein? - die Stimmung kippen lässt, zu Sprachlosigkeit oder zu Gefühlsausbrüchen führt, Einzelne die Fassung verlieren und die Arbeitsfähigkeit des Teams schwindet, dann besteht akuter Handlungsbedarf.

Was du tun kannst

Zunächst möchte ich dich fragen, ob die bestehenden Vertretungsregelungen klar genug sind und auch ausreichend kommuniziert wurden. Ansonsten wäre dies tatsächlich ein vermeidbarer Konflikt.

Wenn du das gemacht hast und es kriselt trotzdem, dann liegt die Vermutung nahe, dass die „Samstagsfrage“ nur das Symptom und nicht etwa die Ursache des Konfliktes ist. Teamkonflikte sind beispielsweise vorprogrammiert, wenn Unsicherheiten bezüglich der Rollen der Teammitglieder bestehen, gemeinsame Regeln für den Umgang und Gruppenziele fehlen, Zuständigkeiten und Kompetenzen unklar sind oder einfach auf der Beziehungsebene der Wurm drin ist.

Eine gute Konfliktkultur entwickeln

Eine „gute“ Konfliktkultur im Team fällt nicht vom Himmel, sie lässt sich auch nicht verordnen. Und selbst wenn alle Beteiligten guten Willen zeigen, ist das noch kein Garant für eine Klärung. Eine wichtige Voraussetzung für die Konfliktfähigkeit des Teams ist nach meiner Ansicht, dass ein tragfähiges Fundament aus Offenheit und Vertrauen besteht. Und dafür kannst und solltest du als Chefin den Rahmen schaffen und mit gutem Beispiel vorangehen.

Mir geht es nicht darum, stundenlange Gesprächskreise zu empfehlen, in denen Befindlichkeiten breit getreten werden. Ich bin ein großer Fan von Effizienz. Dennoch scheint es mir unerlässlich, dass Teams sich die Zeit nehmen, um sich über die Arbeit auf sachlicher, zwischenmenschlicher und persönlicher Ebene auszutauschen.

Externe Unterstützung und Förderung

Dabei kann es sinnvoll sein, sich auch mal externe Unterstützung dazu zu holen, denn nicht immer lassen sich Konflikte intern klären. Auch gibt es Grenzen, in wie weit du als Chefin zugleich Konfliktmoderatorin sein kannst. Ich bin zusammen mit vielen weiteren Kollegen für das Programm unternehmensWert:Mensch als Prozessberater gelistet. Darüber lassen sich u.a. solche moderierten Gruppenprozesse mit bis zu 80 Prozent der Kosten fördern. Eine tolle Sache.

Min von Cramer ist seit 2001 selbständige Unternehmensberaterin. Als Diplom-Kauffrau hat sie u.a. eine Schwäche für „trockene“ Themen wie Businesspläne, Preiskalkulationen und Steuern und versteht es, diese leicht verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.

Zum Branchenprofil von Min von Cramer

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