Wolfgang Dauth und Peter Haller von dem zur Bundesagentur für Arbeit gehörigen IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) haben die Pendeldistanzen sozialversicherungspflichtig Beschäftigter untersucht. Die Ergebnisse sind auch für Selbstständige interessant.
Ingenieure und Dienstleister mit Firmenkunden müssen besonders weit pendeln
Auffälligstes Ergebnis: Je länger die Ausbildung, um so länger ist auch der Arbeitsweg. Während Beschäftigte ohne Berufsabschluss durchschnittlich 8,8 Kilometer pendeln müssen, sind dies bei Personen mit Berufsabschluss 10,5 und mit Hochschulabschluss sogar 14,5 Kilometer.
Auch mit steigendem Anforderungsprofil der beruflichen Tätigkeit erhöht sich die Entfernung. Besonders auffällig ist die Pendelstrecke für Ingenieurinnen und Ingenieure. Sie fahren mit mehr als 18 Kilometern pro Strecke am weitesten.
Vergleicht man die verschiedenen Wirtschaftszweige, so fällt auf, dass Dienstleister die längsten Arbeitswege haben. Bei den im VGSD besonders häufig vertretenen unternehmensbezogenen Dienstleistungen (B2B) sind es 13,4 Kilometer, bei personenbezogenen (B2C) immerhin noch 10,6 Kilometer.
Auch zwischen Männern und Frauen gibt es signifikante Unterschiede: Ihr Arbeitsweg beträgt 12,5 versus 8,8 Kilometer.
Weniger überraschend ist, dass wer auf dem Land wohnt, weiter pendeln muss als Städter und dass größere Unternehmen einen weiteren Einzugsbereich haben als kleine.
Arbeitswege sind deutlich länger geworden
Die Autoren vergleichen die ihnen vorliegenden Pendeldistanzen des Jahres 2014 mit denen von 2000. Seitdem sind die Arbeitswege deutlich länger geworden, von im Mittel 8,7 auf 10,5 Kilometer – ein Anstieg um 21 Prozent. "Ein Grund dafür ist, dass vermehrt nicht nur vom Land in die Stadt, sondern auch zwischen städtischen Regionen gependelt wird", erklären die Forscher.
Die Distanzen haben sich vor allem für Erwerbstätige ohne Hochschulabschluss verlängert. "Gerade in Großstädten sind die Mieten sehr stark gestiegen, sodass diese Beschäftigten eher in Vororten wohnen und in das Zentrum fahren müssen."
Berlin und München haben den größten Einzugsbereich
Die Forscher haben die Pendelstrecken in einer Deutschlandkarte visualisiert und Berlin, München sowie die Rhein-Ruhr-Region besonders unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis: Im Umland von Berlin und München leben viele Menschen mit langem Weg zur Arbeit. Dagegen sind die Pendeldistanzen in der dicht besiedelten Region um Düsseldorf, Essen und Dortmund deutlich kürzer.
Für die Studie wurden neue Daten und Analyseverfahren genutzt, um Aussagen über Pendelbewegungen innerhalb und zwischen Metropolregionen, Städten und Gemeinden zu treffen, die bisher nicht möglich waren.
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