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Mein Beitrag als Selbstständige für Wirtschaft und Gesellschaft "Ich trage dazu bei, dass Führungskräfte Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen strukturiert und zielgerichtet vorantreiben."

Claudia Schleicher hilft dabei, dass unsere Wirtschaft gemeinwohlorientierter wird – und findet, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben.

Nachdem Claudia einige Jahre in der Organisationsentwicklung in unterschiedlichen Konzernen tätig war, entschloss sie sich 2015 den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Als Mutter fehlte Claudia in einem Angestelltenverhältnis die notwendige Flexibilität. Zusätzlich war für Claudia noch ein anderer Grund ausschlaggebend: Sie stellte angesichts oft zäher Prozesse und nur kleinen Entwicklungsschritten in großen Firmen fest, dass sie mit ihrer Arbeit mehr Wirkung erzielen wollte. Anstatt sich also in einem ewigen Kreislauf aus Bürokratie und Ausführung von Top-down-Entscheidungen zu verfangen, schlug sie stattdessen eine neue berufliche Richtung ein: Claudia bildete sich als Prozessbegleiterin für Organisationsentwicklung weiter und wurde zertifizierte Beraterin der Gemeinwohl-Ökonomie.

Qualität statt Quantität

Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, faire Arbeitsbedingungen. Nicht selten verwenden große Unternehmen und Konzerne diese oder ähnliche Begriffe, um sich gegenüber ihren Kunden als möglichst "eco-friendly" darzustellen. Zugleich fokussieren sich Unternehmen oft nur auf einzelne Nachhaltigkeitsaspekte, wie z. B. auf Energieeffizienz und CO₂-Reduktion, und vernachlässigen das Big Picture. Die Gemeinwohl-Ökonomie, jedoch, will hier anders ansetzen und ein grundwertebasiertes, ethisches und ganzheitliches Wirtschaftsmodell etablieren. Der Ansatz: Wirtschaftliche Akteure sollen sich weniger auf die Vermehrung von Geldkapital, und stattdessen mehr auf die Förderung von Gemeinwohl ausrichten. Wie dieses, ja fast schon utopisch klingende Konzept, in die Realität umgesetzt werden kann, erklärt Gemeinwohl-Ökonomin Claudia Schleicher:

"Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine 2010 von Österreich ausgehende Reformbewegung, die besonders die Menschenwürde, soziale und ökologische Verantwortung und ein demokratisches Miteinander konsequent in das wirtschaftliche Agieren integrieren will. Nach der Finanzkrise 2008/2009 überlegten einige Vordenker/-innen, inwiefern bisherige Indikatoren, wie beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt oder Finanz-Kennzahlen, wirklich Wohlstand und somit auch das Gemeinwohl abbilden. Denn solche quantitativen Aspekte stoßen bei der Messung des Gemeinwohls eines Landes, oder einer Organisation, an ihre Grenzen. Wir brauchen andere Indikatoren."

"Die Wirtschaft soll dem Menschen dienen. Und nicht andersherum", so Claudia. "Deshalb fokussiere ich mich als Gemeinwohl-Ökonomin auf die ergänzende Erhebung und Steuerung anhand von Indikatoren, welche qualitative Aspekte abbilden: Dazu gehören beispielsweise Gesundheit und soziale Gerechtigkeit, in der Lieferkette, bei eigenen Mitarbeitern und weiteren Stakeholdern. Vier Faktoren werden in der Gemeinwohl-Ökonomie stets miteinbezogen:


Erstens: Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und diese gilt es auch in einer globalen Marktwirtschaft wirksam zu schützen. Zweitens: Die Wirtschaftenden sollten solidarisch und gerecht handeln. Wir wollen ein Miteinander, statt ein Gegeneinander schaffen. Unter gesellschaftlicher Spaltung leiden wir schließlich alle. Und schließlich müssen wir durch Transparenz und Einbeziehung der Betroffenen auch die Demokratie fördern. Nur wenn wir alle diese Faktoren in unseren wirtschaftlichen Entscheidungen gleichermaßen berücksichtigen, kann uns als Gesellschaft wie auch als einzelne Organisationen auf Dauer nachhaltig wirtschaftlicher Erfolg gelingen."

Eben kein reines Buzzword

Das klingt alles vielversprechend. Doch worin liegt der Unterschied zu Unternehmen, die nur augenscheinlich nachhaltig wirtschaften? Wie werden bekannte Phänomene wie "Greenwashing" durch die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie vermieden? Und welche Indikatoren können als Werkzeuge zur Messung des Gemeinwohls herangezogen werden?

Claudia erklärt: "Die sogenannte GWÖ-Bilanz (Gemeinwohl Bilanz) bewertet ganzheitlich, wie erfolgreich Unternehmen die oben genannten Kriterien ganz konkret und mit Bezug zu allen jeweiligen Stakeholdern in die Tat umsetzen. Sie orientiert sich dabei an der sogenannten Gemeinwohl-Matrix, die das Rückgrat unseres Instrumentariums ist.

Gemeinwohl-Matrix 5.0

Anhand eines Punktesystems wird systematisch für jedes Matrixfeld bzw. Thema die Nachhaltigkeit eines Unternehmens anhand einer Vielzahl harter Kriterien und themenspezifischer Indikatoren erhoben und eingestuft. Die Bewertung wird grundsätzlich durch einen externen Auditor validiert, das Unternehmen kann sich also nicht selbst als nachhaltig einstufen und verkaufen. Im Sinne der Transparenz werden GWÖ-Bilanzen zudem immer veröffentlicht.

Nach dem Audit erhalten Unternehmen dann ganz unabhängig davon, ob sie einen niedrigen oder einen hohen Punktestand erzielt haben, das Siegel als "gemeinwohl-bilanzierendes Unternehmen."

Denn das Siegel signalisiert klar, dass das Unternehmen transparent nachvollziehbar eine nachhaltige Organisationsentwicklung verfolgt - selbst wenn der Weg noch weit ist. Die Gemeinwohl-Bilanz zeigt also Stärken, Good Practices und Entwicklungspotenziale auf und dient im Folgeprozess der Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung und -umsetzung auch als ganzheitliches Managementsystem. Das ist der große Unterschied zu herkömmlichen Nachhaltigkeitsberichten. So vermeiden wir, dass Nachhaltigkeit als reines Buzzword missbraucht wird und die Siegelverleihung dazu führt, dass sich Unternehmen auf dem Status Quo ausruhen. Die GWÖ-Bilanz gibt Greenwashing keine Chance und regt vielmehr zu kontinuierlicher Organisationsentwicklung an."

Zukunftsorientiert wirtschaften mit der GWÖ-Matrix

Als zertifizierte Beraterin der Gemeinwohl-Ökonomie, will Claudia Unternehmerinnen und Unternehmer darin unterstützen, wirtschaftlichen Erfolg und Gemeinwohl zu verbinden:

"Verantwortungsbewusste Unternehmer/-innen und Gründer/-innen von heute wollen einerseits zukunftsorientiert wirtschaften und oft auch notwendige gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben, müssen aber gleichzeitig im aktuell noch primär finanziell ausgerichteten Wirtschaftssystem bestehen.

Damit der gesellschaftliche Mehrwert, den nachhaltige, gemeinwohlorientierte Unternehmen zusätzlich erwirtschaften, messbar, sichtbar und systematisch ausbaubar wird, fördert die Gemeinwohl-Ökonomie, dass Unternehmen, die mehr auf Qualität statt auf Quantität setzen, belohnt und anerkannt werden.

Die Gemeinwohl-Ökonomie bietet dafür eine konkrete und praxisorientierte Systematik, an dem sich jeder leicht verständlich orientieren kann. Mit der Gemeinwohl-Bilanzierung entwickeln Unternehmen zudem konkrete Ideen und Impulse, wie sie sich für die Welt und Wirtschaftsordnung von morgen zukunftsfähig und nachhaltig aufstellen können."

Die Zeit rennt

"Ich berate Gründerinnen und Unternehmen, wie sie ihre unternehmerische Tätigkeit mit dem Erhalt einer lebenswerten und zukunftsfähigen Welt in Einklang bringen. Dabei unterstütze ich sie in dem Prozess, vermeintlichen Gegensätze zu lösen und partizipativ neue, nachhaltige Ansätze zu entwickeln und zu implementieren. Das ist mein Beitrag für Wirtschaft und Gesellschaft: gemeinsame Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit allen Stakeholdern zu fördern, damit Wirtschaft wieder den Menschen dient und unsere Welt wieder ins Lot kommt."

"Uns rennt die Zeit davon", seufzt Claudia. "Wir können es uns nicht erlauben, weiterhin auf Kosten von Umwelt, der menschlichen Gemeinschaft und letztlich des sozialen Friedens in der Welt zu wirtschaften. Die Gemeinwohl-Ökonomie bietet dafür wirksame, anwendungsorientierte Instrumente, statt leerer Worte. Das sind wir unserem Planeten schon längst schuldig."

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