Digital, stylish und vor allem sinnvoll: Lukas Kerecz weiß genau, auf was es bei einer nutzerfreundlichen Website wirklich ankommt. Doch nicht nur das: Durch sein Fachwissen will er besonders eines schaffen: ein barrierefreies Internet. Aber was genau meint er damit?
Der Beruf ist modern und gefragt: Kommunikationsdesigner/-in. Lukas Kerecz, ist einer von ihnen: "Man kann nicht 'nicht' kommunizieren (Zitat von Paul Watzlawik). Mein Team und ich sind Expert/innen darin, wie Werte und Ziele richtig rüberkommen. Und dieses Wissen wollen wir für eine offene und ausgeglichene Welt nutzen."
Doch was steckt wirklich hinter Lukas' Arbeit?
Lukas Kerecz kam schon früh auf den Geschmack, sich selbstständig zu machen: "Da meine Mutter ebenfalls selbstständig war, habe ich bereits in jungen Jahren mitbekommen, wie wichtig Flexibilität im Berufsleben ist. Bereits während meines Studiums arbeitete ich als Freelancer und realisierte, dass ich nicht wirklich mehr als einen Laptop und mich selbst benötige, um an spannenden Projekten zu arbeiten. Nach dem erfolgreichen Abschluss zum Volkswirt wollte ich mich dann meiner eigentlichen Passion widmen: dem Design. Ich studierte Kommunikationsdesign und wagte nach meinem Zweitstudium den Schritt in die Selbstständigkeit. Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Miriam wollten wir unser eigenes Ding machen. Weg von der hippen, aber oft oberflächlichen Marketing- bzw. Designwelt – und rein in die Sinnhaftigkeit. Und so entstand 2011 'FORMLOS', unser eigenes Design-Unternehmen."
Webdesigns gegen Diskriminierung: Kann das klappen?
Doch wie genau kann nun Kommunikationsdesign einen wichtigen Beitrag für unsere Wirtschaft und Gesellschaft leisten? Nun, es ist eigentlich ganz einfach: durch die Arbeit mit sinnvollen und gesellschaftlich wertvollen Unternehmungen. Und davon hat die Firma "FORMLOS" inzwischen schon so einige in ihrem Portfolio vorzuweisen.
"Kommunikation und die Art und Weise ihrer Gestaltung entscheidet letztendlich über die Zugänglichkeit und Anwendbarkeit des jeweiligen Projekts", so Lukas. "Unser Ziel ist es, dort Hürden abzubauen, wo es keine geben muss. Und so wichtige Materialien für Gruppen zugänglich zu machen, die ohnehin schon mit vielen Hindernissen konfrontiert werden. Dazu gehören beispielsweise Migrant/innen und Menschen mit Behinderungen. Wir helfen dabei, barrierefreie Websites und Bildungsmaterialien erstellen. Einerseits um den Betroffenen die Zugänglichkeit zu erleichtern und andererseits um Diskriminierung stetig abzubauen. Es ist beispielsweise ein Unding, dass so viele amtliche Anlaufstellen für Geflüchtete kompliziert und nicht barrierefrei gestaltet sind."
Und weiter:
"Uns liegt es daher am Herzen, sinnvolle und gesellschaftlich wertvolle Projekte gestalterisch und unternehmerisch zu unterstützen. Dazu gehört beispielsweise das Migration Lab Germany, ein Netzwerk, welches erprobte Ansätze zur pädagogischen und künstlerischen Vermittlung von Migration bündelt und weiterentwickelt. Es handelt sich hier also um ein sinnvoll gestaltetes Infoarchiv, rund um das Thema Migration, welches beispielsweise von Lehrkräften genutzt werden kann, um bestimmte Zielgruppen besser über Immigration und Flüchtlingskrisen aufzuklären. Es ist wichtig, dass eine solche Plattform ansprechend und gleichzeitig leicht zu bedienen ist. Und genau hier kommt Kommunikationsdesign ins Spiel: Mit unserem fachlichen Wissen über die Prinzipien und Funktionsweisen von Kommunikation, können wir ein Design entwickeln, welches wichtige Werte an die Besucher/-innen auf verständliche Weise weitergibt. Dass ein solches Design elementar für ein diskriminierungsfreies Online-Umfeld ist, zeigen auch die Unterstützer: Das Projekt wurde unter anderem durch die Bundeszentrale für politische Bildung und dem Zentrum für Bildungsintegration gefördert."
Barrierefreie Websites: Eine Rarität im Internet
Nicht alle Websites erfüllen die technischen Standards der Web-Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.0. Die WCAG beinhaltet einige technische Guidelines, die für eine erhöhte Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen dienen sollen. Dazu gehören beispielsweise:
- Möglichkeit der Navigation durch die Website mit Gebärdensprache
- Bereitstellen von Website-Content in leichter Sprache
- Kontrast-Schalter und veränderbaren Schriftgrößen
Die von "FORMLOS" entwickelte Website "Handicap International" setzt genau solche Prinzipien um und schafft so barrierefreie Website-Inhalte. Dass solche, barrierefreien Internetseiten rar sind, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Eine im Jahr 2020 durchgeführte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass gerade einmal "rund zwei Prozent der darin enthaltenden Homepages keine Mängel [im Hinblick auf die Barrierefreiheit] aufweisen." (Barrierefreiheit im Internet kaum vorhanden, Statista, 2020: https://de.statista.com/infografik/23675/anteil-der-majestic-million-websites-der-wcag-fehler-aufweist/)
Die Wichtigkeit der Arbeit von "FORMLOS" ist also enorm. Nur durch eine für alle zugänglich gestaltete Kommunikation ist Gleichberechtigung im Internet möglich. Stichwort Gleichberechtigung: Obendrauf ist Lukas' Kollegin, Inhaberin und Gründerin Miriam Horn-Klimmek, Leiterin für den Rat für Geschlechtergerechtigkeit des Deutschen Designtag & Referentin für Verantwortung im Design beim BDG – Berufsverband für Kommunikationsdesign.
Dass sich "FORMLOS" für viele weitere wichtige Projekte kreativ einsetzt, zeigt das Firmen-Portfolio: Die Designagentur entwickelte unter anderem ein Corporate Designs für das DJKS-Programm Jung, Muslimisch, Engagiert, für einen Rechner für Lebensmittelabfälle und für viele weitere, wertvolle Projekte. Klar wird: Lukas und Miriam wollen, gemeinsam mit ihren Kolleg/-innen einen "social impact" schaffen.
Unnötige Bürokratie hemmt Kreativität
"Dass eben auch Selbstständige einen solchen Impact schaffen können, das wird von der Politik, warum auch immer, ignoriert", so Lukas. "Wir wollen unser Unternehmen weiter ausbauen, um wichtige Initiativen und Projekte auch in Zukunft unterstützen zu können. Was mich dabei ärgert: die unnötige Bürokratie. Wenn man als Unternehmen Angestellte beschäftigen will, muss man erst einmal einen Berg an Papierkram bewältigen. Das kann einen ganz schön demotivieren. Es scheint fast so, wie als würde die deutsche Politik die innovative Power von Selbstständigen nicht fördern wollen. Dabei braucht es immer an kreativen Köpfen. Gerade in Zeiten, wie diesen."
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