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Netzwerktreffen 2024 - Interview mit Online Expertin und Moderatorin Doris Schuppe "Ich freue mich immer sehr, Leute mal wieder in der physischen Welt sehen und drücken zu dürfen"

Zwischen Fußball EM und hochkarätiger Online-Konferenz bereitet sich ein Teil des VGSD-Teams weiter auf den Herbst vor: Nach unserem Netzwerkmontagabend für ein erstes Kennenlernen, geht es am zweiten Tag unseres bundesweiten Netzwerktreffens in Frankfurt im Oktober in medias res: Mit dem ganztägigen Barcamp! VGSD-Mitglied Doris Schuppe, Online Expertin, Autorin und Barcamp-Enthusiastin wird uns auch 2024 wieder mit ihrer erfrischenden und humorvollen Art durch den Tag führen. Was Doris sonst noch macht, wie es sich auf Mallorca lebt und arbeitet und was langsames Gehen mit Online-Arbeiten zu tun hat – das erfährst du in unserem Interview mit ihr.

Doris Schuppe lebt und arbeitet seit 10 Jahren auf Mallorca und betreibt den Coworking Space "Rayaworx", wenn sie nicht gerade online unterwegs ist!

Doris, in deinem LinkedIn-Profil steht "Digitalien und KI einfach verstehen". Wie muss ich das verstehen? Wo liegt Digitalien?
Digitalien, das ist für mich der ganze digitale Raum. Wir haben in meinem Netzwerk vor langer Zeit mal nach einem passenden Begriff gesucht, der eine Erweiterung unseres Lebens darstellt. Und da kamen wir auf Digitalien. Seitdem verwende ich diesen Begriff.

Und was machst du genau in Digitalien? Welche Tätigkeit verbirgt sich dahinter?
Ein Beispiel, das vielleicht viele kennen: Wie erkläre ich Eltern Social Media?
Mama, Twitter ist wie die öffentliche Pinnwand bei dir unten im Haus. Und der Klebezettel mit wenig Platz drauf, den du an diese Pinnwand klebst, das ist dann der Tweet. So hat meine Mutter Twitter verstanden.

Beruflich hat sich das entwickelt, seit ich 1988 online bin und nicht nur Computer- und Softwarethemen, sondern eben das ganze Medium "Digitalien" entdeckte und immer andere mitgenommen habe.

Dazu kommt eine lange Zeit der Erfahrung mit Online-Konferenzen und Zusammenarbeiten mit Firmen in den USA. Mit diesem Erfahrungsschatz helfe ich heute meist in 1:1 Beratungen sowohl Verbänden, Organisationen als auch Einzelselbstständigen, ihre Formate online weiterzuentwickeln. Gerade durch die Pandemie drängten sich die Fragen ja verstärkt auf: Wie können wir online unsere Prozesse anders organisieren? Wie können wir unsere Projektplanung endlich online abbilden? Wie können wir unsere Community irgendwo in einem digitalen Zuhause miteinander in Kontakt bringen?

Da helfe ich gerne als Personal Trainerin für digitale Herausforderungen weiter, es möglichst einfach und verständlich zu machen.

Das betrifft auch die Künstliche Intelligenz, die es "einfach zu verstehen" gilt ...
KI ist natürlich hochaktuell, und da bin ich auch gerade stark in verschiedenen Projekten engagiert. Ich schrieb am ersten Wurf des "LernOS KI Leitfadens" mit, ein Guide zum Selbstlernen in einem LernCircle. Um Pfingsten herum haben wir diesen dann bei einem mehrwöchigen Massive Open Online Course (MOOC) rund um Künstliche Intelligenz mit mehr als 700 Teilnehmenden auf den Prüfstand gestellt. Im Juli bin ich bei der "lernOS Convention" mit im Organisationsteam und betreue die Community auf "Discord". Wer sich dafür interessiert: Jede/r ist herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.

Es macht mir einfach wahnsinnig viel Spaß, mich frühzeitig in technische Themen einzuarbeiten. Und dann ist es mir wichtig, dass möglichst viele Menschen diese auch wahrnehmen, deren Tragweite verstehen und damit arbeiten – oder zumindest eine fundierte Haltung dazu zu entwickeln.

Wir sind fast ohne Stift und Papier ausgekommen! Julia hat durch Doris für die Interviewaufzeichnung gleich zwei neue Tools kennengelernt.

Du hast für dich die Bezeichnung "Online Event Super Hero" gefunden. Ich verstehe das so, dass du eben nicht nur für andere Events (online) rockst, will sagen unterstützt und moderierst. Du hast auch deine eigenen Online-Events bzw. Formate entwickelt. Welche Formate sind das zum Beispiel und auf welchen Events finden wir dich?
Tatsächlich gibt es auch Online-Events, die ich selbst betreue und durchführe. Seit Jahren gibt es zum Beispiel schon den webgrrls "Lean Coffee". Quasi Barcamp in Mikroformat. Ich bin mit im Team, das für die German Coworking Federation jeden Monat das offene Netzwerktreffen "Coworking online" anbietet. Unregelmäßig unterhalte ich mich zudem im interaktiven Livestream "Online Salon" zu interessanten Themen, zuletzt zu Autorin & KI sowie Fotografie & KI.
Und einmal im Jahr gibt es den "Netzwerkbooster", den ich mit VGSD-Mitglied Ute Blindert zusammen durchführe. Das ist ein wunderbarer Online-Event mit vielen Impulsen und Inspirationen für Selbstständige.

Wenn wir über Events mit vielen Impulsen und Inspirationen sprechen, müssen wir auch unbedingt auf das Format "Barcamp" eingehen. Du bist unsere Expertin, die den VGSD letztes Jahr schon intensiv dazu beraten hat. Unser Super Hero sozusagen :) Auch dieses Jahr wirst du wieder das VGSD-Barcamp in Frankfurt moderieren.
Im Vergleich zu anderen Events: Was unterscheidet das Barcamp von anderen Formaten, von einem Workshop oder einem Kongress zum Beispiel?
Bei einem Kongress muss ich ja fast schon ein Jahr vorher wissen und festlegen, welche Themen und Speaker relevant sind. Es ist jedoch so – wir merken das ja gerade – unsere Welt verändert sich rasend schnell. Und damit die Themen. Wissen wir heute, welcher Talk in ein bis zwei Jahren wichtig wird?
Dazu kommt auch die Budgetfrage für jeden Veranstaltenden: Ich sag' mal, dass in Verbänden alles ein bisschen unter einem anderen Budgetrahmen fliegt, anders als in Konzernen oder großen Kongressfirmen. Eine Konferenz mit vielen gebuchten Speakern kann den Rahmen schnell sprengen.

Auf der Bühne in Frankfurt - auch 2024 wieder!

Was ist für dich das Besondere am Barcamp-Format?
Hier habe ich die Chance, wirklich die Themen am Start zu haben, die meine Community interessiert. Unsere VGSD-Community vernetzt so viele Menschen miteinander, die mit beiden Beinen im Business stehen. Sie haben unheimlich viel zu sagen, haben sehr viel Expert/innen-Know-how. Und das können sie wunderbar miteinander teilen.
Für mich kombiniert ein Barcamp eine hohe Aktualität und ein ausgeprägtes Miteinander, was für eine Community sehr verbindend ist. Wenn es mein Ziel ist, relevante Themen und viele Menschen miteinander in den Austausch zu bringen, dann ist das Barcamp-Format einfach unschlagbar.

Komm mit nach Frankfurt! Es gibt noch Tickets und zwar hier – wir freuen uns auf dich!

Doris, wir müssen natürlich auch über Bücher und das Schreiben sprechen! Wir haben letztes Jahr im November zusammen beim "National Novel Writing Month" an unseren Romanen geschrieben. Daraus ist die wöchentliche Schreibgruppe - natürlich online :) - von dir entstanden: Der "jeden verdammter Mittwochmorgen Schreibclub":
Genau, wir treffen uns jeden Mittwoch um 7:30 Uhr, wenn der Kopf noch frisch ist und der Arbeitsalltag noch warten kann. Wer mitschreiben möchte, meldet sich gerne bei mir.

Abgesehen davon, dass du auch hier ein eigenes Format ins Leben gerufen hast, ist 2023 dein Business Roman "Heiter bis wolkig in Digitalien" erschienen.
Du schreibst über deine Themen und du lässt deine Leser/innen nach Digitalien reisen. Für mich schließt sich hier ein Kreis, oder gehört zusammen, was zusammengehört. Mit einem Roman (deine) Fachthemen zu verbinden, passt zu deinem Slogan "Digitalien einfach verstehen" - oder?
Ich habe für mich entschieden: Ein Sachbuch ist mir zu trocken als Autorin. Es geht um Workation, um Remote Work, um neues Arbeiten, um diese ganzen Themen. Das muss lebendiger sein als reine Erläuterung plus Beispiel. Im Buch folgen wir in einer möglichst spannenden oder unterhaltsamen Geschichte einer Figur – Hanna – und "erleben" ihre Fachthemen in einem fiktiven aber realistischen Kontext.
Das ist in all meinem Tun mein Hauptanliegen: Dass Menschen sich mit Digitalien immer besser auskennen und sich darin kompetenter bewegen.

Und nebenbei erleben wir beim Lesen auch "dein" Mallorca. Denn dort lebst du, wie wir gerade noch festgestellt haben, im Oktober ziemlich genau seit zehn Jahren mit deinem Mann und einer Katze und bist dort Coworking Host von Rayaworx. Wie lebt und arbeitet es sich auf der Insel?
In einem Wort? Entspannter! Das war damals auch der Grund, hierher zu gehen.
Mein Mann arbeitet im Softwarevertrieb und da steht man immer sehr unter Druck. Wir haben erlebt, wie Menschen Herzinfarkte hatten, Schlaganfälle und so weiter in ihren 40ern und 50ern. Das war für mich mehr oder weniger ein Signal: Wo steuern wir hier hin?
Ich meine, München ist eine tolle Stadt und vom Takt her noch die gemütlichste Großstadt in Deutschland. Und doch hat sich auch in München das ganze Leben beschleunigt.

Ihr habt auf Mallorca einen neuen Takt gefunden? Was hat sich für euch verändert?
Ganz grundsätzliche Dinge wie das Gehen! Mein Vermieter hat mir ganz am Anfang beigebracht: Doris, du musst langsamer gehen. Jemand, der hier schon lange auf der Insel lebt und lange Sommer kennt, wird es wohl besser wissen als ich. Wenn ich dann mal wieder in München bin, komme ich mir vor wie "a lame duck". Das heißt, alle Leute rennen an mir vorbei und überholen mich ...
Aber am fünften Tag eines Wochenworkshops laufe ich dann fast genauso schnell wie die anderen!

Idylle mit High Speed Internet: Doris' Lieblingsplatz im Patio von Rayaworx.

Dann nichts wie zurück nach Santanyí!?
Ja, in die Entspannung. Wir leben in einem 4000-Leute-Dorf, und dennoch: wir haben Glasfaser-Internet mi traumhaften 1 Gigabit symmetrischer Verbindung. Das gibt es in Deutschland auf dem Land nicht, oder? Diese Anspannung "oh, hält meine Internetverbindung?" entfällt damit. Das Arbeiten ist entspannt. Gleichzeitig wirken Atmosphäre eines Dorflebens und die nahen Naturküsten entspannend auf einen.

Das war letztlich der Grund, warum wir einen Coworking Space aufgemacht haben: Damit andere Menschen genauso die Gelegenheit bekommen, diese Entspannung für sich zu entdecken und zu nutzen.

Du bist auch ein Bühnenmensch, der gerne live und in Farbe auftritt und Menschen im "Real Life" begegnet, oder? Meine letzte Frage daher: worauf freust du dich persönlich am meisten, wenn du nach Frankfurt kommst, zu unserem Netzwerktreffen im Oktober?
Ich freue mich total auf die Community des VGSD! Durch mein von Remote Work geprägtes Leben, freue mich immer besonders, die Leute dann auch wieder mal in der physischen Welt zu sehen und drücken zu dürfen.

Und wir freuen uns auch, dich bald wieder zu treffen! Vielen Dank für deine Zeit und die gemeinsame Reise durch Digitalien und Mallorca! Übrigens: Wenn Doris offline ist, schreibt sie an der Fortsetzung ihres Business Romans. Was sie verraten hat: Es geht um Fiona, eine junge Softwareentwicklerin in München, die durch ein mit KI erstelltes Fake-Video verleumdet wird. Das ist die Hauptstory. Und auch diesmal ist es Wissensvermittlung in Romanform – nur mit anderen Themen wie beispielsweise Podcasts als Kommunikationsinstrument.

Ihr könnt Doris an verschiedenen Orten in Digitalien treffen: Auf ihrer Website bzw. ihrem Blog, auf dem ihr euch zum Schreibclub und Online Salon anmelden, ihr Buch bestellen oder euch zum MOOC Event informieren könnt. Alternativ freut sie sich auch auf die persönliche Begegnung in der physischen Welt, sei es im Coworking Space Rayaworx – und natürlich beim Netzwerktreffen in Frankfurt!

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