Die Ergebnisse der Juni-Befragung durch das ifo Institut zeigen für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern eine deutlich Verbesserung der aktuellen Geschäftslage von +5,4 auf +10,2 – das ist der bisher (seit August 2021) beste gemessene Wert.
Der Abstand zur Gesamtwirtschaft bei der Lageeinschätzung bleibt erheblich, nimmt aber ein wenig ab, auch weil die größeren Unternehmen ihre Lage im Juni leicht negativer beurteilten, mit 26,4 nach 26,9.
Lage, Erwartungen und resultierendes Klima erstmals nach Sektoren ausgewertet
Getragen wird die positive Entwicklung bei den "Kleinen" vor allem von einer besseren Lageeinschätzung der Dienstleister, die unter den Solo- und Kleinstunternehmen einen sehr hohen Anteil ausmachen. Ihre Lagebewertung verbesserte sich von zuletzt +16,9 auf +24,0. Erstmals wertete das ifo Institut die Zahlen nach Sektoren aus und ermöglichen uns eine entsprechende Analyse.
Auf deutlich niedrigerem Niveau verbesserte sich auch die Lage im verarbeitenden Gewerbe (-12,1 auf -8,7) und Baugewerbe (4,6 auf 11,0). Verschlechtert hat sich dagegen die Lage im Einzelhandel (-4,7 auf 7,0).
Wie erklärt sich Verbesserung der Lage?
Möglicherweise hatte die Einführung des Neun-Euro-Tickets, die Senkung der Steuern auf Benzin und Diesel und weitere zum 1.6.2022 in Kraft getretene Änderungen trotz aller Unkenrufe einen positiven Einfluss auf den Optimismus der Unternehmen und Verbraucher.
Letztlich können wir jedoch nur spekulieren und wollen die Frage nach Erklärung dir stellen: Hat sich auch deine Lage in der ersten Junihälfte (zu der die Panel-Befragung stattfand) gegenüber dem Vormonat verbessert? Und falls ja, was waren die Gründe dafür? Gib gerne auch deine Branche an. Wir sind gespannt auf deinen Kommentar!
Erwartungen trüben sich weiter ein
Trotz der besseren Lage: Sowohl bei den "Kleinen" als auch den "Mittleren und Großen" hat sich der Blick in die Zukunft wieder stärker eingetrübt. Bei den Solo- und Kleinstunternehmen sinkt der Wert von -10,0 auf -11,7. Die Gesamtwirtschaft, die viele größere und stärker energieabhängige Unternehmen umfasst, ist der Wert sogar von -17,8 auf -20,1 gesunken. Wenn sich die negativen Erwartungen realisieren, könnte es sich bei der aktuell etwas besseren Lage um ein Zwischenhoch handeln.
Unterschiedliche Entwicklung bei Dienstleistungen, Einzelhandel und Gewerbe
Auffällig bei den Erwartungen der Solo- und Kleinstunternehmen ist die besonders negative Erwartung im Einzelhandel: Sie bewegt sich im Juni bei -40,0, im Baugewerbe bei -26,8, im verarbeitenden Gewerbe bei -11,6. Bei den unter kleinen Unternehmen dominierenden Dienstleistern lagen die Erwartungen im Juni bei -3,2 Punkten.
Die vergleichsweise schlechtere Lage in verarbeitendem und Baugewerbe könnte mit den bestehenden Lieferproblemen und der starken Teuerung zu tun haben. Auch der Einzelhandeln leidet in Teilen unter den Lieferproblemen, zudem sparen die Kunden aufgrund stark gestiegener Energiekosten in anderen Bereichen. Bei den Dienstleistern spielen Lieferengpässe dagegen kaum eine Rolle und es besteht nach wie vor erheblicher Nachholbedarf.
Geschäftsklima: Die Lücke schließt sich
Das vom ifo Institut aus Lage und Erwartungen berechnete Geschäftsklima verbesserte sich durch die deutlich bessere Lage bei Solo- und Kleinstunternehmen etwas (von -2,5 auf -1,1), zugleich wurde das der Gesamtwirtschaft etwas schlechter (von +3,3 auf +1,8). Die Werte bewegen sich aufeinander zu, die bestehende Lücke reduziert sich.
Preiserhöhungsdruck lässt etwas nach
Sowohl bei Großen als auch Kleinen sank erfreulicherweise (für uns als Konsumenten und Kunden) der Anteil derer, die angeben, ihre Preise erhöhen zu wollen/müssen. In der Gesamtwirtschaft nahm der entsprechende Wert von 57,8 auf 53,2 Prozent ab. Bei den Solo- und Kleinstunternehmen von 54,8 auf 50,5 Prozent. Damit scheint der im April/Mai erhöhte Höchstwert überschritten.
Wie sich die Kurve weiterentwickelt, hängt stark von der weiteren Entwicklung der Energiepreise und damit des Ukraine-Kriegs, aber auch dem Handeln der Europäischen Zentralbank und der Regierungen ab sowie von der Frage, ob sich Lieferkettenprobleme auflösen oder nicht. Wir hoffen auf das Beste.
Fortschritt, aber keine Entwarnung
VGSD-Vorstand Andreas Lutz freut sich über die Entwicklung, gibt aber keine Entwarnung: "Die Verbesserung der Lage bei Solo- und Kleinstunternehmen zeigt, dass sie sich flexibel und fantasievoll auf die neue Situation einstellen. Es ist positiv, dass der Abstand gegenüber der Gesamtwirtschaft etwas abgenommen hat.
Nun müssen aber auch die verantwortlichen Regierungspolitiker ihren Teil zu einer nachhaltigen Verbesserung beitragen, indem sie positive Signale an die Masse der kleinen Unternehmen senden, z.B. durch beherzten Abbau überkommener Bürokratie und Rechtsunsicherheit. Der Koalitionsvertrag enthält hier eine ganze Reihe guter Ansätze, die nun angepackt werden sollten.
Die diskutierten Hilfen und Entlastungen dürfen nicht auf Arbeitgeber und -nehmer beschränkt werden. Die Solo-Selbstständigen müssen bei allen Maßnahmen mitgedacht werden."
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