ifo-Institut und Bitkom haben diesen Monat einen gemeinsamen Index für die Konjunktur der ITK-Branche vorgestellt (vgl. Abbildung). Die Bewertung der Geschäftslage (blau) wird ebenso erfragt wie die Erwartungen (rot).
Der schwarz dargestellte (Geschäftsklima-)Index errechnet sich als Mittelwert von beiden. Aus den Befragungsergebnissen des ifo-Instituts konnte eine bis Anfang 2006 zurückreichende Zeitreihe berechnet werden.
Die Erwartungen eilen der tatsächlichen Geschäftsentwicklung voraus und schlagen etwas stärker aus, wie man gut an der Banken- und Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2009 erkennen kann: Bei den Erwartungen war schon Ende 2008 ein Tiefpunkt erreicht von unter -20, die Geschäftslage erreichte ihren Tiefpunkt Mitte 2009 mit einem Wert von -17,3, während sich die Erwartungen schon wieder deutlich erholten. Auch 2011/12 nahmen die Erwartungen die bis ins Jahr 2013 reichende Eintrübung der Geschäftslage vornweg.
Erwartungen und tatsächliche Lage entwickeln sich immer weiter auseinander
Auffällig: Seit 2014 entwickeln sich Erwartungen und Geschäftslage immer weiter auseinander. Im Juni diesen Jahres lagen die Erwartungen bei 8,8, die Lage dagegen bei 46,7 – nur wenig unter dem Allzeit-Hoch von 52,7, das im Oktober 2018 erreicht worden war. Auch die (nicht abgebildeten Erwartungen für die Entwicklung von Beschäftigung (32,0 Punkte) und Preisen (11,4 Punkte) liegen jeweils nahe am langjährigen Maximalwert.
„Die Lage ist besser als die Stimmung“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Präsentation der Ergebnisse und fragte sich wohl, wie lange sich der ITK-Markt den pessimistischen Branchenerwartungen und dem Abflauen der Gesamtkonjunktur noch entziehen kann.
IT-Dienstleister dominieren den Index
ifo-Präsident Clemens Fuest erklärte die Zusammensetzung des neuen Branchenindikators:
„Der neue Index setzt sich zusammen aus 400 Herstellern, Händlern und Service-Firmen. IT-Dienstleister gehen zu 60,5 Prozent ein, Dienstleister der Telekommunikation zu 9,8 Prozent, der Einzelhandel mit Geräten zu 8,4 Prozent, die Hersteller von elektronischen Bauelementen mit 6,5 Prozent und so weiter. Mit dem Digitalindex erfassen wir eine Branche, die für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft eine Schlüsselrolle spielt.“
Digitalbranche schätzt Geschäftsklima durchweg besser ein als die Gesamtwirtschaft
Im langjährigen Vergleich zum ifo Geschäftsklima für die deutsche Gesamtwirtschaft erreicht der Bitkom-ifo-Digitalindex durchgehend ein deutlich höheres Niveau. Die Unternehmen der ITK-Branche schätzen ihre jeweilige Lage konstant besser ein als die Gesamtwirtschaft. Die grundsätzliche Entwicklung von ifo Geschäftsklima und Bitkom-ifo-Digitalindex dagegen ähnelt sich zumeist, sie entwickelten sich bei zwei von drei der monatlichen Messungen in die gleiche Richtung.
Ausnahme: Im Mai 2019 sank das ifo Geschäftsklima um 2,9 auf 14,1 Punkte und entwickelte sich damit gegenläufig zum Bitkom-ifo-Digitalindex, der um 2,2 auf 27,0 Punkte anstieg. Hintergrund ist, dass die meisten Branchen durch die allgemeinen Konjunkturrisiken (Handelskonflikt zwischen den USA und China, den Brexit und die Umwälzungen in der Automobilindustrie und bei Banken) deutlich stärker unter Druck stehen als die ITK-Branche.
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