Peter B.*s Arbeit als Software-Entwickler ist komplex: Oft ist er für mehrere Jahre mit einem einzigen Auftrag beschäftigt. Derart tief in Projekte einzutauchen, macht ihm großen Spaß und beschert ihm einen guten Verdienst – doch: Peter muss bei seiner Art des Arbeitens dafür sorgen, in der Regel mindestens zwei Kunden parallel zu haben, sonst droht ihm der Verdacht auf arbeitnehmerähnliche und Scheinselbstständigkeit. Dabei wäre seine Arbeit noch besser, könnte er sich immer auf nur eine Sache konzentrieren. Im Rahmen unserer Serie "Wie viel verdient eigentlich ein ...?" erzählt er uns von seinen Arbeitsbedingungen - und lässt uns einen Blick auf sein Konto werfen. (*Name von der Redaktion geändert.)
"Ich heiße Peter B., bin 53 Jahre alt, Diplom-Informatiker, lebe in München und arbeite als selbstständiger Softwareentwickler. Meine Kunden sind Banken, sie stammen aus Handel und Logistik, IT und Medien. Es handelt sich bei ihnen um kleine und größere Unternehmen. Ich liebe an meinem Beruf, Software zu entwickeln und mit neuesten Technologien zu hantieren. Gerade als Selbstständiger ist meine Arbeit spannend, weil ich vor immer neuen Aufträgen und Herausforderungen stehe, ständig dazulerne, die Zeit frei einteile – und das bei gutem Verdienst. Dass ich mich 2000 selbstständig gemacht habe, war die beste berufliche Entscheidung meines Lebens.
Seit der Pandemie: zu 100 Prozent remote
Meine Aufträge erhalte ich über bestehende Kontakte, Internetportale wie freelance.de oder Xing oder über Vermittler. Während ich vor der Pandemie zu 100 Prozent beim Kunden vor Ort gearbeitet habe, arbeite ich nun zu 100 Prozent remote. Den Kontakt zu Kunden pflege ich via E-Mail, Chat und in Videokonferenzen.
„Würde mich lieber nur jeweils auf einen Kunden konzentrieren“
Typischerweise arbeite ich an ein bis zwei Aufträgen gleichzeitig. Dass ich es bevorzuge, mindestens zwei Kunden gleichzeitig zu haben, liegt an den gesetzlichen Anforderungen: Ich gerate dann nicht so leicht in den Verdacht der Scheinselbstständigkeit. Ich würde allerdings viel lieber immer nur für einen Kunden arbeiten, bis das jeweilige Projekt abgeschlossen ist: Meine Arbeit ist einfach besser, wenn ich mich auf nur eine Sache konzentriere. Das ist denn auch das Anstrengendste an meinem Beruf: die staatlichen Vorgaben bezüglich Scheinselbständigkeit zu erfüllen.
Arbeite gern „so viel wie möglich“
Meist arbeite ich in einer typischen Woche 40 bis 45 Stunden; davon stelle ich meinen Kunden typischerweise 39 bis 44 Stunden in Rechnung. Der Rest verteilt sich zu 80 Prozent auf Akquise und zu 20 Prozent auf Administration. Ich arbeite gerne „Vollzeit“. Generell will ich so viel wie möglich arbeiten und verdienen – und im Zweifel lieber irgendwann früher in Rente gehen.
Jahresumsatz: 165.000 Euro
Pro Jahr erziele ich als Selbstständiger typischerweise 165.000 Euro Umsatz, mit einer eher steigenden Tendenz. Davon bleibt mir ein Gewinn von 158.000 Euro pro Jahr, da sich meine Ausgaben aktuell auf nur etwa 7.000 Euro belaufen. 100 Prozent meines Gesamteinkommens stammen aus meiner Selbstständigkeit.
Aufträge mit Spezialkenntnissen bringen höheren Stundensatz
Durchschnittlich stelle ich dabei folgenden Stundensatz in Rechnung: für reine Softwareentwicklung 95 Euro, für Arbeiten mit Spezialkenntnissen 125 Euro. Damit bin ich sehr zufrieden. In die Selbstständigkeit gestartet bin ich mit 100 DM (!) pro Stunde. Laut GULP Stundensatzkalkulator liege ich mit meiner Kalkulation für den Stundensatz knapp über dem Durchschnitt eines Software-Entwicklers.
Im Schnitt: 45.000 Euro pro Auftrag
Meine typische Auftragsgröße beträgt 45.000 Euro. Die meisten Kunden bestellen meine Kenntnisse und Fähigkeiten für 3 Monate - und verlängern dann. Meistens bin ich sogar für mehrere Jahre für einen Kunden tätig.
Aktuell nicht ausgelastet – aber bei bester Bezahlung!
Aktuell arbeite ich allerdings nur drei Tage pro Woche – bei einem Kunden, der mich mit einem Stundensatz von 125 Euro sehr gut bezahlt, weil für den Auftrag Spezialwissen erforderlich ist. Es ist jedoch nicht einfach, Aufträge für die zwei weiteren Wochen-Arbeitstage zu bekommen, daher bin ich, seit ich diesen Kunden habe, nicht immer komplett ausgelastet. Der hohe Verdienst macht das aber wett, und es ist nicht die Regel. Ansonsten bin ich eher zu 100 Prozent ausgelastet, bekomme dafür aber „nur“ 90 bis 95 Euro die Stunde. Aktuell lege ich etwa 5.000 Euro monatlich zur Seite, das meiste davon steckt dann in Immobilienkrediten, Lebensversicherungen, ETF-Sparplänen.
Die Kinder sichern den Feierabend
Auch der Urlaub kommt bei mir nicht zu kurz: Ich gönne mir 6 Wochen im Jahr – und dass ich mich generell nicht überarbeite und mir sowohl der Feierabend als auch die Wochenenden heilig sind, dafür sorgen meine Kinder."
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