Beide - Dr. Michael Trompf und Markus Hübner - sind erfahrene Gründungsberater und haben ihren Mandanten gemeinsam zu einer dreistelligen Zahl von Bankkrediten verholfen. Ganz unterschiedlicher Auffassung sind sie aber zum Thema Crowdfunding:
Michael Trompf sieht vor allem den Nutzen für die Gründer, z.B. die Unabhängigkeit von Sicherheiten. Markus Hübner sieht das Ganze durch die Brille der Geldgeber und hält Crowdfunding für nichts anderes als "Betteln 2.0".
PRO: Dr. Michael Trompf nennt fünf Argumente für Crowdfunding
Netzwerk-Gedanke: Crowdfunding bietet viel mehr als nur bankenunabhängige Finanzierung. Ursprünglich als alternative Finanzierungsart gedacht, stellt es außerdem ein mächtiges Werkzeug zur Bildung einer Community rund um ein spannendes Vorhaben dar. Neben Geld bekommt man bei Erfolg Netzwerk-Kontakte, aus denen Sparrings- und Geschäftspartner, Kunden, Aufraggeber, Dienstleister, Sponsoren und Mitarbeiter hervorgehen können.
Sicherheiten-unabhängig: Anders als bei Bankfinanzierungen spielt Sicherheiten keine Rolle.
Flexible Ausgestaltung der Vereinbarungen mit den Investoren: Anders als bei Bankfinanzierungen ist man bei Crowdfunding vorab nicht an bestimmte Rückzahlungsmodalitäten gebunden; vielmehr kann man die Gegenleistung in jedem Einzelfall entsprechend dem Charakter des Vorhabens und den Möglichkeiten des/der Finanzierung Suchenden in weiten Grenzen selbst bestimmen. So mag z. B. bei sozialen Projekten eine Information zur Rückmeldung des Erfolgs ausreichend sein, um genügend Unterstützung zu mobilisieren. In anderen Fällen, in denen potenziell profitable, aber risikoreiche Vorhaben finanziert werden sollen, mag eine Unternehmensbeteiligung sinnvoller sein.
Verantwortlichkeitsgefühl: Der Finanzierung Suchende nimmt in Kauf, dass er von Anfang an – und weit über die Ausschreibungsphase hinaus – unter Beobachtung „seiner Community“ steht. Während sich die Kontrolle bei Bankkrediten i.d.R. auf die regelmäßigen Rückzahlungen von Zins und Tilgung konzentriert, fühlt sich der Initiator von Crowdfunding Projekten seiner Öffentlichkeit gegenüber verantwortlich und schuldet dieser einen Erfolg bzw. Erklärungen für einen Misserfolg.
Übungsfeld für gute Marktkommunikation: Schließlich ist die Kampagne zur Einwerbung von Investorengeldern ein gutes Übungsfeld für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit. Wer das gut meistert, hat die Grundlagen für ein effizientes Marketing verstanden und damit auch gute Chancen, sein späteres Produkt seinen Kunden gegenüber erfolgreich zu bewerben.
CONTRA: Markus Hübner hält Crowdfunding für "Betteln 2.0"
Was schmeckt besser: Haifischfleisch oder Schillerlocken? Wo lebt es sich angenehmer: im Altersheim oder in einer Seniorenresidenz? Wer ist höher qualifiziert: ein Hausmeister oder ein Facilitymanager?
Wir leben in einer Welt des schönen Scheins, in der Worte oft wichtiger sind als Inhalte. Besonders dann, wenn es darum geht, Interesse zu wecken und/oder Qualität vorzugaukeln. Ein weiteres wunderbares Beispiel für derartiges Blendwerk ist das sogenannte Crowdfunding.
Beim Crowdfunding handelt es sich um ein scheinbar junges Finanzierungsmodell, bei dem Projekte, Produkte oder Unternehmen nicht durch eigenes Kapital finanziert werden, sondern durch Fremdkapital. Die Besonderheit dabei: Das Geld kommt nicht von wenigen exklusiven Investoren, sondern von vielen kleinen „Unterstützern”. Jeder von uns kann Unterstützer werden! Geschäftsideen, die auf der Suche nach Unterstützern sind, sprießen derzeit wie Unkraut aus dem Boden, darunter etliche, die es sonst wohl niemals ans Tageslicht geschafft hätten. Die Kreativität der Jungunternehmer scheint keine Grenzen zu kennen, keine Idee ist abwegig genug. Warum auch? Es geht schließlich nicht um das eigene Geld...
Für Jungunternehmer ist Crowdfunding eine clevere Alternative zur Finanzierung über eine Bank. Denn die Prüfung der Geschäftsidee und der eigenen Person/en durch eine Bank entfallen. Das eigene Risiko wird minimiert, Gewinne werden privatisiert, Verluste werden sozialisiert. Sicherheiten werden nicht benötigt, sondern nur eine Geschäftsidee und in ausreichendem Maße Unterstützer.
Diese Unterstützer sollten Geld nicht nur haben, sondern es übrig haben. Denn welche Form einer Beteiligung oder Rückvergütung auch in Aussicht gestellt werden mag - eine Garantie auf Erfolg gibt es nicht. Schon gar nicht dadurch, dass ein letztlich bekanntes und sonst wenig beliebtes „Geschäftsmodell” mit einem neuen und viel versprechenden Namen versehen wurde. Betteln, äh … Crowdfunding? Nein danke!
Michael Trompf begleitet als Berater und Coach seit 2001 Menschen und Unternehmen in Veränderungsprozessen. Ihm ist dabei besonders wichtig, persönliche wie unternehmerische Potenziale zu entdecken, zu fördern und zu entwickeln.
Markus Hübner ist 2000 als selbstständiger Unternehmensberater tätig und Experte für die konzeptionelle Erarbeitung von Businessplänen sowie Gründungs- und Unternehmensfinanzierung. Er ist gespannt auf dein Vorhaben!
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