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Solo-Selbstständige stellen jetzt die Mehrheit der Unternehmer

Während der letzten 30 Jahre hat die Zahl der Selbstständigen in Deutschland kontinuierlich zugenommen. Seit der Jahrtausendwende steigt aber fast nur noch die Zahl der Solo-Selbstständigen, während die Zahl der Betriebe mit Mitarbeitern seit Jahren stagniert. Erstmals gibt es jetzt mehr Solo-Selbstständige als Selbstständige mit Mitarbeitern, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Was manche konservative Wirtschaftspolitiker beklagen und am liebsten rückgängig machen würden, ist die Folge struktureller und gesellschaftlicher Entwicklungen: Den IAB-Forschern zufolge ist eine entscheidende Ursache der Strukturwandel hin zu einer wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft. Mithilfe moderner Kommunikationstechnologien sind Einzelpersonen imstande, vielfältige Dienstleistungsangebote zu realisieren, für die es früher einen Betrieb mit Mitarbeitern brauchte. „Bei Bedarf können betriebliche Personalstrukturen durch Kooperation oder durch die virtuelle Vernetzung mehrerer Selbstständiger substituiert werden“, schreiben Hans-Dieter Gerner und Frank Wießner in ihrer Studie.

Der technische Fortschritt begünstigt auch die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen: Diese wünschen sich häufig mehr Flexibilität, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Frauen sind besonders häufig alleine selbstständig tätig.

Ein weiterer Faktor ist die intensive Förderung von Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit. „Das Überbrückungsgeld (1986 bis 2006), daneben die Ich-AG (2003 bis 2006) und schließlich ab Mitte 2006 der Gründungszuschuss trugen zu einer beachtlichen Stimulierung des Gründungsgeschehens in Deutschland bei“, stellen Gerner und Wießner fest.

Von den Gründern, die Überbrückungsgeld erhielten, beschäftigt etwa die Hälfte weitere Mitarbeiter – nicht selten schon im ersten Jahr der Selbstständigkeit. Bei den Ich-AG-Gründern traf dies auch knapp fünf Jahre nach der Gründung nur auf jeden vierten zu. Dafür erreichte man mit der Ich-AG auch Personengruppen, die bei den Gründungen zuvor unterrepräsentiert waren. Knapp die Hälfte der Ich-AGs wurde von Frauen gegründet. Sie haben, häufiger als Männer, gar nicht das Ziel, einen Betrieb mit Mitarbeitern aufzubauen, dennoch ist für sie die Selbstständigkeit von großer Bedeutung.

Bei den in Vollzeit Selbstständigen könne, so betonen Gerner und Wießner, nicht die Rede davon sein, dass "Kümmerexistenzen" gefördert worden seien. Die Einkommen liegen im Bereich für vergleichbare abhängige Beschäftigung. Das Nettoeinkommen beträgt knapp fünf Jahre nach der Gründung durchschnittlich 2.525 Euro bei Selbstständigen mit Mitarbeitern und 1.897 Euro bei Solo-Selbstständigen.

Etwa 90 Prozent der geförderten Gründer – 86 Prozent der Solo-Selbstständigen, 91 Prozent der Selbstständigen mit Mitarbeitern – haben nach fast fünf Jahren Selbstständigkeit mit dem Aufbau einer Altersvorsorge zumindet begonnen. In zehn Prozent der Fälle ist dies allerdings nicht der Fall und es besteht das Risiko späterer Altersarmut, warnen die Forscher. Ihr Fazit: "Die Förderung bewährt sich, der soziale Schutz nicht immer."

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