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Vielen Dank für über 400 Kommentare – hier die Auswertung So wirkt sich die aktuelle Krise auf unsere Mitglieder aus

"Wie macht sich die aktuelle Krise bei dir bemerkbar?", hatten wir unsere Mitglieder Ende September gefragt – mehr als 400 haben darauf geantwortet. Die Auswertung eurer Antworten floss bereits am Tag des Aufrufs in ein Gespräch mit dem Bundeswirtschafts- und -klimaministerium ein und seitdem in viele weitere Gespräche mit Ministerien und Politikern. Im Folgenden haben wir die am häufigsten genannten Auswirkungen und Lösungsvorschläge für dich zusammengefasst.

Wie betrifft die Krise unsere Mitglieder? Welche staatlichen Maßnahmen bieten einen Ausweg? Wir haben die Antworten unserer Mitglieder ausgewertet.
Update, 26.10.2022

Wie sich die Krise auswirkt und wie die Regierung helfen könnte

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Die Krise führt verbreitet zu Kaufzurückhaltung unter unseren Kunden, vor allem wenn es sich nicht gerade um "lebensnotwendige" Güter und Leistungen handelt. Teils müssen sich unsere Mitglieder sogar Sorgen um die Zahlungsfähigkeit und Fortexistenz ihrer Kunden machen. Steigende Kosten können sie manchmal, aber nicht immer weitergeben, bei der öffentlichen Hand als Kunde ist das besonders schwierig.

Insbesondere bei denen, die schon unter der Covid-Krise lange zu leiden hatten, droht die Zuversicht verloren zu gehen. Viele wünschen sich eine Verlängerung der Neustarthilfe oder zumindest den Verzicht auf eine Rückzahlung.

Die Solo- und Kleinstunternehmer/innen fühlen sich von der Politik übersehen, die Einrichtung klarer Zuständigkeiten könnte helfen. Statt aufwändig zu beantragender Einzelfallhilfen wünschen sie sich eher pauschale Hilfen und vor allem eine Gleichbehandlung gegenüber Angestellten und Beamten.

Viel helfen würde es auch, entschlossen die im Koalitionsvertrag vorgesehenen Erleichterungen umzusetzen und Arbeitsbedingungen strukturell zu verbessern, etwa durch faire Sozialversicherungsbeiträge und mehr Rechtssicherheit.

Die Folgen der Krise im Einzelnen

Kauf-Zurückhaltung

Besonders häufig berichten unsere Mitglieder in ihren Kommentaren über Auftrags- beziehungsweise Kauf-Zurückhaltung ihrer Kunden, und zwar sowohl bei Privat- wie Firmenkunden. Ein Hochzeits- und Event-DJ beobachtet einen deutlichen Nachfrage-Rückgang sowohl bei privaten Events als auch z.B. bei Weihnachtsfeiern von Kunden.

Dass die Ukraine- und Energie-Krise zu einer weiteren Eintrübung der ifo-Geschäftslage und -erwartungen führte, zeigte schon unser Bericht über die Befragung in der ersten Septemberhälfte: "So viel Pessimismus war noch nie".

Die Ergebnisse der aktuellen, in der ersten Oktoberhälfte durchgeführten ifo-Befragung werden wir voraussichtlich am 8.11.2022 veröffentlichen. Wir sind gespannt, ob die im Folgenden zusammengefassten Eindrücke unserer Mitglieder vom Panel bestätigt werden.

Mehrere Mitglieder nennen Ende Juli und den August als Zeitpunkt, an dem sie einen deutlichen Auftrags- bzw. Buchungsrückgang beobachteten, ein anderes schreibt, der Auftragseingang sei mit Wirkung ab dem November "wie abgeschnitten".

Besonders hart trifft es erneut die Kultur- und Veranstaltungsbranche, aber z.B. auch Trainer: Sie waren schon in den letzten beiden Jahren von der Covid-Krise besonders stark betroffen. Im Winter fürchten sie dadurch erneut Einschränkungen, die die Effekte der Ukraine- und Energiekrise zusätzlich verstärken: "Die Zuschauer kommen nicht", schreibt ein Mitglied, und spricht von Umsatzeinbußen von 70 Prozent in der Kulturbranche. Eine Trainerin berichtet: "Früher waren um diese Zeit die Termine für das nächste Jahr im Kalender". Jetzt muss sie befürchten, dass die Buchungen, die sie hat, wegen Covid abgesagt werden.

Sorgen um Kundenunternehmen

Viele Mitglieder sorgen sich um ihre Kunden und damit auch um ihre eigene Zukunft: "Grundsolide Kunden müssen dauerhaft schließen", berichtet Einer, ein Anderer, der Gastro-Unternehmen berät, schreibt, er "merke, wie der nächsten Welle die Luft ausgeht". Auch Einzel- und Großhandel als Kunden seien stark von der allgemeinen Kaufzurückhaltung betroffen. Viele Kunden kämpften mit erheblichen Zahlungsproblemen oder seien sogar insolvent.

Mehrfach berichten Mitglieder, dass Kunden jeder Größenordnung unter Lieferengpässen bei zugleich stark steigenden Preisen stöhnen. Bei einigen laufen Liefervereinbarungen mit ihren Gasversorgen aus und sie bekommen keine neuen Angebote. Andere leiden unter dem Chipmangel wegen der restriktiven Covid-Politik in China.

Wie wichtig sind die eigenen Leistungen für die Kunden?

Manche Mitglieder begründen die von ihnen beobachtete Kaufzurückhaltung damit, dass ihre Leistung nicht unbedingt lebensnotwendig sei und von den Kunden deshalb aufgeschoben würde, z.B. ein Verleger von Botanik-Reiseführern und ein Kunst- und Antiquitätenhändler. Aber auch Website-Projekte werden aufgeschoben: Die alte Seite hält notfalls noch eine Weile... Die Beispiele oben zeigen, dass nicht nur hier, sondern in sehr vielen Branchen Kaufzurückhaltung herrscht.

Eine Ausnahme stellen Gesundheitsdienstleister und Berater, aber auch einige andere Dienstleister dar, von denen viele berichten, dass ihre Leistungen in der Krise besonders gefragt sind. Die Dauerkrise belastet die Menschen gesundheitlich und besonders psychisch. Eine Heilpraktikerin berichtet von steigenden Patientenzahlen. Bei Psychotherapeuten, deren Leistung über eine Kasse abgerechnet werden kann, gibt es oft noch nicht einmal auf der Warteliste einen Platz.

Auch im Pflegebereich gibt es keinen Mangel an Bedarf, wobei im ambulanten Bereich die Kfz-Kosten steigen, so dass für die Pflegekräfte am Ende weniger übrig bleibt. Bei staatlichen Auftraggebern bzw. solchen, die von diesen abhängen, ist es ebenso wie bei Privatkunden in der aktuellen Situation schwierig, die Preise den gestiegenen Kosten anzupassen. Manche Auftraggeber versuchen in Zeiten hoher Inflationsraten sogar noch, die Preise zu drücken! Andere Mitglieder berichten dagegen, dass es ihnen ohne große Diskussionen gelingt, Preiserhöhungen weiterzugeben bzw. höhere Honorare durchzusetzen: "Preisdiskussionen muss ich hier nicht führen".

Die Leistungen von Unternehmensberatern und Interim-Managern scheinen in der Krise ebenfalls gefragt zu sein, da Experten von draußen hereingeholt werden, um mit einer schwierigen Situation umzugehen, Finanzierungen zu sichern oder dringend benötigte Digitalisierungsprojekte umzusetzen, um Kosten einzusparen oder gesetzliche Vorschriften umzusetzen. Ein SAP-Berater berichtet davon, dass das Unternehmen SAP auf seine Kunden Druck ausübe, bestimmte Umstellungen vorzunehmen, wovon er in diesem Fall profitiere.

Besonders freut sich, wem es durch ein gut gedämmtes Haus, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder eine Wärmepumpe im Keller gelungen ist, sich ein wenig von den stark steigenden Energiepreisen zu entkoppeln.

Steigende Kosten und ob sie weitergegeben werden können

Viele Mitglieder berichten natürlich von stark steigenden Kosten. Wer keinen Gasanschluss hat, hat von seinem Versorger zwar oft noch gar nichts gehört. Die Preiserhöhungen werden sich erst noch mit der nächsten Strom- oder Nebenkostenabrechnung bemerkbar machen. Beunruhigt sind sie trotzdem und öffnen mit mauem Gefühl Briefe und Mails ihrer Versorger, wenn sie dann kommen.

Und auch, wer die höheren Energiekosten noch nicht in Rechnung gestellt bekommen hat, berichtet über stark gestiegene Kosten insbesondere bei energieintensiven Vorprodukten: Wer viel Auto fahren und reisen muss, spricht z.B. über die Benzin- und Dieselpreise sowie gestiegene Hotelpreise. Viele Selbstständige mieten Räume für Seminare und Veranstaltungen an. Die stark gestiegenen Kosten spiegeln hier einerseits die höheren Heizkosten wieder, zugleich versuchen Vermieter und Hotels Verluste aus Coronazeiten wett zu machen. Wie sich der Anstieg zusammensetzt, ist für Soloselbstständige aber schwer nachzuprüfen bzw. nachzuweisen.

Was helfen könnte und was nicht

Energiepreiszuschüsse auf Betriebsebene diskriminieren Soloselbstständige und kleine Unternehmen

Deshalb helfen Zuschüsse für gestiegene Energiepreise den meisten Soloselbstständigen nicht weiter, weil die Steigerungen in vielfältiger Form bei ihnen ankommen. Das ist ähnlich wie bei der Dezemberhilfe 2020, als nachgewiesen werden sollte, dass der erlebte Umsatzrückgang unmittelbar auf staatliche Maßnahmen wie Schließungen zurückgeht. Soloselbstständige werden durch eine solche Logik de facto meist von Hilfen ausgeschlossen.

Während Zuversicht verloren geht, nimmt das Gefühl weiter zu, von der Politik nicht gesehen zu werden

Für viele Betroffene – zum Beispiel aus der Kultur- und Veranstaltungsbranche und bei Trainern – ist es das dritte schwierige Jahr in Folge. Jetzt ist zudem die Rede von einer Rezession, die Unsicherheit ist hoch. Mancher besonders hart Betroffene hat in der Coronakrise Rücklagen aufgebraucht und hatte die Hoffnung, dass die Pandemie 2022 endlich einigermaßen überwunden würde und es wieder bergauf geht.

Die aktuelle Entwicklung lässt die Zuversicht sinken und viele belastet sie auch psychisch: "Ich bin deprimiert, habe existenzielle Ängste, die bestehende Unsicherheit … lähmt mich", schreibt ein Mitglied. Ein anderes berichtet über die Unternehmen, die es berät: "Um mich herum sind ausweglose Situationen und Angst."

"Bereits während der Pandemie wurden wir vergessen", beschreibt ein Mitglied seine Eindrücke. Ein anderes fordert, Solo- und Kleinstunternehmer/innen müssten endlich "mehr Berücksichtigung in der Gedankenwelt des ministerialen Biotops finden".

Eine Lösung könnte darin bestehen (und jetzt sprechen wir als Verband), dass im Wirtschafts- und Klimaschutzministerium zeitnah ein Referat für Soloselbstständige aufgebaut wie, das unsere Anliegen und das Wissen über uns an einer Stelle sammelt und in der Bundesregierung eine koordinierende Funktion ausübt. Sehr hilfreich wäre auch die Entwicklung einer Strategie für Solo- und Kleinstunternehmer/innen nach dem Vorbild der nach der Bundestagswahl in relativ kurzer Zeit entwickelten Startup-Strategie.

Neustarthilfe verlängern oder mindestens auf Rückforderungen verzichten

Diejenigen, die von der Krise über einen längeren Zeitraum hart betroffen waren und sind, fordern nachvollziehbarerweise eine Verlängerung der Neustarthilfe, weil sich ihre Situation auch im Oktober 2022 nicht gebessert hat und sie zwischenzeitlich keine neuen Rücklagen aufbauen konnten.

Zwar berichten manche über ein "Zwischenhoch" insbesondere im zweiten Quartal 2022. Allerdings führt dies dazu, dass sie die damals erhaltene Neustarthilfe nun aufgrund der höher als erwartet ausgefallenen Umsätze zurückzahlen müssen. Für das dritte und vierte Quartal erhalten sie aber keine Hilfe, kämpfen jetzt aber mit Auftagsrückgängen und zugleich steigenden Preisen. In dieser Situation sollen sie die Neustarthilfe und teils auch die Soforthilfe aus dem Frühjahr 2020 zurückzahlen.

3.000 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei auch für Selbstständige

Sehr viele Mitglieder fordern in ihren Kommentaren, dass die im Rahmen der konzertierten Aktion für Arbeitgeber geschaffene Möglichkeit, Angestellten und Beamten im Zeitraum bis 31.12.2024 bis zu 3.000 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei zukommen zu lassen, auch auf Selbstständige ausgeweitet werden muss. Soloselbstständige sind Arbeitgeber- und -nehmer in einer Person. Sie müssen Arbeitgeber- und -nehmerbeiträge selbst tragen. Es ist nicht einzusehen, warum die Regelung nicht auch für sie gilt. Dies hätte ebenfalls eine inflationssenkende Wirkung, indem die Selbstständigen temporär gestiegene Kosten besser tragen könnten, ohne ihre Preise erhöhen zu müssen und so die Lohn-Preis-Spirale anzuheizen.

Koalitionsvertrag umsetzen

Der vor einem Jahr im November 2021 von der Ampelkoalition beschlossene Koalitionsvertrag enthält viele für Selbstständige wichtige und hilfreiche Punkte, wie z.B. die Senkung der Mindestbeiträge für GKV-versicherte Selbstständige auf das Niveau von Arbeitnehmern sowie einen Dialog über eine wirksame Reform des Statusfeststellungsverfahrens, um nur zwei zu nennen.

Viele Mitglieder schreiben sinngemäß, dass sie komplizierten Hilfen kritisch gegenüber stehen, die sie mit großem bürokratischen Aufwand beantragen und dann womöglich doch wieder zurückzahlen müssen, was ihre Unsicherheit eher noch erhöht. Viele schreiben, dass ihnen mit einer rechtssicheren Statusfeststellung geholfen wäre, die endlich die große Verunsicherung unter ihren Kunden bei Beauftragung von Soloselbstständigen beenden würde.

Von daher sollte sich die Bundesregierung nun, ein Jahr nach der Wahl, neben all dem natürlich wichtigen aktuellen Krisenmanagement die Zeit nehmen, um auch mittel- und langfristige Verbesserungen anzugehen, wie sie im Koalitionsvertrag konkret vereinbart sind. Wie im Fall der GKV-Beiträge wäre das nicht sehr aufwändig, sondern ist einfach eine Frage des politischen Willens.

Fehlt bei unserer Zusammenfassung noch ein wichtiger, wiederkehrender Aspekt?

Haben wir eure Kommentare gut zusammengefasst oder einen wichtigen wiederkehrenden Hinweis übersehen? Nutz' gerne die Kommentarfunktion, um uns und die anderen Leser/innen darauf aufmerksam zu machen. Danke!

Beitrag, 26.09.2022

Bitte lass uns in Form eines kurzen Kommentars wissen: Wie macht sich die aktuelle Krise bei dir bemerkbar?

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Die Nachrichten sind deprimierend. Putins' Krieg in der Ukraine führt zu steigenden Energiekosten, verschärft die durch Corona-Krise und Lieferprobleme ohnehin vorhandene Inflation, wir alle und natürlich auch unsere Auftraggeber sind verunsichert.

Sicher macht sich die Krise auch bei dir stimmungsmäßig bemerkbar und wahrscheinlich machst du dir Sorgen über die Kostenentwicklung, insbesondere was die Heizkosten betrifft.

Bitte lass uns Folgendes in Form eines kurzen Kommentars wissen:

  1. Wie macht sich die Krise bei dir als Selbstständige/r konkret bemerkbar? Spürst du auch hier schon konkrete Auswirkungen, zum Beispiel: Zurückhaltung der Auftraggeber? Steigende Kosten bei wichtigen (welchen?) Anschaffungen? Oder Lieferprobleme? Gelingt es dir, höhere Kosten weiterzugeben oder erwarten Kunden Preisnachlässe von dir? Oder behindern dich vor allem Bürokratie oder Rechtsunsicherheit?
  2. Welche Maßnahmen sollten regierungsseitig ergriffen werden und würden dir am meisten helfen: Die Fortsetzung der Neustarthilfe? 3.000 Euro steuer- und sozialabgabefrei auch für Selbstständige? Gezielte Zuschüsse zu geschäftlichen Energiekosten? Endlich eine rechtssichere Statusfeststellung?

Wir sind gespannt auf deinen Kommentar (ggf. gerne auch anonym). Bitte gib auch die Branche an, in der du tätig bist. Danke!

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