Warum um alles in der Welt hast du dich selbstständig gemacht? Was beglückt dich in deinem Business, was treibt dich an? Warum bist du trotz aller Hindernisse Unternehmerin oder Unternehmer – und willst es auch bleiben?
Das wollten wir von euch wissen und auf unseren Aufruf hin haben sich viele von euch gemeldet und wollten ihre Geschichte mit uns teilen. Heute erzählt Cornelia Rüping, Lektorin und Autorencoach, von ihrem Weg in die Selbstständigkeit.
Seit 1996 bin ich, Cornelia Rüping, Sachbuchlektorin und Autorencoach (damals nannte man es noch nicht so ;-)). Als Solo-Selbstständige war ich anfangs auch für eine Buch-Agentur tätig, für die ich zuvor als Studentin gearbeitet hatte. Hier lernte ich das Business von Grund auf kennen. Sehr schnell konnte ich weitere Auftraggeber hinzugewinnen, darunter andere Agenturen, Verlage und Einzelautoren. Seit 2002 arbeite ich komplett vom Homeoffice aus.
Wie und mit wem arbeiten?
Zuvor hatte ich eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht und ein Jahr in dem gleichen Hotel als Angestellte gearbeitet. Erstaunlich fand ich damals vor allem, dass die Personen in höheren Positionen nicht unbedingt diejenigen waren, die von der jeweiligen Materie mehr Ahnung hatten oder sich mit den Gästewünschen besser auskannten als andere. Als ich mich – mit meinem damaligen jugendlichen Optimismus – schon als Auszubildende voll einbringen wollte, stieß ich oft und schnell an Grenzen: „Was willst du denn, du Anfängerin?“, „Also, wir machen das schon seit Jahren so ...“, „Wenn du mal so viele Jahre Arbeit hinter dir hast, können wir weiterreden ...“ bekam ich zu hören. Aber manches Mal bekam ich auch Chancen: „Gute Idee – dann mach mal.“, „Ja, so könnte es auch gehen. Lass mal sehen.“, „Ah, das ist ja mal eine ganz neue Perspektive.“
Für mich war bald klar, wie ich arbeiten wollte: Mit Menschen, die vor allem auf das Ergebnis schauen und tatsächlich Dienstleistungen erbringen wollen. In Prozessen, in denen weniger die Befindlichkeiten der Beteiligten im Fokus stehen, sondern Kundennutzen und Lösungsorientierung. In Projekten, in denen es darum geht, ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen, und zwar gemeinsam mit Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen mit Liebe zu dem, was sie tun. Das anfangs noch familiengeführte Hotel war dafür eine gute Spielwiese. Ich durfte vieles ausprobieren und hatte Vorgesetzte, die mich auch einfach mal machen ließen. Ich spürte erstmals, wie es sein kann, frei zu arbeiten – das war klasse!
Am Ende fügte es sich wie von selbst
Als ich dann anfing zu studieren, erkannte ich zudem, dass ich mich sehr gut selbst organisieren konnte: Stichwörter „Zeitmanagement“ und „Projektmanagement“. Bei den kurzfristigen Studentenjobs bekam ich auch oft weiterreichende Angebote, manchmal ergaben sich längerfristige Jobs. Dabei lernte ich die Bedeutung echter Wertschätzung und funktionierender Kooperationen kennen. Und wie gut es zur mir passt, Lösungen mit wechselnden Teams und in unterschiedlichen Konstellationen zu finden. Um unter den gegebenen Umständen das Beste herauszuholen, was möglich ist. Und genau das gefiel mir gut. Am Ende fügte es sich wie von selbst, dass ich mich nicht fest anstellen ließ.
Selbstständig bleiben? Mit Sicherheit!
Bis heute arbeite ich – trotz aller Widrigkeiten wie Bürokratie und politischer Stimmungsmache gegen uns „kleine“ Selbstständige – gerne und voller Überzeugung selbstständig. Ja, ich bin in der KSK, was mir in Hinblick auf die Sozialversicherungen hilft. Und ja, ich bin in einer Branche unterwegs, in der sich immer wieder neue Seitenwege auftun, sodass ich mich stets neu aufstellen kann. Doch vor allem gefällt es mir immer noch sehr, mich mit unterschiedlichen Menschen für verschiedene Vorhaben zusammenzutun und Textprojekte voranzubringen.
Freie Entscheidungen und Wertetreue
Sehr oft wurde und werde ich gefragt, ob ich denn mit der Unsicherheit der Selbstständigkeit leben könne. Das geht für mich ganz gut – und übrigens kann auch, wer angestellt ist, Überraschungen unterschiedlichster Art erleben. Ich beziehe meine Sicherheit daraus, dass ich – natürlich immer auch mit erforderlichen Kompromissen – so arbeiten kann, wie es für mich gut, erfüllend und gesund ist. Mit den Fähigkeiten, die ich habe oder entwickele, und den Tätigkeiten, die mir leicht fallen und mir etwas geben. Ob Aufträge zustande kommen, hängt auch davon ab, ob die Menschen, die mich beauftragen, und ich gut zusammenpassen, also ob wir mit unserer Kommunikation und mit unseren Werten gemeinsam ans Ziel gelangen. Und genau das gefällt mir am Selbstständigsein.
Ich bin freier in meinen Entscheidungen, kann meinen Werten folgen und fühle mich meinen Auftraggebern persönlich verbunden. Und das gibt mir bei allen Höhen und Tiefen die Kraft und den Willen, aus voller Überzeugung weiterhin auf diese Weise zu arbeiten.
Du möchtest Kommentare bearbeiten, voten und über Antworten benachrichtigt werden?
Jetzt kostenlos Community-Mitglied werden