Warum um alles in der Welt hast du dich selbstständig gemacht? Was beglückt dich in deinem Business, was treibt dich an? Warum bist du trotz aller Hindernisse Unternehmerin oder Unternehmer – und willst es auch bleiben?
Das wollten wir von dir wissen und haben auf unseren Aufruf hin mehr als 60 spannende Geschichten erhalten. Viele davon werden wir vorstellen.
Heute erzählt Dierk Söllner, Business-Coach für große und kleine Unternehmen, seine Geschichte.
Mein Name ist Dierk Söllner und ich bezeichne mich als Solopreneur. Ich habe in Göttingen Betriebswirtschaftslehre studiert und von 1992 bis 2011 als Angestellter in verschiedenen Aufgabengebieten in unterschiedlichen IT-Organisationen gearbeitet.
Mit 44 das nötige Know-How zur Selbstständigkeit
Meine Selbstständigkeit habe ich im Alter von 44 Jahren begonnen. Es konnte keinen besseren Zeitpunkt dafür geben. Ich hatte immer schon mit dem Gedanken einer Selbständigkeit geliebäugelt und auch schon fantasievolle Namen erfunden. Mit 44 hatte ich dann jedoch ausreichend Berufs- und Lebenserfahrung und den Blick für das Wesentliche meines Angebotes.
Mir wurde klar: Ich kann mehr und ich will mehr
Zum letzten Schritt in die Selbstständigkeit wurde ich durch eine Fehlentscheidung animiert. Ich hatte beruflich eine weitere Stufe auf der damals noch wünschenswerten Karriereleiter erklommen und schon nach vier Wochen den untrüglichen Eindruck, dass mein neuer Chef mir wichtige Details zu meiner Aufgabe und seinen Erwartungen schlichtweg im Gespräch verheimlicht hatte. In einer Reihe von Bewerbungsgesprächen, die ich dann für einen schnellen Wechsel aus diesem Job führte, wurde mir klar, dass ich mehr kann und auch mehr wollte als wieder im alten Trott zu bleiben. Mein damaliger Arbeitgeber drängte mich schließlich mit unschönen Methoden aus der Stelle und ich konnte die Hilfe des Arbeitsamtes zum Start nutzen und mich im Februar 2011 zum ersten Kundeneinsatz als selbständiger Berater bewegen.
Nach diesem ersten dreiwöchigen Projekt hatte ich in der Selbstständigkeit gleich mit der Herausforderung zu kämpfen, keine anschließende Beschäftigung zu haben. Diese Situation musste ich im Laufe der nächsten Jahre noch zweimal erleben - und einmal davon wurde es auch finanziell kritisch. Diese Erfahrungen haben mich aber immer wieder ermutigt, an mir und meinem Geschäftsmodell zu arbeiten. In der aktuellen Corona-Pandemie zahlt sich das aus.
Mich reizt die Freiheit als Solopreneur
Ich bin weiterhin selbstständig geblieben, weil mich die Freiheit als Solopreneur gereizt hat. Ich kann mich, meine Motivation, meine Berufs- und Lebenserfahrung, meine Ideen und meine Energie zum Wohle meiner Kunden einsetzen. Ich muss einfach nur einen guten Job machen und nicht Rücksicht auf einen Arbeitgeber und seine Vorstellungen nehmen. Ich kann meine Kunden wirklich in ihrem Sinne beraten und muss nicht weitere Kollegen oder andere Produkte mitverkaufen. Ich kann Aufgaben übernehmen, die mir Spaß machen, ohne auf einen Deckungsbeitrag achten und das meinem Chef erklären zu müssen.
Die Kunden, die mich ansprechen, schätzen meinen Wert
Der größte Erfolg meiner jetzigen Selbstständigkeit ist, dass ich mich thematisch sehr breit aufgestellt und einen Expertenstatus aufgebaut habe. Ich bin nicht mehr abhängig von einem großen Projekt oder Auftraggeber, sondern habe parallel viele kleinere Aufträge. Ich muss nicht über Preise verhandeln, weil die Kunden, die mich ansprechen, den Wert meines Angebotes sehr wohl einschätzen können.
Für diese Erfolge war entscheidend, dass ich immer daran gearbeitet habe, besser zu werden. Auch kleinere Rückschläge haben mich nicht an meinem Selbstbewusstsein zweifeln lassen. Die Selbstständigkeit gibt mir die Möglichkeit, „mein Ding zu machen“ und mich zu verwirklichen. Meine Arbeit ist kein Beruf für mich, sondern eine Berufung. Den Spaß, den ich daran habe, spüren meine Kunden. Er führt zu einer hohen Einsatzbereitschaft und Motivation meinerseits. Die Kunden können sich auf meine Unabhängigkeit, meine Expertise und „mein Wort“ verlassen.
Mehr (Selbst-) Verantwortung durch die Selbstständigkeit
Die Selbstständigen werden leider in Deutschland nicht immer fair behandelt. Es fehlt eine differenzierte Sicht auf diese Lebensform. Viele angestellte Menschen können sich nicht vorstellen, die eigene Arbeit zu gestalten und eigene Ideen einzubringen und dafür auch die Verantwortung zu übernehmen. Politik und Verwaltungen geht es genauso, weil sie die Unabhängigkeit nicht kennen.
Meine Selbständigkeit hat mich persönlich enorm reifen lassen. Ich habe viele Dinge erlebt und Entscheidungen für mich und mein Business treffen müssen. Ich habe die Selbstverantwortung für mich übernommen und bin daran gewachsen.
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