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Warum bist du selbstständig? - Martin Züchner, Organisationsberater und Coach "Ich bin mit mir als Mitarbeiter sehr zufrieden"

Martin Züchners Selbstständigkeit startete im Jahr 2009.

Martin Züchner verlor in der Finanzkrise 2008 seinen Job. Da nach vielen Bewerbungen keine passende Stelle in Sicht war, hat er sich im Folgejahr als Organisationsberater, Trainer und Coach selbstständig gemacht.

Dabei stand er vor der Herausforderung, ohne ein Netzwerk starten zu müssen. Dieses fehlte ihm durch viele Arbeitsjahre bei einer spanischen Firma in Deutschland und in Spanien vor Ort. Wie er trotz allem zu einer optimistischen und zukunftsbejahenden Einstellung gelangt ist, könnt ihr im Beitrag nachlesen.

Als "Demografie-Lotse" in die Selbstständigkeit gestartet

Ich heiße Martin Züchner, von Beruf bin ich Organisationsberater, Trainer und Coach. Die Organisationsberatung ist eine Spezialform der Unternehmensberatung, in der es um die Prozesse und organisatorischen Strukturen eines Unternehmens geht. Sie sind ja meist der Grund für Ineffizienz und Konflikte. Als Coach und Trainer biete ich Seminare und individuelle Begleitung für Fach- und Führungskräfte vor allem in den Bereichen Selbstentwicklung, Führung, Zeitmanagement oder Vertrieb an. Das mache ist seit 2009.

Der Auslöser für meine Selbstständigkeit war damals, dass ich durch die Finanz- und Immobilienkrise meinen Angestelltenjob verlor und nach mehreren Dutzend Bewerbungen sowie einigen Vorstellungsgesprächen keine zufriedenstellende Lösung in Sicht war.

Meine Motivation war, einen Job zu finden, der auch in 20 Jahren noch existieren würde und bei dem ich meine Familie um mich haben konnte. Ein Qualifizierungsangebot des Bundesarbeitsministeriums zum „Demografie-Lotsen“, der kleine und mittelständische Unternehmen bei der Bewältigung der betrieblichen Auswirkungen des demografischen Wandels unterstützt, brachte mich darauf, diesen Megatrend „Demografischer Wandel“ zum Ausgangspunkt meiner Unternehmung zu machen.

Meine Haltung: Optimistisch und zukunftsbejahend

Im Laufe der Zeit hat sich die Ausrichtung verschoben und erweitert, was auch mit Herausforderungen verbunden war. So waren vor allem die ersten drei Jahre persönlich und finanziell kompliziert. Meine Selbstständigkeit begann ich ohne Netzwerk, da ich zuvor in Spanien und für eine spanische Firma in Deutschland gearbeitet hatte. Trotz alledem bin ich selbstständig geblieben, weil ich immer wieder feststellte, dass ich nur so meine Ideen und meine gedanklichen Freiheiten in den verschiedenen Branchen umsetzen konnte.

Der größte Erfolg meiner Selbstständigkeit ist, dass ich es trotz aller Unwägbarkeit geschafft habe, eine positive, optimistische, zukunftsbejahende Grundhaltung für mich anzunehmen und zu kultivieren. Sie ist die Basis für mein Handeln auch ich in schwierigen, auftragsärmeren Zeiten. Diese Haltung kann man auch als Angestellter haben, keine Frage. Doch für mich als Selbstständiger ist diese Volition und Motivation, die selbst gesteckten Tages- oder Jahresziele zu erreichen, von höherer Wertigkeit. Sie kommt allein aus mir heraus und wird nicht mit-geprägt durch ein relativ festes kollegiales Umfeld.

Ob meinen Kunden ohne mich etwas fehlen würde, weiß ich nicht. Irgendwie sind wir alle ersetzbar. Doch wenn Mitarbeiterzufriedenheit ein wichtiger Aspekt für Haltestrategien in Unternehmen ist, dann bin ich mit mir als Mitarbeiter sehr zufrieden – da ist noch Potenzial, das ich nur in meiner aktuellen Situation entfalten kann, vor allem weil ich darf, will und möchte.

Die Sozialgesetze machen es Selbstständigen schwer

Die Selbstständigen werden nicht immer fair behandelt, besonders ärgere ich mich darüber, dass unser Wille nirgendwo dazu führt, dass wir vor Betriebsprüfern und Statusfeststellungsverfahren geschützt werden. Wenn ich mich, unter Beachtung meiner eigenen Würde und aus freiem Willen, für eine Tätigkeit entscheide, dann tue ich das selbsttätig. Auch wenn ich nur für einen Auftraggeber arbeite, so ist es meine Entscheidung, in einer neuen, post-industriellen Arbeitswelt. Unsere Sozialgesetze sind jedoch auf ein Modell der Abhängigkeits- und der Industriearbeit fokussiert.

Ich würde anderen trotz aller aktuellen Probleme empfehlen, sich selbstständig zu machen, weil dadurch sehr viel persönliches Potenzial entfaltet werden kann. Dieses bleibt oft verborgen, da danach nicht gefragt wird. Abseits davon glaube ich, übernehmen Selbstständige auch anderweitig in Leben und Gesellschaft gerne und mit Leidenschaft Verantwortung. So bin ich seit 2019 auch kommunalpolitisch aktiv.

Anmerkung:

Unsere Aktion "Warum bist du selbstständig?" stieß bei euch auf eine große Resonanz, worüber wir uns sehr freuen. Dabei haben wir deutlich mehr Zuschriften bekommen als wir erhofft haben. Wir bedanken uns herzlich bei euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit uns eure Geschichte zu teilen.

Wie ihr bestimmt schon gesehen habt, haben wir bereits eine Reihe von Warum-Geschichten veröffentlicht. Die Geschichten, die wir auswählen, zeigen immer neue Aspekte und Gründe für eure Selbstständigkeit: Seid ihr Unternehmer, weil eurer Kreativität in dieser Berufsform keine Grenzen gesetzt sind, weil die Freiheit durch eine Selbstständigkeit unbezahlbar ist - oder warum? Wir möchten mit der Auswahl der Geschichten der Vielfalt an Gründen für eine Selbstständigkeit Rechnung tragen und diese Bandbreite aufzeigen. Wir bitten daher um euer Verständnis, wenn wir deshalb nicht jede Geschichte veröffentlichen können, hoffen aber, euch durch immer neue Ansichten inspirieren zu können.

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