Volker Dymel ist seit über 20 Jahren selbstständiger Musiker. Zur Selbstständigkeit kam er, als er sich entschieden hat, sein Hobby zum Beruf zu machen. Heute ist er neben seiner Tätigkeit als Musiker, Sänger und Chorleiter noch Hochzeits- und Trauerredner. Seine Motivation: "Ich möchte Menschen glücklich und zufrieden machen."
Hier ist Volkers Geschichte:
Mein Name ist Volker Dymel. Ich bin 53 Jahre alt und wohne in Ellerhoop bei Hamburg.
Das Hobby zum Beruf gemacht
1996 habe ich mich als Sänger, Musiker, Chorleiter und Chor-Coach selbstständig gemacht. Vorher war ich als Büroeinrichter im Außendienst tätig, wurde dann aber arbeitslos und habe mich entschieden, mein Hobby zum Beruf zu machen. Ich hatte seinerzeit bereits eine semiprofessionelle Gospelgruppe und habe Musik für Kinder gemacht. Somit hatte ich mich und meine Musik als Produkt, was ich dementsprechend anbieten konnte.
Zu Beginn meiner Selbständigkeit habe ich Kontakt zu Platten-Firmen hergestellt, weitere Gospelchöre gegründet, CDs veröffentlicht, Gesangsunterricht gegeben, bundesweit und international Chor–Workshops und Chor-Coachings veranstaltet und war anfangs Frontmann einer Tanzband. Seinerzeit war ich einer der ersten in Deutschland, der Gospelchor-Workshops in diesem Stil angeboten hat.
Ab 2004 einer der ersten Hochzeitsredner
Mit meinen Gospel-Formationen habe ich im norddeutschen Raum viel auf Hochzeiten gesungen. Da ich die von den Pastoren durchgeführten Hochzeiten jedoch als sehr unpersönlich und meist langweilig empfunden habe, kam mir die Idee, Hochzeitsredner zu werden. Diese Tätigkeit gab es damals, Anfang 2000, noch nicht. Ich ging also einige Zeit mit dem Gedanken schwanger und habe 2004 begonnen.
Auf Hochzeitsmessen und im Internet habe ich für meine Tätigkeit geworben, wurde einer der ersten Hochzeitsredner in Deutschland und kann auf etwa 400 freie Trauungen zurückblicken. Ich bin sehr stolz darauf, einen Berufstand ins Leben gerufen zu haben, den es vorher nicht gab. Seit drei bis vier Jahren ist der Markt an Traurednern überschwemmt.
Wenn Trauerfeiern schön sein können, kann ich auch Trauerredner werden
„Wenn du Hochzeitsredner bist, kannst du ja auch Trauerredner werden“, sagten meine Freunde. Dieses lehnte ich jedoch erst mal kategorisch ab - das ist ein ganz anderes Thema. Als ich mit meiner Gospel-Formation jedoch irgendwann auf einer sehr positiv durchgeführten Trauerfeier gesungen habe, änderte ich meine Meinung. „Wenn eine Trauerfeier auch 'schön' sein kann, kann ich mir auch vorstellen, Trauerreden zu halten“, dachte ich mir. Und somit begann ich, erstmal im Bekanntenkreis Trauerfeiern zu gestalten. Im Laufe der Zeit lernte ich auch Bestatter kennen, für die ich tätig wurde. Nun bin ich bereits seit über zehn Jahren auch für Bestattungsinstitute als Trauerredner tätig.
Ich möchte Menschen zufrieden machen
Das Resultat meiner oben aufgeführten Tätigkeiten war, dass ich Business-Speaker und -Speakerinen sowie Sänger und Sängerinnen gecoacht habe. Einige von ihnen haben an TV-Casting-Shows teilgenommen oder haben den beruflichen Weg ins Musik-Business eingeschlagen.
Meine Motivation in allem, was ich gemacht habe, war, Menschen glücklich und zufrieden zu machen. Ich konnte Menschen mit der Gospel-Musik begeistern. „Groove, Move, Sing & Shout“ hieß das Motto - und das war Programm. 40 oder 400 Choristen, kleine Gesangsgruppen, Einzel-Coachings – es war Spaß, Gemeinschaft, Energie, Musikalisch, Lebenslust.
Bei Hochzeitszeremonien konnte ich den „schönsten Tag im Leben“ des Brautpaares mit meiner Rede und mit Gesang bereichern und bei Abschiedsfeiern kann ich in schöner Weise das Leben des Verstorbenen Revue passieren lassen, einen persönlichen, würdevollen Abschied gestalten und Trost spenden. Das ist das, was mich antreibt und mir Erfüllung gibt.
Schöne Momente in meiner Selbstständigkeit
- 2003 ein Gospel-Workshop in einer afro-amerikanischen Gospelkirche in Washington D.C.
- Norddeutschlands größte Gospel-Tour 2009/2010
- 10 Jahre Gospel-Konzerte im Hamburger Michel mit 100 Choristen
- 12 Jahre Chor-Workshop in der Türkei / Mallorca mit 70 Teilnehmern
Als Selbständiger liebe ich die persönliche Freiheit. Kein Chef, eigene Entscheidungen, schneller Dienstweg, „freie“ Zeiteinteilung, eigenständiges Arbeiten, Eigenverantwortung, sinnvolle Tätigkeit, Menschen glücklich machen, sie zeitweise dem Alltag entreißen, das Hobby zum Beruf machen – mehr geht nicht.
Als Angestellter könnte ich mich vermutlich nicht so frei entfalten, ich könnte Menschen nicht so viel Glück schenken, meine Tätigkeit wäre vermutlich weniger Sinn erfüllt. Ich wundere mich, warum Selbständige zum Beispiel bei der Vergabe von Krediten so benachteiligt werden. Ein Selbständiger wird immer Möglichkeiten suchen, um Geld zu verdienen, um Kredite zu bedienen. Als Angestellter kannst du von heute auf morgen auf der Straße stehen, und Hartz 4 bringt einen dann auch nicht viel weiter.
Durch Corona: "Singen ist lebensgefährlich"
Die Corona-Krise hat nun dazu geführt, dass mir das, was ich mir in 30 Jahren aufgebaut habe, unterm Hintern weggerissen wurde. Singen ist lebensgefährlich, Hochzeiten werden abgesagt oder verschoben und für die kleinen Kreise der Trauerfeiern benötigt man häufig keinen Redner mehr.
Dieses veranlasste mich jetzt, mein eigentliches Business zurückzustellen, und ich musste mir ein weiteres Standbein als Freiberufler im Vertrieb suchen. Ich werde aber alles dransetzen, um meine Events nach der Krise wieder aufzunehmen, als Hochzeits- und Trauerredner und Coach weiter tätig bleiben zu können.
Anmerkung:
Unsere Aktion "Warum bist du selbstständig?" stieß bei euch auf eine große Resonanz, worüber wir uns sehr freuen. Dabei haben wir deutlich mehr Zuschriften bekommen als wir erhofft haben. Wir bedanken uns herzlich bei euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit uns eure Geschichte zu teilen.
Wie ihr bestimmt schon gesehen habt, haben wir bereits eine Reihe von Warum-Geschichten veröffentlicht. Die Geschichten, die wir auswählen, zeigen immer neue Aspekte und Gründe für eure Selbstständigkeit: Seid ihr Unternehmer, weil eurer Kreativität in dieser Berufsform keine Grenzen gesetzt sind, weil die Freiheit durch eine Selbstständigkeit unbezahlbar ist - oder warum? Wir möchten mit der Auswahl der Geschichten der Vielfalt an Gründen für eine Selbstständigkeit Rechnung tragen und diese Bandbreite aufzeigen. Wir bitten daher um euer Verständnis, wenn wir deshalb nicht jede Geschichte veröffentlichen können, hoffen aber, euch durch immer neue Ansichten inspirieren zu können.
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