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Was ist Franchising und worauf muss ich achten? – 7 Tipps von Dr. Stefan Borchert

Kirsten aus Hamm ist bei ihrer Gründungsvorbereitung auf das Franchising als alternative Gründungsmethode aufmerksam gemacht worden.

Sie interessiert sich für eine Selbstständigkeit im Fitnessbereich. Dabei möchte sie sich am liebsten ein erprobtes Geschäftskonzept umsetzen.

VGSD-Mitglied Stefan Borchert berät seit 2004 Gründer/innen wie auch etablierte Unternehmen

Ihre Frage an uns: "Was ist Franchising und worauf muß ich achten? Kann ich zum Beispiel den Musterrechnungen des Franchisegebers uneingeschränkt trauen, oder ist das ein gesundes Misstrauen angebracht?"

Der Gründungs- und Unternehmensberater Dr. Stefan Borchert antwortet

Franchising ist eine relativ enge, längerfristige Zusammenarbeit rechtlich unabhängiger Unternehmen, dem Franchisegeber und seinen Franchisenehmern. Aus Sicht des Franchisegebers handelt es sich um eine Form des Vertriebs, über die er Waren oder Dienstleistungen vermarktet.

Du als Franchisenehmerin musst Gebühren zahlen und erwartest dafür ein schlüsselfertiges Geschäftskonzept, das dir von A bis Z aufzeigt, welches Marktpotential du hast und wie du es erfolgreich erschließt.

Franchising hat also immer zwei verschiedene Perspektiven: Für dich als Franchisenehmer ist die Franchise eine Markteintrittsstrategie. Umgekehrt können Franchisegeber durch die Multiplikation ihres Geschäftskonzeptes mit geringerem eigenen Risiko schneller expandieren, ihren Heimatmarkt durchdringen und/oder neue geografische Märkte erschließen, bevor andere ihre Idee imitieren.

Bevor ein Franchisevertrag abgeschlossen wird, sollten Sie auf folgende Aspekte achten:

  1. Hinterfrage die Aktualität der Geschäftsidee und die Größe des Marktpotentials der Franchise. Als Franchisenehmer begibst du dich in eine Schicksalsgemeinschaft mit dem Franchisegeber. Wenn sein Geschäftsmodell schwächelt, wird es auch dir als Franchisenehmerin wirtschaftlich nicht gut gut gehen.
  2. Frage dich, ob du der Typ für ein Franchise bist, denn du musst dabei häufig große Teile deiner unternehmerischen Souveränität aufgeben und statt dessen den Vorgaben des Franchisegebers hinsichtlich Leistungserbringung, Produktauswahl und Marketing folgen.
  3. Hospitiere bei mindestens zwei verschiedenen bestehenden Franchisenehmern (nicht nur beim Franchisegeber!), um praktische Erfahrungen mit dem System und seiner internen Kultur zu sammeln. So kannst du auch das Systemhandbuch, in dem alle Details des Geschäfts beschrieben sind, auf praktische Tauglichkeit überprüfen.
  4. Lasse die Vor- und Hauptverträge zur Franchise durch einen im Franchiserecht kundigen Rechtsanwalt deines Vertrauens prüfen. Lass dich dabei nicht unter Zeitdruck setzen. Franchiseverträge sind häufig Gegenstand zivilrechtlicher Auseinandersetzungen zwischen Franchisenehmer und –geber.
  5. Nimm die vom Franchisegeber gestellten Businesspläne und Finanzzahlen nicht für bare Münze, da diese häufig unter sehr optimistischen Annahmen zum Potential eines Franchisestandortes aufgestellt werden. Ziehe einen unabhängigen Unternehmensberater hinzu, der die zur Verfügung gestellten Businesspläne überprüft, ggf. überarbeitet und zusammen mit dir bei Kreditinstituten vertritt, um die nötige Finanzierung für das Vorhabens zu beschaffen.
  6. Durch die Vorgaben des Franchisegebers zum Geschäftsaufbau und Marketing besteht bei Franchiseunternehmen vom Start weg ein höherer Kapitalbedarf, der häufig eine Kreditaufnahme nötig macht. Das Marktgebiet ist in der Regel durch den Franchisegeber begrenzt. Dadurch verlängert sich der Amortisationszeitraum.
  7. Franchising ist eine gesichertere Form der Gründung: Die Quote derer, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums wieder aufgibt, ist nur rund halb so hoch wie bei nicht assistierten Neugründungen. Jedoch bestehen höhere Aufwendungen: Neben dem „Eintrittsgeld“ auch für laufende Gebühren. Der Unternehmerlohn kann deshalb für einen längeren Zeitraum schmaler ausfallen als bei nicht assistierten Neugründungen.

Dipl.-Kfm. Dr. Stefan Borchert ist seit 2004 freiberuflicher Unternehmensberater und begleitet sowohl Gründerinnen und Gründer als auch etablierte Unternehmen. Seine Beratungsschwerpunkte liegen in der strategischen Geschäftsplanung zu Gründungs- und Wachstumsalternativen wie dem Franchising, in der Finanzierung und Mitarbeiterbeteiligung.

Zum Branchenprofil von Dr. Stefan Borchert

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