Lesetipp Weitere wichtige Neuerung auf VGSD-Website Louisa liest dir unsere Beiträge vor!

Der Spiegel, die Süddeutsche, jetzt auch der VGSD – als wohl erster Berufsverband in Deutschland: Ab sofort kannst du dir die Beiträge auf unserer Website vorlesen lassen. Unserer Computerstimme haben wir vorab allerdings einiges rund um Gründung und Selbstständigkeit beibringen müssen.

Über jedem unserer Beiträge seit Jahresanfang (mit ganz wenigen Ausnahmen) findest du ab sofort einen Play-Button mit Angabe der Lese- beziehungsweise Vorlesedauer in Minuten. Drückst du auf den Button, so öffnet sich am unteren Rand deines Bildschirms bzw. deines Handys ein Player, der an dieser Stelle stehen bleibt, während du den Text nach oben scrollst, um mitzulesen. Du hast die Wahl zwischen unterschiedlichen Wiedergabe-Geschwindigkeiten bis hoch zum Doppelten der Standardgeschwindigkeit. Bei der im Player angezeigten verbleibenden Zeit wird dieser Effekt berücksichtigt.

Die Zeitangabe über dem Beitrag gibt dir schon vorab eine Orientierung über den Zeitbedarf, so dass du sofort entscheiden kannst, ob du genügend Zeit für diesen Beitrag hast und ob du ihn unter diesen Umständen lieber lesen oder anhören möchtest. Vielleicht ziehst du das Vorlesen lassen insbesondere bei längeren Texten vor, wenn du dich mit der neuen Funktion vertraut gemacht hast.

Warum gerade jetzt die Einführung einer Vorlesefunktion?

Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz macht es möglich. Es werden immer bessere und erschwinglichere Text-to-speech-Dienste angeboten. Wir haben uns nach einem Angebotsvergleich für den von Microsoft Azure entschieden.

Zudem gehörte die Vorlesefunktion bei unserem VGSD-Voting zur Weiterentwicklung der Website zu den am häufigsten gewählten Verbesserungsvorschlägen neben dem Wunsch, Kommentare bearbeiten und bewerten zu können, den unsere Entwickler letzte Woche bereits erfüllt haben.

Beim Autofahren oder Fitnesstraining "VGSD hören"

Du kannst deine Augen schonen, wenn du dir längere Texte anhörst und kannst zudem parallel anderen Aktivitäten nachgehen, dich also zum Beispiel während einer Autofahrt, beim Fitnesstraining oder dem Bügeln aufschlauen!

Mit der neuen Funktion wollen wir es dir so einfach wie möglich machen, dich bei uns zu informieren. Wir glauben, dass durch die Vorlesefunktion unsere Texte, gerade auch längere, in denen viel Rechercheaufwand steckt, noch mehr Leser- und eben auch Hörer/innen finden. Zugleich haben wir viele kurze, liebevoll formulierte Texte zu bieten, die dir Hörvergnügen bereiten können.

Louisa hilft uns bei der Qualitätssicherung

Auch uns selbst hilft die neue Funktion, nämlich beim Gegenlesen: Beim Testen der unterschiedlichen Stimmen, ihrer Stärken und Schwächen, haben wir festgestellt, dass einen beim Zuhören Buchstabendreher, ein fehlendes Wort, aber auch eine schwierig verständliche Formulierung eher auffallen als beim widerholten Lesen. Die Computerstimme wird uns also auch bei der Qualitätssicherung unserer Texte helfen.

Den Trend zum gesprochenen Wort dokumentiert "The Spoken Word Audio Report" (Ausgabe 2023, Ausgabe 2022), für den jedes Jahr mehr als 4.000 Teilnehmer/innen befragt werden. Die Ergebnisse dieser Befragungen haben uns ermutigt, die Vorlesefunktion in Angriff zu nehmen.

Starker Trend zum gesprochenen Wort

Es gibt von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen, die neben Musik auch täglich Wortbeiträge hören, zum Beispiel in Form von Podcasts, Hörbüchern oder eben vorgelesenen Beiträgen. Dieser Teil der Bevölkerung hat 2023 erstmals sogar mehr Zeit damit zugebracht, gesprochene Inhalte anzuhören als Musik. Das Volumen an "Spoken Word Audio" wächst doppelt: Immer mehr Menschen hören immer mehr Wortbeiträge.

Diese wachsende Aufmerksamkeit für gesprochene Inhalte wollen wir nutzen und drei Jahr nach dem Start unseres Podcasts "VGSD Story" mit der neuen Vorlesefunktion zur Verbreitung unserer Inhalte beizutragen. Übrigens sind die Beiträge über unsere Podcast-Folgen die einzigen, die wir aktuell nicht vertonen, weil wir fürchten, dass es sonst Verwirrung zwischen "Beitrag vorlesen" und "Podcast abspielen" geben könnte.

Was wir der Computerstimme erst noch beibringen mussten

Einige der häufigsten Begriffe auf unserer Website sind  – Überraschung! – die Worte "selbstständig", "scheinselbstständig" und "solo-selbstständig". Diese kann man mit einem oder zwei "st" schreiben. Bereits 2015 wechselten wir zur neueren Variante mit zwei "st", weil sich das die Mehrzahl unserer Mitglieder so gewünscht hatte. Spricht man aber konsequent zwei "st" aus, hemmt das eher den Lesefluss, weshalb wir der KI beigebracht haben, "selbstständig" mit nur einem "st" auszusprechen.

Der Bindestrich zwischen "solo-" und "selbstständig" soll das Lesen vereinfachen, unsere Stimme machte aber wegen des Bindestrichs eine unnatürlich lange Pause, auf die sie nun auf unsere Anweisung hin verzichtet. Umgekehrt ist beim Wort "scheinselbstständig" nach "schein" eine kurze Pause hilfreich, auch wenn in der Schriftsprache danach kein Bindestrich steht. Auch das haben wir Louisa beigebracht.

Auch wenn die meisten KI-Stimmen zunächst einmal englisch sprechen konnten, bevor sie deutsch lernten, sprechen sie nicht jedes englische Wort korrekt aus, zumindest nicht so, wie Deutsche es aussprechen würden. Unsere Experten-Talks sollen nicht "Experten-Toks" ausgesprochen werden, Skills nicht als "Schills" und Instragram nicht als "Instagräim". Analog haben wir unserer Stimme auch die richtige Aussprache von Begriffen wie "Freelancer", "Jimdo", "OpenAI", "Opt-out", "Tools", "Recruiter", "Workload", "Pool-Ärzte" und "VGSD Story Podcast" antrainiert, unter anderem.

Abkürzungen richtig aussprechen

Abkürzungen wie bzw., etc., usw., d.h., Mio., Mrd., %, €, km werden von Louisa von Haus aus als vollständiges Wort ausgesprochen, teilweise berücksichtigt die Stimme, ob eine Zahl davor steht oder nicht, unterscheidet zwischen "kg" und "100 kg" und sagt nur in letzterem Fall "Kilogramm". 

Aus zwei und mehr Großbuchstaben bestehende Abkürzungen buchstabiert unsere Stimme, wie zum Beispiel KI oder EU. Manche Abfolge von Großbuchstaben ist aber keine Abkürzung oder soll zumindest nicht buchstabiert werden, wie der "ifo Geschäftsklimaindex", "DACH", "XING" oder das "ARIBA-Prinzip", auch das haben wir unserer Stimme beigebracht.

Unsere Wording-Liste hilft, vorlesegerecht zu schreiben

Sehr gut beherrscht unsere KI auch das Vorlesen von Zahlen. Schwierig wird es aber, wenn im Text zwei Zahlen aufeinander folgen wie in "Wir haben 2023 54 Talks angeboten", was sie wie eine Telefonnummer vorliest. Auch Smartphone-Browser bieten hier an, die "20 23 54" anzurufen. Und eine Zahl am Satzende wie in "Sie wurde 82." liest sie als "Sie wurde 82-ster." Es ist aber ohnehin guter Stil, beim Schreiben auf solche Satzstellungen zu verzichten.

Unsere redaktionellen Grundsätze (festgelegt in einer "Wording-Liste"), mit denen wir die von unseren Mitarbeiter/innen und ehrenamtlichen Mitgliedern verwendeten Schreibweisen vereinheitlichen, haben wir so angepasst, dass unsere Texte nicht nur konsistent und korrekt sind, sondern auch möglichst flüssig vorgelesen werden können. Und die richtige Aussprache des Worts "Wording" haben wir unserer Stimme dann auch noch beigebracht.

Der Beitrag von Louisa zur Debatte ums Gendern

Vielleicht gelingt es Louisa ja sogar, eine Debatte zu befrieden, die nicht nur, aber auch beim VGSD seit Längerem tobt, nämlich die Frage nach dem richtigen Gendern. Grundsätzlich wollen wir unseren Mitgliedern, etwa beim Schreiben von Berichten über Gruppentreffen und erst recht beim Moderieren von Talks diesbezüglich möglichst große Freiheit lassen. 

Schon vor Jahren haben wir uns gemeinsam mit der Lektorin Cornelia Rüping beim Zusammenstellen unserer Wording-Liste dafür entschieden, im Sinne einer besseren Verständlichkeit und Abwechslung bei den Texten zwischen dem Ausschreiben männlicher und weiblicher Form zu wechseln, dem Gendern mit Schrägstrich, der Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen sowie dem Plural.

Wenn man gendert, ist ja die große Frage, ob mit Schrägstrich, großem Binnen-I mit Doppelpunkt oder Sternchen? Für das Sternchen spricht dass es nonbinär fühlende Menschen am besten einbezieht. Mit dem Ziel einer besseren Lesbarkeit entschieden wir uns aber letztlich nach ausführlichen Diskussionen für den Schrägstrich.

So klingen Schrägstrich, Doppelpunkt, Binnen-I und Gender-Sternchen

Die Vorlesestimme hat uns nun in dieser Wahl bestätigt, denn ein Schrägstrich als Gender-Zeichen führt zu einem guten Ergebnis, indem sie z.B. bei "Gründer/innen" eine ganz kurze Pause macht. Bei einem Doppelpunkt macht sie eine sehr lange Pause ("Gründer:innen"), bei einem Binnen-I dagegen macht sie gar keine Pause und liest einfach die weibliche Form vor: "GründerInnen". Und "Gründer*innen" liest sie als "Gründer-Stern-Innen", was für den Lesefluss am störendsten ist. Dies spricht unseres Erachtens für die Weiterverwendung des Schrägstrichs, wo wir nicht auf andere Art und Weise zum Ausdruck bringen, dass uns unsere Leserinnen ebenso wichtig sind wie unsere männlichen Leser und sie sich von uns angesprochen und gesehen fühlen sollen.

Wenn aufgrund des Genderns nach dem Schrägstrich nur noch ein einzelner Buchstabe kommt, hört sich dieser nach der kurzen Pause, die die Stimme einlegt, etwas verloren an: "ein/e Abgeordnete/r". In solchen Fällen werden wir versuchen, eine andere Formulierung zu finden, zum Beispiel: "ein Mitglied des Bundestages".

Wir sind gespannt, wie Louisa dir gefällt!

Sicher ist: Auch mit den hier beschriebenen Optimierungen wird unsere Stimme nicht jedes Wort perfekt vorlesen. Wenn dir ein wiederkehrender Fehler beim Vorlesen auffällt, dann sag uns bitte Bescheid, am besten mit entsprechenden Links. Wir werden dann versuchen, das Problem zu lösen, mindestens in Hinblick auf die Vertonung neuer Beiträge. Denn die Audio-Dateien werden nicht bei jedem Aufruf neu generiert, sondern nur, wenn wir etwas an einem Beitrag ändern und das Audio neu generieren lassen.

Jetzt aber viel Freude beim Ausprobieren. Gerne wird Louisa, oder wie sie genauer heißt "de-DE-LouisaNeural", dir diesen und andere Beiträge vorlesen. Wir sind gespannt auf dein Feedback zu der neuen Funktion!