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Wer von euch ist schon auf Clubhouse aktiv? – Erste Eindrücke und Tipps

Clubhouse ist ein neues soziales Netzwerk, das extrem schnell wächst und möglicherweise das nächste große Ding ist. Wie Zoom, aber ohne Videos, dafür mit einem Veranstaltungskalender. Ein Instagram ohne Fotos, dafür mit Live-Podcasts.

ClubHouse-Icon auf iPhone, Screenshots

Wer länger als eine Woche auf ClubHouse aktiv ist, gilt schon als Experte und kann demnächst Vorträge und spezialisierte Social-Media-Beratung anbieten... Ein wenig erinnert das an einen Goldrausch.

Das Wohltuende: Man redet auf CH, wie manche das neue Netzwerk abkürzen, zurzeit über alles Mögliche, nur nicht über Corona. Dabei begünstigt der Lockdown das Wachstum erheblich. Wie viele von uns hätten sonst die Zeit, stundenlang von einem Raum in den anderen wechseln, zuzuhören und mitdiskutieren?

Jetzt anschauen & viele zusätzliche Tipps erhalten:

Experten-Telko mit Michael Ehlers

"Clubhouse – Wie die Hype-App funktioniert"

Zum Mitschnitt (wahlweise Audio oder Video)

Teilnahme bisher nur auf Einladung und mit iPhone / Achtung: DSGVO

Angesichts der exponentiellen Mitgliederwachstums kann man eigentlich nicht von einer exklusiven Gemeinschaft sprechen, wie manche Medien das in ihren Berichten über CH das tun. Momentan kann man nur auf Einladung Mitglied werden*, als eingeladener Nutzer kann man anschließend selbst aus der App heraus zwei weitere Bekannte einladen (je nach Aktivität auf der Plattform kann man schon bald noch weitere Personen einladen).

Die sollte man zuvor allerdings fragen, ob sie das auch wollen (da man ja ihre Handynummer weitergeben muss) – und ob sie über ein iPhone oder iPad verfügen. Denn mitmachen kann man momentan nur mit einem iOS-Gerät. (Die Entwickler rechnen damit, dass es bis zum Launch einer Android-App noch drei bis sechs Monate dauert.)

*) Update: Wenn du die Clubhouse-App im iOS-Store runterlädst und sie installierst, ohne über eine Einladung zu verfügen, hast du die Möglichkeit, dich auf die Warteliste setzen zu lassen. Daraufhin informiert Clubhouse Kontakte von dir, die bereits online sind, und gibt ihnen die Möglichkeit dich "reinzulassen", ohne dass dafür einen "Invite" verbrauchen zu müssen.

Die Einladung erhält man per SMS mit dem Hinweis, sich unter Verwendung derselben Handynummer und des Klarnamens (also Vor- und Zuname) zu registrieren. Die App will dann auch gleich auf das Adressbuch zugreifen, um anzuzeigen, welche Kontakte schon alle online sind. Die anderen Kontakte, die noch nicht online sind, merkt sich das Netzwerk allerdings auch, um später anzuzeigen, wie viele Kontakte diese hätten, wenn sie sich registrieren lassen würden. Dass dies mangels Zustimmung der Betroffenen nicht mit der DSGVO vereinbar ist (zumal auf geschäftlich genutzten Geräten!), brauche ich nicht weiter zu erläutern... (Tipp: Den Zugriff auf das Adressbuch ablehnen.)

Volles Programm: Jede Menge Talks

Beispiel für "Programm"

Trotzdem erfreut sich das Netzwerk allergrößter Aktivität: Gefühlt jeder zweite meiner früheren XING-Ambassador-Kollegen ist online und auch viele Trainer und Podcaster, die mit dem neuen Medium experimentieren.

Sie bieten in ihren Räumen bzw. "Conversations" die Möglichkeit, sich in einem 30-Sekunden-Pitch den anderen vorzustellen, Fragen an die Moderatoren zu stellen, führen eine Meditation oder diskutieren über ein Sportevent, das gerade parallel läuft. Erstaunlich viele Nutzer halten sich auch in Räumen zur "Stillen Vernetzung" auf. Statt miteinander zu sprechen, kann man sich dort in Ruhe die Profile der anderen Nutzer anschauen und so ein branchenspezifisches Netzwerk aufbauen.

Es ist alles live, ein Aufzeichnen oder Transkribieren durch die Nutzer ist in den AGB untersagt (alle Gespräche werden vom Betreiber allerdings automatisch gespeichert und gelöscht, wenn keine Beschwerden z.B. im Fall von Beleidigungen oder Hassrede eingegangen sind). Aufzeichnungen wären, das Einverständnis der Teilnehmer vorausgesetzt, grundsätzlich natürlich schon spannend, denn dann könnte man gute Talks anschließend veröffentlichen, zum Beispiel als Podcasts. Ich bin gespannt, ob Clubhouse eher eine Konkurrenz oder eine Ergänzung zu Podcasts wird.*

*) Update: In einem Beitrag zu CH auf Media.com heißt es dazu: "Moderator*innen sollen bald Aufnahmen machen können, was vor allem die Weiterverwertung der Inhalte erleichtert. Nur müssen alle Teilnehmer*innen der Aufzeichnung zustimmen, eventuell lassen sich die Entwickler auch dafür etwas einfallen."

Neben den Räumen gibt es auch Clubs, man muss sich aber bewerben, um einen solchen eröffnen zu dürfen und auch beim Beitreten in bestehende Clubs muss man auf die Freigabe warten. Man findet die Clubs – ebenso wie die Profile der Mitglieder über die Suchfunktion in der App. Anderen Mitgliedern kann man mit einem Klick folgen (oder auch wieder entfolgen). Zu den Events der Profile, denen man folgt, wird man anschließend bevorzugt eingeladen.

Einfach mal "reinhören"

Beispiel für Interessengebiete, zwischen denen man wählen kann

Am besten hört man erst einmal in den einen oder anderen Raum hinein. Über ein Kalendersymbol kann man sich wahlweise alle "upcoming conversations" anzeigen lassen oder nur die von Mitgliedern, denen man folgt bzw. zu Themen, die einen besonders interessieren. Wer selbst Angebote macht, kann hier auch nach eigenen Events filtern.

Es empfiehlt sich, dass man ein Event nicht alleine hostet, sondern zusammen mit Co-Moderatoren. Die können weiter durch das Programm führen, sollte man mal aus der Leitung fliegen. Die Ankündigungen bestehen neben der Auflistung der Moderatoren aus einem kurzen Text und idealerweise einer Zeiteingabe, z.B. "Dauer: 1 Stunde" oder "30 Minuten Gespräch + 20 Minuten Fragen".

Mit einem Klick auf das Glocken-Symbol neben dem Event kann man den Moderatoren folgen, dann erscheint ein Haken und man erhält zum Start des Talks eine Benachrichtigung via iPhone. Wenn man auf ein Event klickt, hat man die Möglichkeit, es zu teilen, im Kalender zu speichern oder – wenn es schon läuft – direkt den Raum zu betreten und zuzuhören.

Drei-Klassen-Gesellschaft bei Events

Die Teilnehmer werden mit ihren Profilfotos angezeigt. Ein Kreis um das Profilbild zeigt an, wer gerade spricht. Ganz oben erscheinen (mit grünem Stern) die Moderatoren, die das Event organisiert haben, sowie die von ihnen auf die "Bühne" eingeladenen "Speaker". Sie alle können etwas sagen, sofern sie sich nicht stumm geschaltet haben und ein durchgestrichenes Mikrofon neben ihnen erscheint.

Darunter folgen die anderen Zuhörer, zunächst die, denen mindestens einer der Moderatoren folgt, dann die übrigen. Eine kleine Schultüte neben dem Profilbild zeigt Neulinge an, die weniger als eine Woche auf Clubhouse aktiv sind und mit der Funktionalität noch nicht so gut vertraut sind.

Die Moderatoren sehen die Handmeldungen der im Raum befindlichen Teilnehmer und können sie "auf die Bühne hochholen", sie aber auch stummschalten oder wieder zu Zuhörer machen. Ist nur der Moderator selbst im Raum, ist die erste hinzukommende Person automatisch auch als "Speaker" freigeschaltet und kann sprechen.

Du möchtest selbst etwas fragen oder beitragen? – Mit dem Hand-Symbol kannst du dich bei den Moderatoren melden, mit dem "+" deine Kontakte anpingen und in den Raum einladen – oder den Raum mit "Leave quietly" auch leise wieder verlassen.

Wenn du nach deinem Handzeichen auf die Sprecherliste, sprich Bühne eingeladen wirst, erhältst du von den Moderatoren eine Einladung, die als Banner oben in der App erscheint. Nach dem Annehmen erscheinst du in der Rednerliste als Letzte/r. Derjenige, der rechts neben dem letzten Moderator erscheint, ist üblicherweise als Nächstes dran. Um zu sprechen, musst du dann rechts unten noch dein Mikrofon aktivieren und los geht's mit deiner Frage oder Anmerkung.

Einen Talk endet, wenn der letzte Sprecher bzw. Moderator die Bühne verlässt. Ansonsten "erbt" der verbleibende Sprecher die Moderatorenrechte.

Profile

Ein Glockensymbol gibt es nicht nur neben den Events im Programmkalender, sondern auch ganz oben in der App, mit ihm kann man sich "Aktivitäten" anzeigen lassen: Ein anderer Nutzer folgt dir, hat ein neues Event angelegt, ein Bekannter von dir ist dem Netzwerk beigetreten...

Jeder Nutzer hat natürlich ein Profil, von dem er zu seinem Twitter- und Instagram-Account verlinken kann, auf dem die Zahl der Follower und der von ihm selbst gefolgten Personen angezeigt werden. Es folgt eine kurze Selbstdarstellung, in der Regel visuell aufgelockert mit dem einen oder anderen Emoji. Angezeigt wird auch, welche deiner Bekannten dem Profilinhaber folgen und wer ihn ursprünglich zu CH eingeladen hat, wie lange er schon dabei ist und in welchen Clubs er Mitglied ist. Hier kann man ihn auch blocken oder bei Fehlverhalten melden.

Mit dem "Stern-Button" rechts oben kann man sich ähnliche Nutzer anzeigen lassen.

Das erste eigene Event: Tipps für die Moderation

Am unteren Ende des App-Screens kann man mit "+ Start a room" einen Raum anlegen oder über das Symbol rechts daneben die eigenen Kontakte anzeigen lassen und sie zum Zweier-Gespräch in einen geschlossenen Raum einladen, den man dann anschließend auch für andere öffnen kann. Die Sitzung beginnt sofort und wenn du auf CH gut vernetzt bist, sind oft Sekunden später schon erste Teilnehmer in deinem Raum.

Um Events im Voraus zu planen, musst du in den Veranstaltungskalender gehen und dann auf das Symbol rechts oben klicken. Hier kannst du Datum und Startzeit festlegen, Titel und Beschreibung des Events und natürlich deine Co-Moderatoren (diese müssen dir dazu folgen!). Alle Angaben kannst du anschließend noch editieren.

In der Liste sieht man, wer gerade online ist bzw. vor wie langer Zeit war.

Ihr habt euch einen Überblick über die Funktionalität verschafft, in verschiedene Talks reingehört, euch zu Wort gemeldet und auf der virtuellen Bühne gestanden, um eine Frage zu stellen oder einen Kommentar abzugeben? Vielleicht schon mal im geschlossenen Raum mit ein, zwei anderen die Moderatoren-Funktionen ausprobiert? Nun wollt ihr euer erstes eigenes Event moderieren?

Erfahrene Clubhouse-Moderatoren empfehlen eine Dauer von 45 bis 90 Minuten, beim ersten Mal von mindestens 60 Minuten. Da viele Teilnehmer spontan in laufende Events reinhören, brauche man eine Weile, um eine kritische Masse an Zuhörern einzusammeln. Am Anfang empfiehlt sich ein bis zwei Minuten Small Talk zu machen oder ein Begrüßungsritual, mit dem sich die Moderatoren gegenseitig vorstellen (z.B. Komplimente, die ich meinen Co-Hosts schon immer mal machen wollte). Die Kunst besteht dann darin, dass man die Zuhörer, die dazukommen bindet, so dass die Zahl der Teilnehmer während der Veranstaltung möglichst immer weiter wächst.

Dass man Events nie alleine moderieren sollte, habt ihr oben schon gelesen. Damit stellt sich natürlich die Frage, wie sich die Moderatoren untereinander koordinieren können. Dafür hat sich unter den "alten Hasen" bereits eine Best practice herausgebildet: Am besten per WhatsApp (oder mit einem anderen Messenger mit Desktop-Anwendung wie z.B. Signal) untereinander kommunizieren, am besten schon kurz vor dem Start dort "treffen" und vereinbaren, wer den Raum eröffnet. (Die CH-Entwickler planen für ihre Anwendung zurzeit keinen Textchat.)

Für Moderation hat sich best practice etabliert

Unter den Moderatoren sollte man die Aufgaben aufteilen: Einer sollte zum Beispiel "Tageschef" sein (in den Medien spricht man auch von "Chef vom Dienst") und das Wort an die anderen Moderatoren vergeben. Mit einem langsamen An/Aus des Mikro melden sich diese bei ihm zu Wort. Schnelles An-/ausschalten bedeutet Zustimmung zu dem gerade Gesagten. Alle 10 bis 15 Minuten sollte der Tageschef ein "Freshup" oder ein "Reset" machen, also kurz zusammenfassen, worum es in der "Sendung" geht und was bereits besprochen wurde.

"Freshup", "Reset", "Conversations" – das klingt nach Denglisch? – Richtig, denn das ist in vielen Räumen die vorherrschende Sprache, der – oft jüngeren – Moderatoren. Hoch ist auch der Anteil der Trainer und Coaches unter ihnen und entsprechend wohltuend wertschätzend bisher der Umgang miteinander.

Wahlkampf exklusiv für iOS-Nutzer?

Beliebt ist das Netzwerk auch unter Politikern. Der Spiegel hat heute bereits berichtet "Bodo Ramelow verirrt sich im Clubhouse", eben habe ich eine Runde mit jungen Bundeskandidaten verschiedener Parteien gehört und heute Mittag von einem Fakeaccount des neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet – der aber offensichtlich doch echt war. Gerade spricht Gerhard Schröder mit Politikern verschiedener Parteien auf Einladung von "ThePioneer" vor fast 3.000 Zuhörern...

Politiker sind also hier – wie sonst nur auf Twitter – präsent. Das Netzwerk könnte eine wichtige Rolle im Wahlkampf spielen, ermöglicht es doch, relativ kurzfristig Events zu organisieren und zu vielen interessierten und oft auch jüngeren, sonst vielleicht nicht erreichbaren Zuhörern zu sprechen.

Was sind deine Erfahrungen? Wie kann man als Selbstständige/r profitieren?

Was sind deine ersten Erfahrungen mit Clubhouse? Habe ich in meiner Anleitung oben etwas Wichtiges vergessen? Welche Chancen siehst du für dich und dein Geschäft oder auch für den VGSD und unsere gemeinsame Interessenvertretung gegenüber der Politik? Werden unsere Regionaltreffen demnächst in Clubhouse statt in Zoom stattfinden? Wir sind gespannt auf deine Meinung!

PS: Neben mir (Andreas Lutz) sind aus dem VGSD-Kernteam auch Jonas Fartaczek und Nadine Luck auf dem Netzwerk aktiv. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns dort folgt und euch auf diese Weise mit uns vernetzt!

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