Laura F. hat sich definitiv ihre Sporen verdient: Als selbstständige Sattlerin macht sie Pferdebesitzer/innen glücklich. Wir wollen nun das Ross beim Namen nennen und von ihr wissen: Wie bestreitet man als Sattlerin seinen Lebensunterhalt?
Früh in die Unabhängigkeit
"Ich bin Laura F., 33 Jahre alt und wohne in Kirn, in der Rheinland-Pfalz. Ich habe mich mit 21 Jahren als Veterinärphysiotherapeutin selbstständig gemacht und die Sattlerei im Nebengewerbe betrieben. Ein Jahr später musste ich wegen einer neu aufgetretenen Allergie die Physiotherapie an den Nagel hängen und habe das Nebengewerbe als Sattlerin ins Hauptgewerbe genommen. Damals bin ich mit einem Stundensatz von 45 Euro gestartet, mittlerweile stelle ich meinen Kunden 150 Euro in Rechnung. Die kommen natürlich vor allem aus der Pferdebranche und werden online über Instagram oder Facebook auf mich aufmerksam.
Haus, Pferd und Werkstatt
Durchschnittlich arbeite ich an etwa vier bis fünf Aufträgen gleichzeitig und erledige diese in meiner eigenen Werkstatt. Normalerweise bin ich zwischen 20 und 30 Stunden pro Woche beschäftigt. Da meine Arbeit sehr praktisch veranlagt ist, kann ich davon auch 15 bis 25 Stunden in Rechnung stellen. Meine unbezahlte Arbeitszeit verteilt sich etwa so: 40 Prozent Administration, Akquise 40 Prozent und nicht fakturierbare Leistungen etwa 20 Prozent. Weil ich relativ viele kleinere Aufträge habe, verdiene ich mehr und arbeite weniger. Ich bin deshalb mit meiner Arbeitszeit sehr zufrieden, auch wenn ich mir nur drei Tage Urlaub pro Jahr gönne. Der Grund ist, dass manche Kunden wenig Verständnis dafür haben, wenn ich mal nicht erreichbar bin. Vielleicht geht es anderen Selbstständigen auch so, und vielleicht ist es auch kein ganz richtiger Eindruck. Denn die meisten meiner Kunden sind wirklich super nett, nur bleiben die, die es nicht sind, stärker im Gedächtnis haften, und beeinflussen meine Arbeit mehr.
150.000 Euro Umsatz pro Jahr
Pro Jahr erziele ich als Selbstständige typischerweise 150.000 Euro Umsatz, davon bleibt mir dann ein Gewinn von ca. 60.000 bis 70.000 Euro im Jahr. Alle Einkünfte stammen zu 100 Prozent aus meiner Selbstständigkeit. Ich bin eigentlich sehr sparsam und lebe ziemlich minimalistisch. Das meiste Geld gebe ich für meine Renovierung, mein Auto und natürlich für mein Pferd aus.
Selbstständig und selbstreflektiert
Welche Aufträge mir am meisten Spaß machen? Sonderanfertigungen auf Maß für optisch ganz besondere Pferde. Da kommt dann einfach die Pferdeliebhaberin in mir durch.
Generell zeigt mir die Selbstständigkeit, dass ich meines eigenen Glückes (Huf-)Schmiedin bin. Läuft es schlecht, kann ich niemand anderem die Schuld geben, sondern muss selbst etwas ändern. Dann heißt es Anpacken. Und das tue ich ohnehin gerne."
In der Serie "Wie viel verdient eigentlich ein ... ?“ stellen wir Selbstständige vor, die offen, aber anonym über ihren Stundenlohn, ihren Jahresumsatz – aber auch über die Zeit reden, die sie unbezahlt in ihr Unternehmen stecken. Du willst ebenfalls teilnehmen? Dann findest du hier alle wichtigen Infos und einen Fragebogen, den wir selbstverständlich anonym und vertraulich behandeln.
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