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Wie viel verdient eigentlich eine Übersetzerin? Tina F.: "Ich würde gern einen höheren Stundensatz berechnen"

Wegen künstlicher Intelligenz schwindet der Bedarf an Übersetzer/innen – so liest man in den Medien. Ist das wirklich so? Eine Übersetzerin erzählt, dass sie sich vor Aufträgen kaum retten kann, obwohl sowohl die menschliche als auch die künstliche Konkurrenz nicht schläft. Das Honorar? Das könnte allerdings höher ausfallen!

Tina F.* über ihre Tätigkeit: "Ich freue mich jeden Tag über die Flexibilität, die mir die Selbstständigkeit bietet."

"Ich heiße Tina F., bin 41 Jahre alt und wohne im schönen Schleswig-Holstein. Seit 2014 bin ich selbstständig und als Übersetzerin und Musikerin tätig, und ich kann ehrlich sagen: Ich freue mich jeden Tag über die Flexibilität, die mir die Selbstständigkeit bietet.

In einer typischen Woche arbeite ich etwa 35 Stunden, davon stelle ich meinen Kund/innen ca. 30 Stunden in Rechnung. Die weiteren fünf Wochenarbeitsstunden gehen zu 100 Prozent für administrative Aufgaben drauf.

Pro Jahr erziele ich als Selbstständige etwa 28.000 Euro Umsatz, davon bleibt mir dann ein Gewinn von 23.000 Euro. Etwa 20 Prozent meines Umsatzes erwirtschafte ich als selbstständige Musikerin. 80 Prozent meines Umsatzes resultieren aus Einnahmen meiner Übersetzerinnen-Tätigkeit.

Aufträge aus allen Ecken

Ich bin ursprünglich mit einem Stundensatz von 18 Euro in die Selbstständigkeit gestartet, mittlerweile verlange ich 25 Euro die Stunde. Ich rechne nicht immer nach Stunden ab, sondern stelle vier Cent pro übersetztem Wort oder eben eine fixe Summe für meinen Auftrag in Rechnung. Meine übliche Auftragsgröße liegt bei etwa 150 Euro, was für mein Berufsfeld typisch ist.

Mit meiner Auslastung bin ich sehr zufrieden, ich betreibe wenig Akquise, dennoch kommen genügend Aufträge rein. Meine Kund/innen werden über Weiterempfehlungen oder über die Plattform 'People per hour' auf mich aufmerksam. Meistens habe ich mehr zu tun als ich als Solo-Selbstständige abdecken kann. Meine Auftraggeber kommen aus vielfältigen Branchen: aus der Eventbranche, aus dem öffentlichen Dienst und aus der Marketingbranche. Ich arbeite auch für Kund/innen aus dem technischen Bereich. Beispielsweise übersetze ich oft große, technische Dokumente. Wenn dies von mir innerhalb einer sehr kurzen Deadline gefordert wird, kann es auch mal schnell anstrengend werden und nerven. Aber das gehört nun mal dazu. Literarische Aufträge hingegen machen mir richtig Spaß. Ein Ausgleich findet sich also allemal.

Die Konkurrenz schläft nicht

Ich würde sehr gerne einen höheren Stundensatz berechnen, doch besonders in meinem Sprachfeld (Deutsch/Englisch) ist der Wettbewerb hart. Deshalb kann ich mir das eigentlich in Anbetracht der Konkurrenz nicht leisten. So richtig abzuschalten fällt mir daher auch nicht immer leicht. Aber ich versuche aktiv durch Sport, Spaziergänge und Zeit mit meinen Kindern zu mehr innerer Ruhe zu finden.

Monatlich lege ich mir 250 Euro zur Seite, das meiste Geld fließt aber in Lebenshaltungskosten: Miete, Kinderbetreuung und Lebensmittel, so etwas eben. Richtigen Urlaub kann ich mir leider nicht gönnen. Wenn ich mir mal eine Auszeit nehme, versuche ich meine Arbeitszeiten auf den Morgen und den Abend zu beschränken. Den Kontakt mit meinen Kunden pflege ich über E-Mail und Zoom – mit meinem Laptop kann ich als Übersetzerin von überall aus arbeiten. Wenn ich als Musikerin auftrete, bin ich natürlich vor Ort.

"Balance is the key!"

Ich habe mir wirklich eine schöne Balance geschaffen: Als Übersetzerin kann ich in aller Stille und zu flexiblen Zeiten arbeiten. Als Musikerin hingegen liebe ich es, viel von der Welt zu sehen, Menschen mit meinen Auftritten eine Freude zu bereiten und ihnen auch etwas zurückzugeben – ich spiele auch oft 'for free' für ältere oder kranke Menschen. Zu sehen, wie meine Musik etwas in ihnen auslösen kann – das macht mich glücklich.

Dank meiner Selbstständigkeit bin ich meine eigene Herrin. Das kann mir niemand nehmen. Und auch, wenn eine Deadline mal immer näher und näher rückt und die Kinder auf den Spielplatz wollen, kriege ich Familie und Beruf doch noch gut unter einen Hut. Darauf kann ich stolz sein. Und viele andere Selbstständige auch."

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