Konzerne setzen auf ihre Expertise: Unternehmensberater/innen sind zwar heiß begehrt, doch man ist auch nur "auf Zeit" für Firmen tätig. Deshalb wollten wir wissen: Bleibt am Ende des Monats mehr übrig als die Dankbarkeit der Kund/innen? Sandra L.* erzählt uns in der heutigen Folge der Serie "Wie viel verdient eigentlich ein/e selbstständige/r...?" von ihren Arbeitsbedingungen und lässt uns einen Blick auf ihr Konto werfen. (*Name von der Redaktion geändert)
"Ich bin Managerin auf Zeit"
"Ich bin 55 Jahre alt und wohne im schönen Bayern. Eigentlich bin ich ausgebildete DV-Kauffrau mit IHK-Abschluss und habe ein Fernstudium im Bereich Marketing mit VWL und BWL absolviert. 2003 habe ich mich dann als Unternehmensberaterin selbstständig gemacht. Bereits als Angestellte war ich global auf Führungsebene aktiv, sodass der Schritt mit einer großen Bandbreite an Erfahrungswerten unterfüttert war. Heute fokussiere ich mich besonders auf den Fachbereich Interim-Management und entwickle für und mit Konzernen Unternehmensstrategien. Dazu gehört beispielsweise die Ausarbeitung eines geeigneten Krisenmanagements. Außerdem leite und unterstütze ich Vorstandsprojekte von Unternehmen. Ich bin praktisch eine 'Managerin auf Zeit'.
Globale Konzerne und faire Stundensätze
Meine Kund/innen kommen aus allen möglichen Branchen. Besonders hoch ist der Anteil aus der Finanz-, Versicherungs- und Telekommunikations-Branche. Darüber hinaus berate ich viele Unternehmen aus der Logistik-, Retail- und Automobil-Branche, sowie aus der kritischen Infrastruktur.
Als ich damals in die Selbstständigkeit gestartet bin, habe ich meine Kundenakquise vorrangig über Social Media, genauer: Xing und LinkedIn, betrieben. Heute erhalte ich Direktanfragen für Aufträge über Agenturen oder Endkunden. Social Media nutze ich nur noch, um mit meinen Kunden zu kommunizieren und um in Kontakt zu bleiben.
Ich konnte meinen Stundensatz um 53 Prozent steigern
In einer typischen Woche arbeite ich ca. 35 bis 55 Stunden. Davon stelle ich meinen Kund/innen 30 bis 50 Stunden in Rechnung. Der Rest verteilt sich bei mir zu 100 Prozent auf administrative Aufgaben. Meistens arbeite ich aus dem Homeoffice und wenn ich den Bedarf sehe, bei meinen Kund/innen vor Ort.
Pro Jahr erziele ich durch meine Selbstständigkeit 250.000 Euro. Davon bleibt mir ein Gewinn von 195.000 Euro pro Jahr. Ich berechne meinen Kund/innen durchschnittlich einen Stundensatz von 115 Euro. Der Projekt Scoope steht bei mir über der Höhe des Stundensatzes für meine Entscheidung, was mir mein stabiler Haltepunkt "Ehemann" ermöglicht. Als ich mich 2003 selbstständig gemacht habe, bin ich mit einem Stundensatz von 75 Euro in die Selbstständigkeit gestartet. Ich konnte so meinen Stundensatz also um 53 Prozent steigern. In meinem aktuellen Umfeld ist Alter und Erfahrung ein gesuchtes Gut und kein Hinderungsgrund.
Mit viel Spaß an der Arbeit
Tatsächlich finde ich, dass mein Beruf mich heute kaum anstrengt, im Gegenteil: Meine Aufträge laufen meist parallel und bereiten mir große Freude. Am meisten Spaß macht mir die Entwicklung und Implementierung eines Krisenmanagements - dieses kann ich als Interim-Managerin fernab von irgendwelchen Firmenzwängen gestalten. Aber auch die Ausarbeitung von Unternehmensstrategien wird nicht langweilig. Dabei steht die Motivation meiner Teams immer im Vordergrund, denn dadurch kommt es zu positiven Endergebnissen. Soft Skills machen oft den Unterschied.
Durch meine Selbstständigkeit verdiene ich mir nicht nur meinen Lebensunterhalt, sondern kann auch in die Altersvorsorge und mein Eigenheim investieren. Und: Drei Wochen Urlaub in der Karibik gemeinsam mit meinem Mann sind auch drin. Da gönne ich mir dann eine echte Auszeit.
Wie ich es vermeide, mich zu überarbeiten? Durch ein striktes Zeit-Management. Das empfehle ich allen Selbstständigen. Denn so kann man wirklich seine Unabhängigkeit genießen."
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