Zusammen mit deskmag.com (Bericht) und gruendungszuschuss.de haben wir zwischen dem 17.12.2015 und dem 28.01.2016 eine Onlinebefragung mit Schwerpunkt auf das aktuelle und hochbrisante Thema Scheinselbstständigkeit durchgeführt.
Andrea Nahles begründet ihre Gesetzespläne mit Berichten über Missbräuche in den Medien und Meldungen von Betriebsräten. Eine fundierte empirische Erhebung zu diesem Thema gibt es bisher nicht. Diese Lücke wollen wir mit der vorliegenden Befragung schließen.
Überblick über Forschungsfragen und -ergebnisse
Unter anderem fragten wir die Teilnehmer nach einer Selbsteinschätzung bezüglich der von Ministerin Nahles geplanten neuen Kriterien für Scheinselbstständigkeit, um u.a. diese Fragen zu beantworten:
- (2) Wie hoch ist der Anteil der Selbstständigen, die nach eigener Einschätzung scheinselbstständig sind und eigentlich lieber angestellt wären?
- (3) Welche Auswirkungen hat die schon jetzt bestehende Rechtsunsicherheit auf Selbstständige?
- (4) Wie erfolgreich haben Statusfeststellungsverfahren zur Erkennung von Scheinselbstständigkeit geführt? Wie häufig wurden echte Selbstständige zu Unrecht als scheinselbstständig klassifiziert?
- Welche der geplanten neuen Kritierien werden von wie vielen Selbstständigen erfüllt bzw. verletzt? Entspricht das Ergebnis ihrer Selbsteinschätzung? Wir unterscheiden dabei hinsichtlich
- (5) Weisungsgebundenheit hinsichtlich Arbeitszeit, -ort und –leistung
- (6) Tätigkeit beim Kunden, mit dessen Arbeitsmitteln und mit von ihm vorgegebenen Personen (sowie Übernahme von Gewährleistung)
- (7) Bestehen einer eigenen betrieblichen Organisation, Erstellen abgrenzbarer Arbeitsergebnisse und Umsatzanteil mit weiteren Kunden
- (8) Sind die gewählten Kritierien in der heutigen, durch komplexe Projekte geprägten Arbeitswelt überhaupt praktikabel?
- (9) Wie häufig werden in Abhängigkeit von der Mindestzahl der zu erfüllenden Kriterien Scheinselbstständige als solche erkannt und echte Selbstständige zu Unrecht als scheinselbstständig klassifiziert?
- (10) Wie zufrieden sind die befragten Selbstständigen mit der Arbeit von Andrea Nahles, dem DGB und anderen Politikern/Institutionen?
Mehr als 3.500 ausgefüllte Fragebögen
Das Interesse an der Studie war riesengroß: 4.258 Personen nahmen teil, 3.524 (83 Prozent der Befragten!) füllten den Fragebogen vollständig aus. Bei durchschnittlich 12 Minuten Antwortzeit nahmen sich die Teilnehmer also in Summe mehr als 700 Stunden Zeit. Ganz herzlichen Dank an alle für Ihre Mitwirkung!
Ist die Befragung repräsentativ? Carsten Foertsch von deskmag.com, für die Auswertung verantwortlich, verneint dies und sagt: „Sie ist so repräsentativ wie die Wahl zum Bundestag. Berücksichtigt wurde nur, wer teilnahm und antwortete.“ Um die Daten auf ihre Robustheit zu prüfen, gewichtete Carsten die Antworten gemäß der demographischen Merkmale (Altersgruppen, Bundesländer, Berufsgruppen und Geschlecht) des letzten Mikrozensus um - wie bei Meinungsforschungsinstituten üblich. Dabei ergaben sich bei den von uns im Folgenden präsentierten Ergebnissen keine Verzerrungen, die zu anderen Aussagen geführt hätten. Mögliche Mehrfachabstimmungen wurden über ein statistisch errechnetes Kriterium herausgefiltert, so dass die Antworten jedes Teilnehmers nur einmal gezählt und Manipulation ausgeschlossen wurde.
Weil aufgrund von Filter- und Zufallsauswahl nicht jedem Teilnehmer alle Fragen gestellt wurden, variiert die Antwortzahl pro Frage. Sie ist auf jeder Folie angegeben. Bei der Erhebung sind zwei Wellen (vor/nach Weihnachten) zu unterscheiden. In der zweiten Welle wurden auf der Grundlage der Erfahrungen der ersten Welle einige Fragen ergänzt.
Zur Petition für mehr Rechtssicherheit
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