Selbstständigen wird immer wieder pauschal vorgeworfen, sie seien in Wirklichkeit zu einem großen Teil scheinselbstständig, Plattformarbeitende und/oder würden nicht ausreichend für ihr Alter vorsorgen. Teilweise werden Statistiken und Studien grob irreführend interpretiert, um dieses Narrativ zu untermauern und beharrlich Zahlen verbreitet, die einer kritischen Prüfung nicht standhalten.
Das Ziel ist offensichtlich, Selbstständigkeit als prekäre Erwerbsform erscheinen zu lassen und eine möglichst weitreichende Einbeziehung von Selbstständigen in die gesetzliche Rentenversicherung durchzusetzen. Dieses negative Narrativ ist ein entscheidender Grund für den zu beobachtenden Rückgang von Gründungen (um mehr als 60 Prozent Rückgang seit 2002) und Selbstständigkeit insgesamt (um mehr als 20 Prozent Rückgang seit 2012) in Deutschland.
Aus unserer Sicht ist es legitim, über eine Einbeziehung künftiger Selbstständiger und Beamter in die Rentenversicherung zu diskutieren, auch wenn dies aufgrund von deren längerer Lebenserwartung die Probleme der Rentenversicherung langfristig eher verschärft. Eine Gruppe schlechtzureden, um die Aufmerksamkeit allein auf diese zu richten, finden wir jedoch nicht legitim.
Der durch das negative Narrativ und die die Verschleppung politischer Entscheidungen erzeugte Schaden ist enorm: Selbstständige sind essentiell für die Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen in der Fläche, für die Vielfalt unserer Städte und Kultur, für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft durch technische und wirtschaftliche Innovationen. Selbstständige arbeiten überdurchschnittlich viel und bilden sich proaktiv fort, sie sind deshalb unverzichtbar – ganz besonders in Zeiten des Fachkräftemangels.
Forderung: Die Bundesregierung und speziell das BMAS muss zurückehren zu einem faktenbasierten, positiven Narrativ von Gründung und Selbstständigkeit.
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