Eine schöne Runde war es wieder bei unserem Online-Treffen. Dieses Mal war Linda Graf bei uns, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und systemischer Coach. Sie brachte uns die Grundlagen sowie die ersten zwei der vier Schritte der GFK näher.
Eine Übung zum Einstieg
Los ging es mit einer kleinen Achtsamkeitspraxis zum Ankommen. Auch die folgende Vorstellungsrunde beruhte auf einer Übung: Je zwei Personen wurden mit zwei Fragen und einem Zeitrahmen von sechs Minuten in Breakout-Sessions geschickt. Eine Person sagte, wie sie heißt, wo sie herkommt und warum sie bei der Veranstaltung dabei war. Die andere hörte empathisch zu. Nach drei Minuten wurde gewechselt. Im Forum stellten sich die Personen aus den Zweiergruppen gegenseitig vor.
Zur GFK in Kürze: Ihr Begründer Marshall B. Rosenberg, der sehr viel Gewalt erlebte, stellte sich die Frage, ob es möglich ist, mit Konflikten friedlich umzugehen. Er fand einen Ansatz, der auf der Prämisse beruht, dass jeder Mensch das Beste tut, was ihm gerade zur Verfügung steht, ergänzt durch „Ich bin okay, du bist okay“. Mit dieser Haltung ergibt sich fast schon automatisch als Ausgangspunkt die Selbstempathie, die notwendig ist, um aufrichtig mit sich und anderen zu sein und auch anderen Empathie entgegenzubringen.
Von der Wahrnehmung zum Gefühl
Die GFK beruht auf vier Schritten: 1. Wahrnehmung (ohne Interpretation!), 2. Gefühl (Reaktion auf die Wahrnehmung), 3. Bedürfnis (Anliegen; Werte; das, war wir brauchen), 4. Bitte (Lösungsvorschlag; das, was zu tun ist). Linda nahm sich die ersten beiden vor und machte anhand von Beispielen deutlich, worum es geht.
Wahrnehmung umfasst das, was wir über die Sinne empfangen, also das, was beispielsweise eine Kamera aufnehmen würde. Hier geschieht keinerlei Wertung oder Interpretation. Beispiel: „Martin kam fünf Minuten später als die anderen Meetingteilnehmenden in den Raum.“ STATT: „Martin war heute wie sonst auch immer zu spät dran.“
Beim zweiten Schritt, bei den Gefühlen, zeigte sich ganz schnell, was sich hier oft als problematisch erweist. Wer zum Beispiel sagt: „Ich fühle mich missachtet, wenn Martin meine Zeit so verschwendet“, fasst ein sogenanntes Pseudogefühl in Worte. Eine andere Person „macht“ das eigene Gefühl. Deswegen werden solche Sätze auch Opfergedanken genannt. Stattdessen empfiehlt es sich, einen Satz mit „Ich bin ....“ zu beginnen. Beispiel: „Ich bin frustriert, weil meine Zeit sowieso knapp ist.“
Diese Art zu denken und zu formulieren erfordert ein Umdenken und manchmal einen Perspektivwechsel. Anhand von Beispielformulierungen und -situationen zeigte Linda auf, wie unterschiedlich die Kommunikation verläuft, wenn GFK angewendet wird. Zum vierten Schritt nur so viel: Auf eine Bitte hin muss das Gegenüber Nein sagen können, sonst handelt es sich um eine Forderung.
Danke Dir, Linda, dass Du diesen Kommunikationsansatz so lebendig und aufmerksam präsentiert hat. Das waren reichlich Impulse, um die eigene Kommunikation auf den Prüfstand zu stellen. Und wie immer: Vielen Dank an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, es war mir eine Freude!
Text: Conny Rüping
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