Anfang November fand bereits das vierte Treffen unserer Queerbeet-Gruppe statt. Diesmal stand unser Austausch unter der Überschrift „Queere Sichtbarkeit oder anders?“. In einer sehr inspirierenden Online-Sitzung mit dem Unternehmenscoach Fern Malte Ströter haben wir uns mit den Vor- und Nachteilen davon beschäftigt, als queere Person im Alltag sichtbar zu sein.
Unser Referent für die Veranstaltung: Fern Malte Ströter
Nach dem Fachabitur, der Ausbildung zum Erzieher und dem Abschluss des Studiums der Sozialpädagogik arbeitet er seit 2003 in der Abteilung Jugendarbeit der Stadt Iserlohn. Seit dem Jahr 2022 nimmt die queere Jugendarbeit einen immer größeren Stellenwert innerhalb seiner Arbeit ein. Daneben arbeitet er jedoch auch als Coach: Diversität und Inklusion als wertschätzende (Grund-)Haltung in Unternehmen und weiterführenden Schulen zu implementieren ist eine Herzensangelegenheit für Fern Malte Ströter.
Nebenbei absolvierte Fern Malte Ströter mehrere Aus- und Weiterbildungen im Bereich Systemische Beratung und Coaching. Veränderungsprozesse bei Einzelpersonen und Teams zu begleiten, bereitet ihm große Freude. Hier kannst du mit ihm in Kontakt treten, wenn du mehr über ihn erfahren möchtest.
Queere Sichtbarkeit - Es gibt Vor- und Nachteile
Als Balanceakt in einer zunehmend diversitätsorientierten Gesellschaft wird die Sichtbarkeit queerer Selbstständiger und Gründer immer wichtiger. Doch mit dieser Sichtbarkeit gehen sowohl Vorteile als auch Herausforderungen einher. Der Mut, sich als queere/r Unternehmer/in sichtbar zu machen, erfordert nicht nur Selbstakzeptanz, sondern auch die Bereitschaft, sich mit Vorurteilen und Diskriminierung auseinanderzusetzen.
Die Frage, warum es sich lohnt, sich mit ablehnenden Haltungen zu konfrontieren, ist gleichzeitig eine Frage nach den Vorteilen von Sichtbarkeit. Einige liegen dabei bereits auf der Hand: Neben Netzwerkbildung und der Stärkung der queeren Community geht es bei Sichtbarkeit auch um Repräsentation und das Entwickeln von Rollenmodellen. Es geht also darum, zu zeigen, dass Erfolg unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität möglich ist.
Doch Sichtbarkeit bringt noch weitere Vorteile mit sich: Sie trägt beispielsweise zur gesellschaftlichen Sensibilisierung bei und schafft so ein Bewusstsein für queere Lebensrealitäten. Auch für inklusive Marken bringt Sichtbarkeit große Vorteile: Fast 80% der LGBTQ-Kunden bevorzugen inklusive Unternehmen und bauen so eine loyale Kundenbasis auf.
Trotzdem kann Sichtbarkeit auch einige Nachteile mit sich bringen. Queere Unternehmer/innen sind beispielsweise häufiger mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert. In Deutschland erleben rund 20% der LGBTQ+-Personen im Berufsleben Diskriminierung, was ihren Erfolg und ihre Sicherheit am Arbeitsplatz gefährden kann. Zusätzlich besteht ein hoher Erwartungsdruck, die gesamte Community zu repräsentieren, was zu einer großen emotionalen Belastung führen kann. Die höhere Sichtbarkeit geht zudem oft mit einem Verlust der Privatsphäre einher, da sich berufliche und private Sphären vermischen und Unternehmer/innen mehr von ihrer Identität preisgeben müssen, als ihnen vielleicht lieb ist.
Es ist wichtig, mutig zu sein
Trotz der Risiken ist es für queere Unternehmer/innen entscheidend, Mut zu zeigen und sichtbar zu sein. So können sie Vorurteile abbauen und der LGBTQ+-Community Hoffnung und Stärke vermitteln, indem sie als Beispiel dafür dienen, dass beruflicher Erfolg und Authentizität miteinander vereinbar sind. Mut zur Sichtbarkeit bewirkt positive Veränderungen und schafft ein inklusives Umfeld – wenn man es authentisch vermitteln kann.
Mut bedeutet dabei aber nicht, die Nachteile zu ignorieren. Es geht vielmehr darum, diese bewusst anzugehen, um langfristig Veränderungen zu bewirken. Offene und mutige Unternehmer/innen setzen sich für gleiche Rechte und bessere Bedingungen ein und gestalten eine Zukunft, in der Menschen unabhängig von ihrer Identität gleiche Chancen im Berufsleben haben.
Es war wie immer ein sehr inspirierender Austausch, für den wir uns bei Fern Malte Ströter sehr herzlich bedanken!
Text: Marc Sommer und Marvin Mertin
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