Einen veritablen Shitstorm erlebt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) zurzeit auf seiner Facebook-Seite. Am Samstag Nachmittag um 15 Uhr postete es anlässlich des KMU-Tages der Vereinten Nationen ("Micro-, Small- and Medium-sized Enterprises Days") einen Beitrag.
Während die UN auf ihrer Website darauf hinweist, dass kleine Unternehmen weltweit am härtesten von den Lockdown-Maßnahmen betroffen sind und viele Frauen und Gründer zu den Betroffenen gehören, erwähnt der Eintrag des BMWi die Auswirkungen der Corona-Krise mit keinem Wort.
Das BMWi in Partystimmung
Statt dessen hat das Ministerium seinen Beitrag mit einem Smiley illustriert, das mit Tröte, Partyhut und Konfetti ausgestattet ist. Das Ministerium doziert, dass zum Mittelstand neben traditionsreichen Familienunternehmen auch "Handwerksbetriebe, FreiberuflerInnen und Selbständige" gehören. Eine Bildtafel erläutert, dass der Mittelstand 60% der Arbeits- und 82% der Ausbildungsplätze schafft.
Während man in Berlin den KMU-Tag feiern möchte, ist den Selbstständigen draußen im Land überhaupt nicht zum Feiern zu Mute. Der Beitrag und die Umgangsweise mit den Kommentaren erscheint den Kommentatoren als Hohn angesichts der Tatsache, dass das Ministerium den Selbstständigen in der Corona-Krise nicht wirksam geholfen hat.
Textbausteine als Antworten
Zumindest sehen das die Betroffenen so. Das Ministerium bzw. sein Social-Media-Dienstleister weist auf "ein großes Spektrum an Maßnahmen hin". Der Koalitionsausschuss habe ja schließlich "Überbrückungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen beschlossen mit einem Volumen von 25 Milliarden Euro für die Monate Juni bis August".
Auf Rückfrage, ob das ernst gemeint sei, erklärt das Ministerium: "Nein, es ist kein Computer oder Roboter, der antwortet sondern ein echter Mensch, der am Ende der Leitung sitzt."
Offensichtlich ist es aber ein Mensch, der wenig von der Funktionsweise und Wirksamkeit der Hilfemaßnahmen weiß, sondern nur Versatzstücke offizieller Verlautbarungen des Ministeriums wiedergibt.
Vereinte Nationen fordern Regierungen auf, den KMU zuzuhören
Auf ihrer Website mahnen die Vereinten Nationen die Regierungen: "We must not only recognize the necessity and power of MSMEs worldwide, but we should also take this opportunity to really listen to them." Zu deutsch: "Wir müssen nicht nur die Notwendigkeit und die Kraft der KMU weltweit anerkennen, sondern wir sollten diese Gelegenheit auch nutzen, ihnen wirklich zuzuhören."
Ich bin sehr gespannt, ob vielleicht dieser wohlverdiente Shitstorm für das Ministerium Anlass ist, aus dem Sende- in einen Zuhörmodus zu wechseln oder was hierzu noch passieren muss.
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