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So wenige Gründer wie nie 2016 abermals Rückgang um 91.000

Die Gründerquote (Anteil der Gründer unter den 18- bis 64-Jährigen) in Deutschland ist weiter im Sinkflug: Der gerade erschienene KfW-Gründungsmonitor 2017 zeigt, dass sie zwischen dem Rekordjahr 2002 und 2016 von 2,7 auf 1,3 Prozent sank.

Besonders bedenklich: Lag die Zahl von Voll- und Nebenerwerbsgründungen Anfang des Jahrtausends noch ungefähr gleichauf, stehen inzwischen 0,82% Nebenerwerbsgründungen nur 0,48% in Vollzeit gegenüber.

Die Dramatik der Entwicklung wird deutlich, auch wenn man nur die letzten drei Jahre anschaut: 2014 gab es noch 915.000 Gründungen, 2016 waren es nur noch 672.000. Die Zahl der Vollerwerbsgründungen nahm von 393.000 auf 248.000 ab.

Beschäftigungseffekt von Neugründungen in nur zwei Jahren von 744.000 auf 521.000 zurückgegangen

Der volkswirtschaftliche Effekt: Der Beschäftigungseffekt aus Neugründungen ging deutlich zurück. Entstanden 2014 noch 744.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze, waren es 2016 nur noch 521.000. In diese Zahl fließen die Gründer selbst und ihre Mitarbeiter ein.

Die KfW erklärt diese Entwicklung damit, dass der gute Arbeitsmarkt zu der geringen Zahl von Gründungen geführt habe ("Beschäftigungsrekord mit Nebenwirkung").

Weniger Notgründer - aber auch viel weniger innovative Gründer

Ein Lichtblick sei, dass es noch nie so wenige „Notgründer“ gab, die eine Selbstständigkeit aus Mangel an anderen Erwerbsalternativen eingegangen sind.

Aber ist das ein Trost, wenn zugleich die Zahl der innovativen Gründer von 2014 bis 2016 von 92.000 auf 58.000 abgenommen hat und das Gründungsgeschehen immer mehr zum Stillstand kommt? Natürlich kann nicht scheitern, wer kein Risiko eingeht. Aber können wir uns eine solche Entwicklung als Volkswirtschaft leisten?

Erstmals Wachstumsambitionen von Gründern erfragt: Kaum Unterschiede zwischen Chancen- und Notgründern

Erstmals wurden die Gründer auch nach ihren Wachstumsambitionen befragt: Nur jeder sechste Gründer (17%) möchte, dass sein Unternehmen „so groß wie möglich wird“. Alle anderen bevorzugen eine Größe, die sie allein oder mit wenigen Angestellten managen können.

Der VGSD kritisiert seit Jahren, dass über so genannte Notgründer und Gründer aus Arbeitslosigkeit immer wieder abschätzig gesprochen wird. Verschiedenste Gründe können dazu führen, dass eine Gründung die einzige oder attraktivste Alternative ist und der Fokus sollte dann darauf liegen, solche Gründungen möglichst erfolgreich zu machen.

Die KfW ist im Gründungsmonitor 2017 erkennbar um eine ausgewogene Darstellung bemüht und stellt fest, dass Notgründer nicht per se schlechter vorbereitet oder weniger ambitioniert sind als Chancengründer. Je ein Viertel bereitet sich mehr als ein halbes Jahr auf die Gründung vor und der Anteil der Wachstumsgründer unterscheidet sich nur wenig (15% versus 18%).

Hamburg überholt Berlin bei Gründungstätigkeit - Dienstleistungsgründungen dominieren

Der Gründungsmonitor enthält weitere interessante Informationen. So stellt er fest, dass Hamburg bei der Gründungstätigkeit Berlin überholt und vom ersten Platz verdrängt. Hessen und Bremen bleiben auf Platz 3 bzw. 4, Bayern arbeitet sich von 6 auf 5 vor.

Aufgeteilt nach Branchen dominieren die wirtschaftsnahen (34%) und persönlichen (29%) Dienstleistungen. Zusammen mit sonstigen Dienstleistungen (Finanzdienstleistungen, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, insg. 8%) machen Dienstleistungsgründungen 71% aus. Es folgen Handel (16%) und produzierendes Gewerbe (12%).

Bei 21% der Gründer spielen digitale Technologien eine wichtige Rolle (z.B. Anbieter von Apps, Webangeboten, Onlineshops, -dienstleistungen, Softwareentwicklung usw.). Ihr Anteil an den Gründern ist unverändert, aber auch hier nimmt die absolute Zahl der Digitalgründungen ab.

Fazit: 2017 könnte es eine Konsolidierung auf niedrigem Niveau geben

Von 2017 erhoffen sich die Autoren des Gründungsmonitors ein Ende des Sinkflugs (und offenbar eine Konsolidierung auf niedrigem Niveau). Der Anteil der Personen, die ernsthaft darüber nachdenken zu gründen, sei 2016 geringfügig angestiegen.

Für eine Trendwende und einen entsprechend wieder ansteigennden Beschäftigungseffekt aus Neugründungen ist das nach unserer (VGSD-)Ansicht aber nicht ausreichend. Dazu braucht es auch eine Trendwende in der Politik und eine wieder selbstständigenfreundlichere Politik. Eine solch Wende ist jedoch bisher nicht absehbar.

KfW-Gründungsmonitor 2017 (PDF)

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