Sylvia Ewerling ist Beraterin für digitales Marketing. Die Selbstständigkeit hatte sie nie geplant - sie wurde bei einem Coaching auf diese Möglichkeit des Arbeitens aufmerksam. Im Alter von 37 Jahren wurde Sylvia schließlich mit einem ambitionierten Ziel zur Unternehmerin: Sie plante, ihren ehemaligen Chef als Kunden zu gewinnen.
Ob sie das geschafft hat, was sie in der Selbstständigkeit besonders herausfordernd findet und warum sie nicht mehr zurück in alte Unternehmensstrukturen möchte, erfahrt ihr im Beitrag.
Ich heiße Sylvia Ewerling, von Beruf bin ich Grafikerin. Ich habe Digital Design und Management studiert. Ich habe meine jetzige Selbstständigkeit begonnen, als ich 37 Jahre alt war. Der Auslöser war damals, dass ich mich in den Konzernstrukturen nicht mehr ausreichend wiederfand. Ich wollte lieber stärker inhaltlich arbeiten und weniger politisch getrieben.
Durch ein Coaching auf die Selbstständigkeit gekommen
Ein weiterer entscheidender Grund war, dass ich zu der Zeit das Privileg eines sehr guten Coachings hatte und die Dame davon überzeugt war, dass die Selbstständigkeit die beste Arbeitsform für mich sei. Auf ihren ersten Vorschlag hin sagte ich, dass ich ja gar keine Geschäftsidee hätte. Es war nicht so gewesen, dass die Selbstständigkeit schon immer mein Traum war. Mich in Unternehmensstrukturen einzufügen, ist nicht gegen meine Natur. Doch die Vorstellung, mich hauptsächlich auf das zu fokussieren zu können, was ich wirklich gerne mache, Unternehmen im Marketing wirklich voranzubringen - die fesselte meine Gedanken.
Ich schrieb einen Businessplan, beschäftigte mich mit Zielsetzungs- und Positionierungs-Methoden - und der Punkt war schnell erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab. Es machte mir Spaß, mich mit dem großen Thema Selbstständigkeit zu beschäftigen.
Mit der Kündigung wollte ich meinen Chef als Kunden gewinnen
Mein Ziel war es, mit der Kündigung meiner Festanstellung meinen damaligen Chef als Kunden zu gewinnen. Ich begab mich auf einen harten Weg mit mir selbst - war ich in den letzten Monaten ja nicht mehr zufrieden und hatte negative Glaubenssätze und Vorbehalte manifestiert. Es war schnell klar, dass ich diese auflösen und loswerden muss. Mit Hilfe eines Gründercoachings gelang es mir, so zu kündigen, wie ich es mir vorgenommen hatte: wohlwollend, nicht persönlich angegriffen, friedvoll, aber selbstbewusst und überzeugt, dass meine Arbeit auch mit neuem Nachfolger, den ich einarbeitete, nicht so einfach abzulösen war.
Meine Leidenschaft und Expertise der vergangenen Jahre zahlten sich aus. Über ein Jahr lang konnte ich für meinen alten Arbeitgeber weiterarbeiten und meine Projekt-Babys abschließen. Das war emotional sehr wichtig für mich, um genug Zeit zu haben, mich ungezwungen und offen auf die Selbstständigkeit einlassen zu können.
Akquise ist für mich das Herausforderndste
Ich lernte Akquise zu machen, was ich bis heute als das Herausforderndste an meiner Selbstständigkeit finde. Immer wieder zu überlegen, wie ich in die Welt gehen möchte, was ich zu sagen habe und wie ich das authentisch tun kann. Diese mentale Arbeit sieht man wenig, aber ich finde, dass man dazu körperlich und geistig absolut fit sein muss, um die notwendigen Kräfte dafür zu mobilisieren. Das war für mich bis dahin die größte persönliche Entwicklung und Veränderung in meinem Leben. (In der Zwischenzeit habe ich zwei Kinder bekommen, was in kurzer Zeit wieder mein Leben komplett auf den Kopf stellte. Aber das ist eine andere Geschichte.)
So schaffte ich es, für große Agrar- und Pharmakonzerne, aber auch interessante „Hidden Champions“ zu arbeiten und dort Menschen anzutreffen, die ernsthaft an meiner Beratung interessiert sind. Ich durfte wertschöpfende Arbeit abliefern. Nichts befriedigt mich bis heute mehr als das!
Sieben Jahre später noch dieselben drei Gründe warum
Heute, sieben Jahre später, hat sich meine Geschäftsidee zwar leicht verändert – ich bin noch fokussierter und gezielter geworden in dem, was ich anbiete und mit welchen Menschen ich arbeiten will. Motiviert bin ich jedoch immer noch aus den gleichen Gründen:
- der Freiheit das tun zu können, was mich erfüllt
- auf dem (für mich) effektivsten Weg Unternehmen echten Mehrwert im digitalen Marketing zu bieten
- persönlichen, fachlichen Austausch mit charismatischen Menschen zu haben, die Mut haben, Strukturen zu bewegen, ihr Unternehmen zu entwickeln und zukunftsfähig zu machen.
Diese Möglichkeiten habe ich festangestellt im Unternehmen in dem Ausmaß nicht gesehen, weil die Strukturen es schwer machen, so frei und uneingeschränkt denken zu können, wie es für meine Beratungen und Konzepte, die ich anbiete, nötig ist. Außerdem profitiere ich extrem von den Erfahrungen, die ich mit meinen unterschiedlichen Kunden mache, an denen wiederum neue Kunden sehr interessiert sind. Mein unabhängiger Blick von außen, meine Erfahrungen und mein Einfühlungsvermögen, mich nahezu bedingungslos auf neue Strukturen, Arbeitsweisen, Menschen und Prozesse einzulassen, sind schnell zu meinem USP geworden.
Anmerkung:
Unsere Aktion "Warum bist du selbstständig?" stieß bei euch auf eine große Resonanz, worüber wir uns sehr freuen. Dabei haben wir deutlich mehr Zuschriften bekommen als wir erhofft haben. Wir bedanken uns herzlich bei euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit uns eure Geschichte zu teilen.
Wie ihr bestimmt schon gesehen habt, haben wir bereits eine Reihe von Warum-Geschichten veröffentlicht. Die Geschichten, die wir auswählen, zeigen immer neue Aspekte und Gründe für eure Selbstständigkeit: Seid ihr Unternehmer, weil eurer Kreativität in dieser Berufsform keine Grenzen gesetzt sind, weil die Freiheit durch eine Selbstständigkeit unbezahlbar ist - oder warum? Wir möchten mit der Auswahl der Geschichten der Vielfalt an Gründen für eine Selbstständigkeit Rechnung tragen und diese Bandbreite aufzeigen. Wir bitten daher um euer Verständnis, wenn wir deshalb nicht jede Geschichte veröffentlichen können, hoffen aber, euch durch immer neue Ansichten inspirieren zu können.
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