Bereits auf Bundesebene wurden die VGSD-Wahlprüfsteine bei den Parteien eingereicht und Andreas Lutz tauschte sich in Politiker–Talks intensiv mit Fachpolitikern von Union, SPD, Grünen und FDP aus.
Genervt von den Diskussionen um Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten, die in der Regel nicht direkt gewählt werden können, hatte die Regionalgruppe Rhein-Main die Idee, das Format auf die regionalen Wahlkreise auszurichten. Mit dem Ziel, vor der Bundestagswahl Selbstständigen in Frankfurt und Umgebung den Austausch mit ihren Direktkandidaten zu Themen rund um die Selbstständigkeit zu ermöglichen.
Da der Start des offiziellen Wahlkampfs in die hessischen Sommerferien fiel, haben wir uns die beiden Dienstagabende danach (31.8. und 7.9.) ausgesucht. Um möglichst vielen Selbstständigen und Volksvertreter in spe die Teilnahme zu ermöglichen, fanden die Veranstaltungen online statt und zwei Termine wurden angeboten. Regionalsprecher Markus Schaible berichtet:
Kandidaten finden
Die Planung startete und wir bekamen die ersten Zusagen des CDU–Kandidaten Axel Kaufmann für den ersten Termin und des stellvertretenden Landesvorsitzenden der FDP, Dr. Thorsten Lieb für den zweiten Termin. Somit hatten wir also pro Talk eine Zusage. Mit Deborah Düring, der Kandidatin der Grünen, bestätigte eine weitere Kandidatin ihre Teilnahme für den ersten Termin.
August – und uns fehlten noch Vertreter verschiedener Parteien. Ich war überrascht, dass die Bundesvorsitzende der Linken, Janine Wissler, im Wahlkreis 182 kandidiert. Durch die Kontaktaufnahme mit ihrem Büro meldete sich der Kandidat Jörg Cezanne, der bereits Mitglied des Bundestages war, und sagte uns für den ersten Termin im August zu. Und nicht nur das – wir konnten auch Bianka Rössler von den Freien Wählern und Felix Kautz von der Volt Partei für unseren zweiten Talk gewinnen!
Und die SPD? Über den lokalen Ortsbeirat kenne ich deren Fraktionssprecher. Also zum Hörer gegriffen: „Axel Kaufmann hat zugesagt? Dann sollte unser Kandidat auch in dem Termin dabei sein. Schick mir bitte eine Mail ich kümmere mich dann parteiintern". Montags ging die erste Einladung raus und am Mittwoch kam die Zusage der Wahlkampfleiterin von Armand Zorn für den Termin im September.
Vorbereitung und Umsetzung
Die Vorbereitungen waren in vollem Gange. Viele Aufgaben und noch zu klärende Fragen kamen auf uns zu. Unter anderem eine organisatorische Hürde: Aufgrund einer Terminkollision bei Herrn Dr. Lieb, der leider nur noch für die erste Stunde zur Verfügung stand, haben wir sicherheitshalber um den weiteren Kandidaten der FDP, Frank Maiwald, gebeten. Klappt! Er wird am ersten Termin im August teilnehmen.
Aus München bekamen wir Unterstützung von unserem Vorstandsvorsitzenden Andreas Lutz, der unsere Regionalaktivität nochmal in den großen Verteiler gegeben hat, damit auch Interessierte aus anderen Regionen auf unser neues Format aufmerksam werden. Dazu kam noch ein Newsbeitrag auf der Website. Vielen Dank für den Support!
Der erste Termin am 31. August
Der Tag der Wahrheit. Nach einem Vorabcheck und anfänglichen technischen Schwierigkeiten, ging dann doch alles gut und wir konnten starten. Mikael begann mit einer Umfrage zu den Themenpräferenzen aus den Wahlprüfsteinen für den Talk. Damit war die Liste schon mal eingeengt.
Ein Blick auf den Chat – die VGSD Community ist noch schüchtern und zurückhaltend. Erst in der zweiten Hälfte trauten sich Einzelne aus der Deckung, erzählten von ihren persönlichen Erfahrungen und wo der Schuh drückt: Der Staat als Auftraggeber zahlt schlecht. Bei den Sätzen kann man die Beiträge zur Sozialversicherung nicht erwirtschaften, dabei sind diese doch eh schon höher als bei Arbeitnehmern.
Nach zwei Stunden fragte Mikael in einer Schlussrunde die Politiker und Politikerinnen, was sie aus dem Call mitnehmen werden. Herr Cezanne berichtete, dass sich seine Wahrnehmung von der Selbstständigkeit erweitert hat und will die Erkenntnisse mit in die Fraktion nehmen. Auch die Dame und die weiteren Herren haben neue Einsichten gewonnen und bieten über die Wahl hinaus Gesprächsbereitschaft an.
Der zweite Termin im September
Es geht in Runde zwei und erneut wartete eine kleine Startschwierigkeit auf uns: Nachdem Dr. Lieb nachmittags schrieb, er könne nur noch für die ersten 30 Minuten, passten wir den Ablauf kurzer Hand an und eröffneten den Talk mit ausgewählten Fragen für Herrn Lieb, um die Zeit zu nutzen.
Unsere Teilnehmer waren heute deutlich aufgeschlossener und haben reichlich diskutiert. Dem Anschein nach hatten gerade die Selbstständigen im Bereich IT und Projektarbeit einiges am Thema "Statusfeststellungsverfahren" und den Kriterien zu beanstanden.
Die Vertreter von Volt und den Freien Wählern sind ebenfalls selbstständig bzw. unternehmerisch tätig. Frau Rössler bringt es in einem Satz auf den Punkt: "Politiker haben keine Ahnung von Unternehmen". Die Teilnehmer diskutierten mit den Politikern über die Wahlprüfsteine und Mikael freute sich über die vielen Wortmeldungen.
Nach zwei Stunden intensiver Diskussion bietet Armand Zorn von der SPD weitere Gesprächsbereitschaft an. Wir haben ihn bereits zu unserem virtuellen Frühstück im November eingeladen, wenn Sergej (VGSD-Mitglied) von seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Statusfeststellungsverfahren berichtet. Hier kannst du dich bereits jetzt schon dafür anmelden!
Fazit
Erschöpft, aber zufrieden, lassen Mikael und ich die Talks nochmal Revue passieren: Durch den Austausch konnten die Politikerinnen und Politiker unseren Verband kennenlernen und aus der Diskussion einen neuen Blickwinkel auf die Selbstständigkeit gewinnen. Allseits wurde Gesprächsbereitschaft, auch über die Bundestagswahl hinaus, geäußert.
Aufgrund des Erfolgs, wollen wir das Format für künftige Wahlen, die das Rhein–Main Gebiet betreffen, weiterführen.
Nachtrag der Wahlergebnisse: Gratulation an die Volksvertreter!
Von unseren Gesprächspartnern haben es letztendlich drei in den Bundestag geschafft. Den Wahlkreis 182 hat Armand Zorn von der SPD vor Axel Kaufmann von der CDU gewonnen.
Die FDP hat in beiden Frankfurter Wahlkreisen 11% der Direktmandatsstimmen und rund 15% der Zweitstimmen gewonnen. Über die Landesliste wird Dr. Thorsten Lieb dem neuen deutschen Bundestag angehören.
Die Grünen haben dagegen den zweiten Frankfurter Wahlkreis mit ihrem Kandidaten Omid Nouripour gewonnen. Über die Landesliste ist auch unsere Gesprächspartnerin Deborah Düring in den deutschen Bundestag eingezogen.
Sollte es zur Ampel-Koalition im Bund kommen, so haben wir in jeder der drei Parteien eine Direktkandidatin oder -kandidaten im Talk gehabt und freuen uns darauf, den Dialog fortzuführen.
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