Sechs der neun Millionen privat Krankenversicherten drohen laut einem FAZ-Bericht nächstes Jahr Beitragserhöhungen von 10 Prozent und mehr. Grund sind die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt.
Private Krankenversicherungen (PKV) ähneln zumindest teilweise einem Sparplan: in jungen Jahren zahlen die gesunden Mitglieder mehr als nötig ein. Die überschüssigen Gelder werden angelegt, wodurch die Beiträge im Alter geringer ausfallen als die tatsächlichen Ausgaben. Ob diese Altersrückstellungen ausreichen, hängt von der Entwicklung der Gesundheitsausgaben ab und vor allem auch vom Kapitalmarkt: Wenn man langfristig statt mit vier nur mit zwei oder drei Prozent Rendite rechnen kann, erhöhen sich die heute zu zahlenden Beiträge dramatisch.
Vorschriften zur Beitragsberechnung führen zu stoßweisen Beitragserhöhungen und damit zu Aufschrei unter Versicherten
Ausgelöst wird die Neuberechnung der Beiträge jedes mal, wenn die Ausgabensteigerungen für Gesundheitsleistungen einen bestimmten Schwellenwert (5% oder häufiger 10%) übersteigen. Das war 2016 bei vielen Tarifen der Fall, weshalb die privaten Krankenversicherer nun die höheren Gesundheitskosten, aber auch den niedrigeren Rechnungszins einpreisen müssen. Die Folge: Kräftige Beitragserhöhungen. Ohne die Auswirkungen der Niedrigzinsen wäre die PKV-Beitragsentwicklung unauffällig – sagen PKV-Vertreter.
Die PKV-Unternehmen würden ihre Beiträge lieber häufiger neu berechnen und in kleineren Schritten erhöhen. Unionspolitiker würden ihnen dies laut FAZ gerne ermöglichen. Dies blockiert aber die SPD, die laut Süddeutsche Zeitung „aus dem Ärger vieler Kunden über die PKV politisches Kapital schlagen will.“ n-tv zitiert SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach: „Wir sind nicht die Knechte der PKV-Lobby, diese Zeiten sind vorbei.“ Es mache die SPD unglaubwürdig, wenn sie für eine Bürgerversicherung werbe und andererseits „Rettungspakete für die Privatversicherung schnüre“, zitiert der Fernsehsender Lauterbach weiter.
Jetzt mitzeichnen: Mit unserer Petition setzen wir uns für faire Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge ein. Es ist nicht einzusehen, dass Selbstständige deutlich mehr zahlen als Arbeitgeber und -nehmer zusammen. Eine Gesetzesverschärfung zum 1.1.18 macht eine Reform noch dringlicher.
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