Zu unserem ersten bundesweiten Netzwerktreffen kamen am Donnerstag und Freitag letzter Woche mehr als 150 Vereinsmitglieder nach Frankfurt. Warum es nicht nur für uns, sondern auch viele Mitglieder eine Premiere war, worum es inhaltlich ging und welche ganz besondere Atmosphäre von Anfang an herrschte.
Am Donnerstag, 2. März 2023 um 18 Uhr begann unser großes Event im "Lorsbacher Thal", einer urigen Äppelwoi-Kneipe in der Großen Rittergasse, mitten im Frankfurter Ausgehviertel Sachsenhausen. Zunächst konnten wir kaum glauben, dass die 150 angemeldeten Gäste in diesen Raum reinpassen würden, glücklicherweise ging es aber in dem L-förmigen Lokal noch "ums Eck" weiter, wo sich weitere gut zehn Tische befanden. Die nächste Herausforderung bestand darin, ohne Mikrofon und Lautsprecher zu den Gästen in beiden Räumen so zu sprechen, dass sie es auch hören konnten.
Angeregte Unterhaltungen - eingeheizt von Silke und Jonas
Die VGSD-Vorstände Silke und Jonas zeigten nicht nur wie das geht, sondern auch wie man gekonnt die Stimmung anheizt. Jonas hatte sich ein sehr einfaches, aber hochwirksames Instrument überlegt, wie man an diesem Abend mit möglichst vielen anderen Teilnehmer/innen ins Gespräch kommen konnte: Die zur Restaurant-Innenseite Sitzenden durften nach den (drei) Vorspeisen und dem Hauptgericht jeweils einmal rotieren und sich einen anderen Tisch mit neuen Gesprächspartner/innen suchen.
Durch diese Rotation und die enthemmende Wirkung des Äppelwois kamen die Gäste so intensiv miteinander ins Gespräch, dass die mitgebrachten Apple-Watches immer wieder Alarm wegen der Lautstärke schlugen. Die gemeinsame Mitgliedschaft im VGSD bzw. in der ISDV (der Interessengemeinschaft selbstständiger Dienstleister/innen in der Veranstaltungswirtschaft), mit der wir das Event zusammen organisiert haben, sorgte ohnehin für viele gemeinsamen Interessen und Gesprächsthemen.
Das erste Event dieser Art seit der Corona-Krise und das erste bundesweite VGSD-Treffen
Für viele Teilnehmer/innen war das Event das erste dieser Art seit Beginn der Corona-Krise – die letzten größeren Beschränkungen waren erst am Tag zuvor abgeschafft worden. Wir erhielten von den Anwesenden, die ein solches Zusammensein sehr vermisst hatten, viel Lob. Vor einem Jahr, zu dem Zeitpunkt, als wir die Netzwerktage ursprünglich durchführen hatten wollen, wäre ein solches Zusammentreffen unmöglich gewesen.
Die Zufriedenheit mit dem Event, aber auch dem guten Essen und tollen Service, drückte sich nicht zuletzt darin aus, dass die Besucher den am Ausgang aufgestellten Bembel, also Weinkrug, mit viel Trinkgeld füllten. Bei unseren Gastgeber/innen vom Lorsbacher Thal sind wir Selbstständigen also jederzeit wieder willkommen.
Mehr Platz hatten wir dann am Freitag im nur wenige Meter vom Restaurant, direkt am Main gelegenen "Haus der Jugend". Neben dem "großen Saal", in dem die Veranstaltung begann und endete, hatten wir neun weitere Räume gebucht und mit Begriffen wie "Erfolg", "Fairness" und Kooperation" benannt.
Zwei mitreißende Keynotes
Vor der Gruppenarbeit standen zwei mitreißende Keynote-Vorträge von Keren Pickard und Claudia Kimich, mit denen die beiden Power-Frauen ihr Publikum begeisterten. Keren gab mit "Auf geht's! Wir werden gebraucht – wie wir Selbstständigen die Gesellschaft verändern können" den Teilnehmern Mut und Selbstbewusstsein.
Claudia Kimich erklärte, wie man "Sich verkaufen ohne zu nerven" kann und verdeutlichte die Vorgehensweise humorvoll, aber auch provokativ an überzeugenden Beispielen. Beide, Keren und Claudia sind Meisterinnen darin, ihre Botschaft mit knackigen Sätzen auf den Punkt zu bringen. Einige davon haben uns so beeindruckt, dass wir sie schon in den nächsten Tagen auf Social-Media-Kacheln bannen und über Insta & Co. mit euch teilen werden.
Frauen-Power auch bei den Sessions
Die im VGSD bestehende Frauen-Power zeigte sich auch bei den direkt im Anschluss an die Keynotes eingeteilten Barcamp-Themen, denn drei Viertel der Session-Gebenden waren weibliche Mitglieder (unter den Anwesenden machten die Frauen 54 Prozent aus)! Es herrschte kein Mangel an Angeboten, so dass die Teilnehmer die Qual der Wahl zwischen mehr als 30 Sessions hatten.
Die Mitglieder waren aus ganz Deutschland zum Netzwerktreffen gekommen, die weiteste Anreise aber hatte Doris Schuppe hinter sich. Sie betreibt einen Coworking-Space auf Mallorca und moderierte das Barcamp, das den Hauptteil des Programms am Freitag ausmachte. Zunächst ließ Doris die für das Anhören der Keynotes im "großen Saal" aufgestellten Stühle zur Seite räumen. Sie stellte den Anwesenden verschiedene Fragen und ließ sie sich entsprechend ihrer Antwort im Raum aufstellen: Woher kommen sie, wie lange sind sie schon selbstständig, wie viele Mitarbeiter beschäftigen sie, sind sie zum ersten Mal auf einem Barcamp?
Für viele das erste physische Verbandstreffen, an dem sie teilnahmen
Dabei zeigte sich, dass es für einen großen Teil der Anwesenden eine Premiere war: Das erste VGSD-Treffen, an dem sie physisch teilnahmen! Viele von ihnen haben keine Regionalgruppe in der Nähe oder haben an deren Treffen während der Corona-Zeit nur online teilnehmen können. Genau für sie hatten wir die Veranstaltung organisiert: Um andere Mitglieder, noch dazu aus dem ganzen Bundesgebiet, kennenlernen zu können, auch wenn man selbst nicht im Einzugsbereich einer Regionalgruppe wohnt.
Der Weg zum Sessionplan
Außerdem erwies sich, dass viele Besucher noch keine oder wenig Barcamp-Erfahrung hatten. Doris ermutigte sie, auch ohne Barcamp-Praxis eine eigene Session anzubieten und entsprechend lang war die Schlange der Sessionsanbieter/innen: Sie stellten ihr Thema auf der Bühne kurz vor und abhängig von der Zahl der Meldungen unter den Zuschauern erhielten sie von Claudia einen Platz in einem der kleineren und größeren Räume zugeteilt. Nach der Einteilung der Themen drängten sich dann viele Mitglieder vor dem großen, zwei Pinnwände füllenden Sessionplan, um diesen zu fotografieren und eine der neun parallel laufenden Sessions auszuwählen.
Für die auf das Mittagessen folgende zweite bis vierte Runde konnten die Teilnehmer ihr Thema dann bereits bequem auf ihrem Handy oder Tablet auswählen. Doris hatte nämlich mittlerweile auf einer Website Themen, Zeiten und Räume eingegeben. Unter demselben Link standen auch unmittelbar nach der Veranstaltung bereits Fotos der Flipcharts zum Zugriff bereit:
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Breites Themenspektrum
Das Themenspektrum war riesig und beantwortete eine Vielzahl von Fragen:
- Was kann man in Bezug auf Corona-Rückforderungen tun?
- Wie lässt sich Schimmelbildung in Büro- und anderen Räumen vermeiden?
- Welche Bank ist die richtige für eine Unternehmensfinanzierung?
- Wie komme ich gelassen durch die Terminflut und kann trotzdem viel wuppen?
- Wie gewinne ich mit einer klar strukturierten Website in Krisenzeiten Kunden?
- Wie organisiere ich meine Altersvorsorge in Eigenregie?
- Wie finde ich Kunden, die zu MIR passen?
- Wie positioniere ich mich als Persönlichkeit mit knackigen Kernbotschaften und erzeuge Resonanz?
- Wie führe ich mit Hingabe?
- Welche Alternativen gibt es zum Sitzen am Schreibtisch? Schließlich ist es meine Lebenszeit und (als Selbstständige/r) auch meine Entscheidung …
- Schlagfertigkeit: Wie reagiere ich mit Witz und Eleganz auf Killerphrasen?
- Wie kann ich mich als Freelancer am besten weiterbilden?
- Wie führe ich gesund?
- Wie entspanne ich mich mit Laughter Dance?
- Wie kann ich ohne PR-Ahnung mit Instagramm die Kundenbindung vertiefen?
- Wie entwickle ich Vision und Strategie, finde einen Mentor und werde zum Unternehmer?
- Wie nutze ich Coworking als Arbeitsort mit Zukunft?
- Wie lasse ich Fehler zu, ermögliche Fortschritt und entwickle mich bewusst zum "Imperfektionisten"?
- Wie müsste Lobbyarbeit aussehen, um die Befugnisse von selbstständigen Buchhalter/innen auszuweiten ?
- Was können wir vom "Geheimnis Amazon" lernen?
- Wie können wir in der Businesswelt mit unserer Persönlichkeit – ehrlich und wahrhaftig – miteinander agieren?
- Wie netzwerke ich professionell?
- Wie muss ein "Elevator Pitch" aussehen, mit dem jede/r von uns Lobbyarbeit für Selbstständigkeit leisten kann?
- Wie schaffe ich es, meine Preise deutlich zu erhöhen?
- Wie kann ich mit Morgen- und Abendroutinen meinen Erfolg steigern?
- Was braucht es, um einen "VGSD-Tag für dich und dein Business" zu organisieren?
- Wie kann ich mit "Hab8" ein Leben lang selbstgesteuert lernen?
- Wie gewinne ich mit Kaltakquise neue Kunden?
- Wie kann ich schneller und besser Entscheidungen treffen?
- Was muss ich über LinkedIn wissen?
- Wie funktioniert Künstliche Intelligenz? – Untechnisch erklärt.
Zusätzlich bot unser Münchener Mitglied Cornelia Rüping auch noch eine sehr gut besuchte Meditations-Session in der "Sky Lounge" an, die einen weiten Blick über Frankfurt ermöglichte (wenn man gerade nicht die Augen geschlossen hatte).
Herausforderung in der Mittagspause
Unterbrochen wurden die Sessions durch Pausen mit Kaffee, Tee und Getränken, Kuchen und Snacks. Und natürlich dem dreigängigen Mittagessen. Sowohl das Salatbuffet mit der Balsamico-Sauce als auch die Spaghetti in Fleisch- und veganer Variante stellten die Teilnehmer/innen und ganz besonders Menschen mit einem weißen Hemd vor Herausforderungen. (Mir ist es durch mehrere Servietten und zeitlupenartige Bewegungen beim Essen gelungen, gleichzeitig zuzuhören, zu reden und fleckenfrei zu essen, was ich aber schon als besonderen Glücksfall werte!).
Alle Sessions hatten ein hohes inhaltliches Niveau. Man merkte, dass viele Mitglieder als Trainer, Berater, Coach oder auch einfach Expert/innen unterwegs sind und es gewohnt sind, ständig auf Augenhöhe mit ihren Kunden und Kollegen zu kommunizieren und ihr Wissen zu teilen.
Ganz besondere Atmosphäre
Beispielhaft für die Atmosphäre auf dem Barcamp war für mich (Andreas Lutz) die von Keren moderierte Session "Kein Fortschritt ohne Fehler: Imperfectionists rock". Nach wenigen einführenden Bemerkungen teilte sie mehrere Arbeitsgruppen mit jeweils rund sechs Teilnehmer/innen ein und bat sie, jeweils über ihren größten geschäftlichen Fehler zu berichten. Das taten die Teilnehmer/innen ohne zu zögern und gaben sich gegenseitig wertschätzendes Feedback. Als Teilnehmer hat es mich sehr bewegt, welche Nähe und vertrauensvolle Atmosphäre hier zum Ausdruck kam. Das war großartig und typisch für dieses Event. Jeder wurde so genommen, wie er oder sie ist – ohne sich verstellen zu müssen. Ein Gefühl wie sonst nur im Kreis alter Freunde.
Als Veranstalter bekamen wir so viel Lob von den Teilnehmern, dass wir noch immer ganz begeistert und "geflasht" sind. Die Teilnehmer begegneten sich unabhängig von Herkunft und Einkommensverhältnissen auf Augenhöhe, brachten sich Vertrauen und Offenheit entgegen, kamen ohne Anlaufzeit über Gott und die Welt miteinander ins Gespräch. Es war wirklich beglückend, das mitzuerleben und immer wieder auch rückgemeldet zu bekommen.
So geht es weiter
Entsprechend ermutigt sind wir als Organisatoren (auch durch zahlreiche entsprechende Aufforderungen), ein solches bundesweites Treffen zu wiederholen. Sobald alle Team-Mitglieder wieder ausgeruht und fit sind, werden wir den Erfolg noch einmal feiern und besprechen, was wir gut gemacht haben und was wir nächstes Mal noch besser machen können. Sicher ist aber: Das waren nicht die letzten VGSD-Netzwerktage!
Danke an dieser Stelle noch einmal an das Organisationsteam mit Julia, Doris, Jonas und Marcus sowie an alle, die vorab sowie in Frankfurt mitgeholfen haben, ganz besonders an die Raumpatinnen Nina, Nadine, Jana und Charly, an die Fotografen Andreas und Marc, unseren Videografen Marc sowie Tontechniker Marc (ja, die heißen tatsächlich alle so)! Danke an Doris für die Moderation, an unsere Keynote-Speakerinnen Claudia und Keren, an Ralf als Tippgeber aus Frankfurt und an Silke sowie Jonas als Einheizer. Und danke an alle Teilnehmer/innen: Ihr seid die besten Mitglieder, die man nur haben kann!
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