Nicht nur Solo-Selbstständige fühlen sich von der Politik nicht respektiert, selbst den "Unicorns" geht es mehrheitlich so. Das hat gravierende Auswirkungen auf den Standort Deutschland.
Ein Unicorn (deutsch: "Einhorn") ist ein Start-up, das eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro (außerhalb Europas: mehr als eine Milliarde Dollar) erreicht hat, ohne bisher an die Börse gegangen zu sein (Wikipedia).
17 von 27 deutschen Einhörnern befragt
Aktuell gibt es 27 deutsche Unicorns. Der IT-Branchenverband Bitkom hat 17 Gründer/innen dieser Start-ups befragen können, die noch im Management aktiv sind. Die Ergebnisse wurden im Januar 2025 veröffentlicht.
Offensichtlich geht es selbst einigen dieser überaus erfolgreichen Unternehmen nicht anders als Solo- und Kleinstunternehmer/innen, von denen sich 36 bzw. 51 Prozent von der Politik wenig oder nicht respektiert fühlen. Bei den Unicorn-Gründer/innen waren es 37 Prozent, die sagten, dass sie keine Wertschätzung wahrnehmen. Respektiert fühlte sich weniger als die Hälfte von ihnen (41 Prozent).
Nicht einmal jeder zweite würde wieder in Deutschland gründen
Die Folgen für den Standort Deutschland: Nur 47 Prozent der Befragten würden aktuell wieder in Deutschland gründen. Knapp ein Viertel (24 Prozent) würden sich für die USA, 12 Prozent für ein anderes EU-Land und ebenfalls 12 Prozent für ein anderes Land entscheiden. Zugleich erwartete nicht einmal ein Drittel (29 Prozent), dass Deutschland in den nächsten 12 Monaten ein attraktiverer Standort für Tech-Unternehmen wird als heute, 59 Prozent schließen das eher aus, 12 Prozent sogar ganz.
Um Deutschland wieder attraktiver zu machen, müsste, so die erfolgreichen Gründer/innen, vor allem ein umfassender Bürokratieabbau stattfinden (76 Prozent). Im Detail unterscheiden sich die Wünsche der Unicorns allerdings von denen "normaler" Selbstständiger: Für sie steht der Eintritt in andere europäische Märkte, der Zugang zu Fachkräften und die Versorgung mit Wachstumskapital im Vordergrund. 41 Prozent wünschen sich deshalb eine weitere Harmonisierung des EU-Binnenmarktes, jeweils 35 Prozent komplett digitalisierte Visa-Verfahren und einen besseren Zugang zu institutionellem Wachstumskapital in Deutschland.
Aufhorchen, wenn Berufsoptimisten zu Pessimisten werden
"Gründerinnen und Gründer sind Berufsoptimisten, ihre kritischen Einschätzungen zum Startup-Standort Deutschland muss aufhorchen lassen", kommentiert Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Sie "rufen nicht nach Subventionen, sie wollen Freiraum für die Umsetzung ihrer Ideen." Darin decken sich die Wünsche der Einhörner mit denen der Solo- und Kleinstunternehmer/innen. Hoffentlich gelingt es der neuen Regierung, Schritte in Richtung mehr Freiraum für Ideen zu gehen!
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