Von der Nebenjobberin zur Atelierbesitzerin: Schon früh fing Jacqui Bittel-Muckenthaler an, hart für ihren Traum zu arbeiten. Heute unterrichtet sie erfolgreich Kunst in ihrem Atelier in München, bietet Mappenvorbereitungskurse für werdende Kunststudenten und verkauft ihre eigenen Werke. Und am liebsten würde sie nie damit aufhören.
"Eigentlich arbeite ich schon seit meiner Jugend: Mit Nachhilfestunden, Aushilfsjobs und Studentenjobs habe ich mir mein Studium finanziert. Ich habe auch in einem zahntechnischen Labor gearbeitet, wo ich Gipsmodelle hergestellt habe, das hat mein handwerkliches Geschick gefördert. Eigentlich dienten diese Jobs alle einem Zweck: Ich wollte mein Leben als selbstständige Kunstpädagogin finanzieren. Tatsächlich entwickelte sich meine Lehrtätigkeit so gut, dass ich seit meinem Studium an Universitäten und Volkshochschulen unterrichtete.
Ein eigenes Atelier
Inzwischen bin ich stolze Besitzerin eines Ateliers in München und habe mir damit einen großen Traum erfüllt. Hier unterrichte ich gemeinsam mit anderen Kunstpädagogen und Kommunikationsdesignern, Kunststudent/innen und interessierte Laien. Ich biete Mappenvorbereitungskurse an, in welchen meine Schüler/innen ihre Bewerbungen für Kunsthochschulen erstellen. Mein Kurs hat sich inzwischen gut etabliert und meine Fähigkeiten sind mit jeder Unterrichtsstunde gewachsen.
Ich arbeite immer noch 30 Stunden und habe meine Arbeitszeit bisher nicht reduziert. Die 30 Stunden im Atelier lassen mir noch genügend Raum und Zeit für meine eigene Kunst, das ist mir sehr wichtig. Und sie hat in gewisser Weise meine Altersvorsorge finanziert. Denn ich hatte das große Glück, die Anfänge des Internets miterleben zu dürfen. Damals habe ich Ebay für mich entdeckt und dort über tausend selbstgemalte Bilder von mir verkauft. Mit dem Erlös konnte ich eine Eigentumswohnung abbezahlen, die ich dann im Laufe der Jahre mit dem Geld, das ich durch den Unterricht verdiente, abbezahlen konnte.
Durch meine Lehrtätigkeit habe ich Anspruch auf eine kleine gesetzliche Rente, die habe ich aber noch nicht in Anspruch genommen. Zusammen mit der Miete aus meiner Eigentumswohnung bin ich optimistisch, was meine Altersvorsorge angeht. Ich bin sehr froh, dass ich kaum in die Rentenkasse eingezahlt, sondern privat investiert habe. Das habe ich in Sachen Altersvorsorge auf jeden Fall richtig gemacht. Meine Befürchtung ist, dass viele Menschen im Alter in die Armut abrutschen, weil sie nicht selbst vorgesorgt haben - oder es nicht konnten.
Stets aktiv und kreativ
Ich würde sagen, ich werde mit den Jahren entspannter. Ich kann auch mal nein sagen, ohne dass ich mich danach schlecht fühle. Jetzt kommt mir zugute, dass ich schon in jungen Jahren auf eine gesunde Lebensweise geachtet habe. Ich ernähre mich vegan, treibe viel Sport und bin kreativ - das hält mich körperlich und geistig fit. Wenn ich mal nicht male oder arbeite, dann kümmere ich mich um meinen Garten, mache Yoga oder gehe in die Natur - am liebsten mit meinen Freund/innen und meinem Fahrrad bewaffnet. Vor allem aber bleibe ich auch neben der Arbeit kreativ: Ob Töpfern, Kochen, Lesen oder Museumsbesuche - mir wird nie langweilig.
Ein Job mit Sinn
Ich liebe meine Arbeit und möchte meinen Traumberuf so lange wie möglich ausüben. Auch wenn ich schon merke, dass mir zum Beispiel das viele Stehen körperlich mehr zusetzt. Weil die meisten meiner Kursteilnehmer/innen erst nach ihrer Arbeit zu mir ins Atelier kommen, arbeite ich hauptsächlich am Abend. Das fällt mir schon etwas schwerer.
Aber die Tatsache, dass ich junge Menschen auf dem Weg zu ihrem Traumberuf begleiten und unterstützen kann, gibt mir viel Kraft. Außerdem geben mir meine Teilnehmer/innen viel sozialen Halt und ermöglichen mir spannende Gespräche - denn sie sind allesamt interessant und inspirierend. Meine Arbeit macht einen großen Teil meines Lebensglücks aus, weil sie mir so viel Sinn gibt. Und für dieses Gefühl war mir jeder nervige Minijob die Mühe wert."
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