Brigitte Jülich trotzte in jungen Jahren einem Schlaganfall: Sie hat das Abitur nachgeholt, Sozialpädagogik studiert und ist seit 40 Jahren selbstständig. Auch mit über 60 Jahren ist sie nach wie vor leidenschaftlich bei der Arbeit. An Aufhören denkt sie nicht.
Kein leichter Start
"Ich heiße Brigitte und komme ursprünglich aus Gelsenkirchen. Damals bin ich zunächst ohne Abitur ins Berufsleben gestartet und arbeitete als Zahnarzthelferin. Mit 20 Jahren entschied ich mich, das Abitur nachzuholen. Doch wie es das Leben so will, läuft selten etwas nach Plan. Kurz vor den Prüfungen erlitt ich einen Schlaganfall. Ein herber Einschnitt in mein Leben, der mich jedoch nicht davon abhalten sollte, meine Träume zu verwirklichen. Ich ließ mich nicht entmutigen, holte ein Jahr später mein Abitur nach und studierte daraufhin in Dortmund Sozialpädagogik.
Der Schritt in die Selbstständigkeit
Während meines Studiums entdeckte ich meine Leidenschaft für die Psychologie. Nach verschiedenen Stationen in der Erziehungsberatung und Psychiatrie wagte ich 1985 den Schritt in die Selbstständigkeit. Als Mut-Coach gründete ich eine Praxis und bot zunächst Rollenspielgruppen an. Später erweiterte ich mein Angebot um körpertherapeutische Ansätze und Einzelcoachings.
Lebensfreude und Kritik am Rentensystem
Ich kann zum Glück von mir behaupten, dass meine Altersvorsorge solide ist und ausreicht. Doch meine kritische Haltung gegenüber dem Rentensystem bleibt: In meinem Alter arbeiten genügend Menschen nicht wie ich aus Leidenschaft, sondern aus finanzieller Not. Ich würde wirklich jedem empfehlen, sich früh mit der Altersvorsorge auseinanderzusetzen, um finanzielle Sorgen im Alter zu vermeiden.
Ich habe trotz ausreichender Vorsorge nicht vor, vollständig mit der Arbeit aufzuhören. Ja, ich arbeite mittlerweile etwas weniger. Aber meine Tätigkeit in der Praxis bereitet mir immer noch unfassbar viel Freunde. Besonders gerne unterstütze ich Frauen, die ihr Leben neu gestalten wollen. Und dann gibt es auch hinter den Kulissen viel zu tun: Weiterbildungen, Website-Gestaltung, Blogbeiträge – meine To-do-Liste ist eigentlich immer gut gefüllt.
Aufgrund meiner reduzierten Arbeitszeit habe ich mehr Zeit für meine Interessen als früher. Ich koche, backe und mache Sport, unternehme und reise viel. Mittlerweile habe ich Klosterreisen für mich entdeckt. Ehrenamtlich engagiere ich mich bei den Lions in Dortmund, ein Club, der sich aktiv gegen soziale Probleme und für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen einsetzt. Bald werde ich die Präsidentin unseres Clubs sein. Darauf freue ich mich schon sehr.
Mutig bleiben, auch im Alter!
Spannende Doppelkopfspiele, Opern und duftende Rosen geben meinem Leben zusätzlich Farbe. Dass ich älter werden, macht mir keine Angst: Ich würde von mir behaupten, dass ich selbstbestimmt, erfüllt und gleichzeitig kritisch denke. Rückschläge und Einschnitte wird es immer geben. Doch das hat mich mit 20 Jahren nicht aufgehalten, also werde ich damit jetzt auch nicht anfangen. Fit im Kopf zu bleiben, das schafft jeder. Ich bin aktiv und lebensfroh. Daran werde ich so schnell nichts ändern."
Du möchtest Kommentare bearbeiten, voten und über Antworten benachrichtigt werden?
Jetzt kostenlos Community-Mitglied werden