Ein eigenes Buch und finanzielle Unabhängigkeit im Alter – Roland Müller, 68, beweist, dass Träume wahr werden können. Gute Vorbereitung macht das Alter bei ihm zur Nebensache. Wie klappt das?
"Ich heiße Roland Müller und bin 68 Jahre alt. Ins Berufsleben eingestiegen bin ich im März 1979. Nach fast zwanzig Jahren als fest angestellter Texter und Kreativdirektor in der klassischen Werbung arbeitete ich weitere 20 Jahre als Selbstständiger in der B2B- und Finanzkommunikation. Der Beginn meiner Selbstständigkeit datiert auf den 1. Januar 2000 – ein bewusst gewähltes und magisches Datum. Meine Tätigkeiten umfassten vor allem das Konzipieren und Verfassen von Geschäftsberichten für börsennotierte Unternehmen.
Gut vorgesorgt für neue Wagnisse
Seit November 2022 beziehe ich Rente. Durch das Abschließen einer privaten Zusatzrente sowie den Aufbau eines Kapitalanlage-Portfolios habe ich ausreichend vorgesorgt: In Summe darf ich mich heute als finanziell autark bezeichnen und kann nur jedem Selbstständigen empfehlen, frühzeitig etwa in Form eines ETF-Sparplans in die eigene Altersabsicherung zu investieren. Oder wenn dies aufgrund des Cashflows machbar ist: auch während der Selbstständigkeit weiter in die Rentenkasse einzuzahlen.
Den Renteneintritt vor Augen habe ich meine dritte berufliche Lebensphase vorbereitet und erfolgreich begonnen. Sie ist zweigeteilt: Einerseits arbeite ich sporadisch im Sektor Finanzkommunikation weiter und nehme hin und wieder Aufträge an, die mir Spaß bereiten. Und nur diese! Was bedeutet, dass ich für ein, zwei liebgewonnene Kunden textlich und konzeptionell den alljährlichen Geschäftsbericht betreue. Wobei mein Alter als Ausweis meiner beruflichen Erfahrung wahrgenommen wird, also ganz anders als in der klassischen Werbung! Andererseits – und das ist das neue Hauptgewicht meiner beruflichen Aktivitäten – habe ich nach ausgiebiger Vorbereitung den Sprung in eine Schriftstellerkarriere betrieben und vollzogen.
Eine eiskalte Mission - eigene Bücher beim Aufbau-Verlag
Ich konnte einen renommierten Literaturagenten für meine Projekte begeistern, der wiederum in der Lage war, diese im Rahmen eines Zwei-Bücher-Vertrags an einen großen Publikumsverlag zu vermitteln: Am 13. August erschien mit EISRAUSCH mein erster im abtauenden Eis der Arktis spielender Climate-Fiction-Thriller als Aufbau Taschenbuch bei den Aufbauverlagen Berlin, sowie zeitgleich als Hörbuch und E-Book. Der Folgeband soll 2025 erscheinen. Weitere Projekte sind in Arbeit. In Zukunft möchte ich mindestens einen Roman pro Jahr veröffentlichen. Für wie lange? Um es dramatisch zu formulieren: bis zu meinem letzten Atemzug.
Mein Motiv, bis zum Lebensende zu arbeiten? Das ist einfach zu beantworten: Ich liebe, was ich tue. Und ich liebe den Flow, in den mich das Schreiben bringt. Ich fühle mich in einer Weise frei, wie ich es mir kaum hätte vorstellen können. Meinen Lebensabend mit Freizeittätigkeiten zu füllen, war und ist mir eine Horrorvorstellung. Vielleicht können das ja andere Selbstständige nachvollziehen?
Anerkennung und Balance
Interessanterweise stellte mein fortgeschrittenes Lebensalter kein Hindernis dar, um im Verlags- und Buchgeschäft zu reüssieren. Eine durchaus verblüffende Erfahrung für einen älteren Herren, der aus dem jungen Werbegeschäft kommt.
Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit ergibt sich allein daraus, dass ich das, was ich beruflich tue, nicht als Arbeit empfinde, sondern als Vergnügen und freie Entscheidung. Insofern trägt meine Arbeit (die ich nicht als solche empfinde) neben einem erfüllenden Privatleben eine Menge zu dem bei, was man als Lebensglück oder Lebenszufriedenheit bezeichnen könnte."
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