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Lesetipp Wie lebst und arbeitest du als Selbstständiger mit über 60 Jahren? Rainer Flohr, 62: "Wieso sollte man aufhören?"

Rainer Flohr, Personal- und Orientierungscoach, bleibt unter anderem in Sachen Digitalisierung am Ball, um weiterhin junge Klientinnen und Klienten adäquat fördern zu können

Seit drei Jahren reduziert der 62-jährige Rainer Flohr aus Weinheim seine wöchentliche Arbeitszeit – investiert aber gleichzeitig weiterhin in seine persönliche Fortbildung, in seine Altersvorsorge und darin, auf Reisen und auch sonst immer wieder Neues zu entdecken und zu erleben. Der Personal- und Orientierungscoach arbeitet mit größter Leidenschaft, viel Erfahrung und geht davon aus, nie damit aufzuhören. Warum auch? Für unsere Reihe "Wie lebst und arbeitest du als Selbstständige/r mit über 60 Jahren?" berichtet er über sein aktuelles Leben und Arbeiten.

Von der Logistik-Führungsposition zum selbstständigen Orientierungscoach

"Ich bin 62 Jahre alt und habe mich vor 22 Jahren als Personal- und Orientierungscoach selbstständig gemacht. Vorher habe ich in unterschiedlichen Stationen angestellt gearbeitet, in Führungspositionen in der Logistik mit umfangreicher Führungsverantwortung und davor viele Jahre im Vertrieb bis hin zur Position Vertriebsleitung.

Eine Rente beziehe ich noch nicht, ich zahle nach wie vor in drei verschiedene Vorsorgebausteine ein. Meine Altersvorsorge wird ausreichen, aber es könnte mehr sein. Das ist aber nicht tragisch, denn ich werde sowieso nicht aufhören zu arbeiten und somit Geld zu verdienen. Seit drei Jahren reduziere ich allerdings meine Arbeitszeit auf inzwischen zwei bis drei Tage pro Woche; das plane ich in dieser Form beizubehalten. 

Weniger, aber kontinuierliche Arbeit

Inhaltlich ändert sich in meinem Beruf wenig: Ich begleite weiterhin Menschen in Veränderungsprozessen sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext. Durch die Weiterqualifizierungen die letzten Jahre im Bereich ILP (Integrierte Lösungsorientierte Psychologie) bin ich nun zusätzlich in der Lage, Privatpersonen mit ILP-Kurzzeittherapien in verschiedenen Themenbereichen zu helfen. Demnächst kommen vereinzelt Webinare und/oder auch Präsenz-Seminare für ganz bestimmte Themenbereiche mit überschaubarer Teilnehmeranzahl dazu. Aus komplexeren Personalprojekten bei Unternehmen vor Ort, in denen ich jahrelang mitgewirkt und mitgestaltet habe, steige ich indes gerade peu à peu aus.

Damit ich hier weiterhin erfolgreich bin und immer besser werde, investiere ich nach wie vor jedes Jahr in Weiterbildung und beschäftige mich mit Fachliteratur. Auch was die fortschreitende Digitalisierung betrifft, ist es notwendig, dass ich am Ball bleibe, damit ich auch jüngere Klienten weiterhin halten und neue dazu gewinnen kann. Das ist fordernd für mich, aber ich lerne gerne ständig dazu.

Der Spaß an der Arbeit wuchs mit beruflichen Erfolgen

Zu Gute kommt mir in meinem Alter, dass ich über die Jahre einen gewissen "Weisheitsstatus", Menschenkenntnis und wirklich viel Erfahrung erlangt habe.  Es ist bereichernd für mich und meine Kunden, dass ich dies in meiner Arbeit weitergeben kann.

Das macht mich glücklich und gibt mir Selbstbestätigung. Überhaupt steigerte sich der Spaß an der Arbeit mit meinen beruflichen Erfolgen, ich empfinde meinen Beruf als Berufung. Wieso sollte ich aufhören, so lange es beruflich bestens läuft?

Prioritäten sind ideeller Natur

Klar lege ich Wert darauf, als Wohlstandsvoraussetzung genügend zu verdienen. Dennoch spielt das Geld inzwischen eine untergeordnetere Rolle, viele materielle Dinge sind für mich unbedeutender, als sie es früher waren. Meine Prioritäten sind ideeller Natur, es geht mir etwa um eine achtsame und gute Freizeitgestaltung. Und auch hier bin ich entspannter geworden. Es geht mir etwa beim Sport nicht um Aktivitäten, in denen ich in den Wettbewerb mit anderen trete. Es geht mir vielmehr darum, fit und gesund zu bleiben. Dafür mache ich vor allem Fitnesstraining, wofür dasselbe gilt wie in der materiellen Altersvorsorge: Regelmäßigkeit und Kontinuität machen den Unterschied! Ich kümmere mich vier Mal die Woche jeweils eine Stunde um Ausdauertraining und kombiniere es mit leichtem Kraftsport- Achtsamkeit beim Essen ist mir auch wichtig.

Terminplanung für Arbeit und Freizeit

Generell plane ich Termine für die Freizeit ein, genau wie für die Arbeit. Früher habe ich für den Beruf 90 und die Freizeit 10 Prozent reserviert, jetzt ist die Aufteilung 50:50, beides ist gleich wichtig. In der Freizeit lese ich, ich schreibe, mache Gartenarbeit und treffe regelmäßig Freunde und Familie. Manchmal engagiere ich mich am Wohnort ehrenamtlich. Mit meiner Frau mache ich gerne Städtereisen oder Urlaub an der Küste. Unser Anspruch dabei ist, immer etwas Neues kennenzulernen.

Was die Altersvorsorge betrifft, habe ich vieles richtig und manches falsch gemacht. Ich habe in Geld- und Sachwerte investiert, 40:60 Prozent, das hat sich bewährt. Was besser gewesen wäre: Ich hätte viel früher mit dem Sparen anfangen sollen – auch, wenn anfangs keine großen Sprünge möglich gewesen wären. Doch: Kleinvieh macht auch Mist! Meiner Erfahrung nach wäre es wichtiger gewesen, länger einzuzahlen als die höchsten Zinsen mitzunehmen. 

Tipp: Dranbleiben am Sparen!

Mein Tipp lautet also: Lieber mit kleinen, aber regelmäßigen Sparraten anfangen und später Steigerungen oder Zusatz-Bausteine einbauen. Die Kontinuität ist ausschlaggebend.

Generell glaube ich: Wer sich auf den Staat verlässt, ist verlassen. Es wird auf ein Grundsystem mit kleiner Basisversorgung hinauslaufen, der Rest muss selbst vorgesorgt werden. Dafür sollten jedoch gewisse steuerliche Anreize angeboten werden. Es hängt vom Mut der jeweils verantwortlichen Politiker ab, die auch in der Lage sind, Gegenwind  auszuhalten."

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