Wie kann man Menschen unterschiedlichsten Alters dazu motivieren, sich aktiv mit dem trockenen Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen und tatsächlich die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen?
Das war die zentrale Frage, auf die 15 Expert/innen beim Workshop „Altersvorsorge und langfristiges Sparen“ am 21. Juni im Bundesfinanzministerium (BMF) Antworten suchten und die sie intensiv und teilweise kontrovers diskutierten. Neben Vertreter/innen verschiedener Ministerien, gemeinnütziger und zivilgesellschaftlicher Organisationen gab es Teilnehmende aus den Bereichen Bildung, Verbraucherschutz sowie aus der Finanzindustrie. Der VGSD war als einziger Selbstständigen-Verband eingeladen, im Rahmen dieses Workshops gemeinsam umsetzungsorientierte Ideen zu entwickeln.
Dem heutigen Workshop vorangegangen war die Auftaktveranstaltung zum Thema Finanzbildung im Herbst 2023, an der unser Vorstand Andreas Lutz teilgenommen hatte. Seinen Bericht dazu, in dem er auch die Relevanz des Themas für Gründer und Selbstständige darstellt, findest du hier. Damals hatte er eine Arbeitsgruppe zum Thema Altersvorsorge angeregt, an der ich (Vera Dietrich) heute teilnehmen durfte.
Selbstständige haben überwiegend Vertrauen in eigene Pläne zur Alterssicherung, aber das Thema ist komplex
Altersvorsorge und langfristiges Sparen sind Themen, die die gesamte Bevölkerung betreffen: Die angespannte finanzielle Situation der gesetzlichen Rentenversicherung macht inzwischen auch für Angestellte eine ergänzende private Altersvorsorge nötig. Für die nicht pflichtversicherten Selbstständigen ist das Thema jedoch von noch größerer Bedeutung, denn wir organisieren unsere Altersvorsorge zumeist vollständig in eigener Verantwortung. Grundsätzlich scheint dieses hohe Maß an Eigenverantwortung von Vorteil zu sein: nur 53 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber immerhin 62 Prozent aller Selbstständigen in Deutschland haben Vertrauen in die eigenen Pläne zur finanziellen Absicherung im Alter – so die Umfrageergebnisse der OECD, die zu Beginn der Veranstaltung präsentiert wurden.
Dennoch ist der Aufbau einer tragfähigen Altersvorsorge eine langfristige Herausforderung. Sie erfordert Disziplin, Recherchearbeit, Entscheidungsfreude und gute Beratung. Es gibt eine Vielzahl von Altersvorsorgemöglichkeiten und Finanzprodukten mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen und viele versteckte Fallen, wie hohe Verwaltungskosten. Nicht wenige Menschen fühlen sich durch die Komplexität des Themas und den damit verbundenen Zeitaufwand überfordert und dies kann dazu führen, dass der Aufbau einer Altersvorsorge aufgeschoben oder vernachlässigt wird.
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VGSD-Ideen finden Anklang: Master-Mind-Gruppe nicht nur eine Lösung für Selbstständige
Sogenannte Master-Mind-Gruppen zur Altersvorsorge könnten eine gute Unterstützung für Betroffene sein, diese Idee hatte mir Andreas nach Berlin mitgegeben. Darunter versteht man eine Gruppe Gleichgesinnter - in diesem Falle Menschen, die eine Altersvorsorge aufbauen wollen –, die sich regelmäßig (z.B. virtuell) treffen und gegenseitig bei ihrem Ziel unterstützen und motivieren. Die Vorteile sind klar: man profitiert vom Wissen und den Erfahrungen anderer, vermeidet Fehlentscheidungen, behält leichter den Fokus und verfolgt sein Ziel effektiver. Nebenbei wird durch den sozialen Zusammenhalt die Motivation gesteigert und man kann dem trockenen Thema in der Gruppe sogar Spaß abgewinnen.
Als ich den Vorschlag im Workshop einbringe, stößt er auf großes Interesse – und zwar nicht nur für die Gruppe der Selbstständigen. Der Workshop-Leiter überträgt die Idee gleich auch auf Angestellte, die innerhalb der Betriebe entsprechende Gruppen bilden könnten. Ebenfalls Anklang finden die Ideen, KI-Anwendungen beim Thema Altersvorsorge-Planung einzusetzen und unser Vorschlag, Jugendliche frühzeitig durch einen jährlichen Wettbewerb unter Beteiligung von Sponsoren für Finanzthemen zu interessieren – diese Idee wird es zum Schluss sogar ins Abschlussplenum schaffen, wo alle Gruppen ihre Ergebnisse vorstellen.
Denn auch andere Arbeitsgruppen, u.a. zu „Beteiligung am Kapitalmarkt“, „Verantwortungsvolle Kreditnutzung“ oder „Sichere Nutzung digitaler Finanzdienstleistungen“ haben an diesem Tag im BMF diskutiert und Ideen für eine bessere Finanzbildung der Bevölkerung gesammelt. Alle Vorschläge werden nun vom BMF und der OECD im Rahmen einer Finanzbildungs-Strategie verdichtet, die im Herbst diesen Jahres vorgestellt werden soll.
Mastermind-Gruppen zum Thema Altersvorsorge für Selbstständige – was ist eure Meinung?
Mastermind-Gruppen zum Thema Altersvorsorge könnten unserer Ansicht nach ein hilfreiches Format für Selbstständige sein. Für die Gruppen sind unterschiedliche thematische Schwerpunkte denkbar:
- In der Anspar-Phase steht für jüngere Selbstständige der Vermögensaufbau im Vordergrund.
- Für ältere Selbstständige treten mit dem Übergang in den Ruhesstand in der Entspar-Phase aber andere Fragen auf (Umschichtung, steuerliche Optimierung, Verzehr von Immobilien z.B. bei hohen Pflegekosten).
- Spezielle Fragen könnten sich für Frauen ergeben, die aufgrund ihres höheren Anteils an der Care-Arbeit in verschiedenen Lebensphasen nur in Teilzeit arbeiten und deshalb beim Aufbau einer Altersvorsorge vor ganz eigenen Fragen stehen.
Wie ist deine Meinung dazu: Hättest du Interesse, an einer solchen Gruppe zum Thema Altersvorsorge teilzunehmen und gemeinsam mit anderen dieses Thema für dich voranzutreiben? Welche Fragen stünden für dich im Vordergrund? Wir sind gespannt auf deinen Kommentar!
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